Die Klassiker der 40er Jahre klingen bei der Musikerin Rika Tjakea aus Hamburg mit ihrer Band “Swing op de Deel“ sehr aktuell und modern

Lüneburg. Wenn Sängerin Rika Tjakea mit ihrer Band "Swing op de Deel" Evergreens der vierziger Jahre präsentiert, dann tun die vier Norddeutschen das standesgemäß: Nämlich mit plattdeutschen Texten. Das "Girl from Ipanema" wird dann zum "seuten Jung", der bloß leider nicht gut "kieken" kann - weil er nämlich die glühenden Blicke seiner Verehrerin nicht bemerkt, wenn er jeden Morgen auf seiner immer gleichen Runde an der jungen Frau vorbeijoggt.

Aber auch Themen für "Mannslüüd" hat Rika Tjakea im Programm. Die "Route 66" spielt passenderweise auf der Elbuferstraße, wo Mann sich mitsamt seinem besten Stück - also dem Auto - so richtig austoben kann. "Plattdeutsche Texte müssen überhaupt nichts Altmodisches an sich haben. Wenn man es singt, ist das Plattdeutsche eine ganz weiche Sprache. Da geht viel mehr als nur der Gesang bärtiger Shantychöre", sagt Rika Tjakea, die für ihren Mut zu ausgefallenen musikalischen Cross-Over Programmen im letzten Jahr mit dem Kulturförderpreis des Landkreises Lüneburg ausgezeichnet wurde.

Ihre Vorliebe für Plattdeutsch stammt schon aus Kindertagen. Rika Tjakeas Vater ist der niederdeutsche Autor Hayo Schütte, den sie auf seine Lesungen musikalisch begleitete. Und die Handschrift des Vaters findet sich auch in den Stücken der Tochter wieder. Heute macht Hayo Schütte für sie und ihre Band aus englischsprachigen Evergreens gefühlvolle Arrangements auf Plattdeutsch. Rika Tjakeas Interpretation dieser Unterhaltungsklassiker haben ihr schon einige Einladungen ins Fernsehen eingebracht: Zuletzt spielte sie mit ihrer Band auf dem Sommerfest der Sendung "Landpartie" mit Heike Görtz und in der Talkshow "Talk op Platt" des NDR.

Rika Tjakea ist in Hamburg geboren, dort lebt sie auch, gibt Musikunterricht und absolviert Auftritte. Doch auch in Lüneburg ist sie regelmäßig zu hören: Die alte Salzstadt ist eine zweite Heimat geworden, denn hier hat sie an der Leuphana Kulturwissenschaften studiert - und sich dann doch für die Bühne entschieden. "Ich wollte immer Musik machen, aber anfangs habe ich mich nicht getraut, mich nur auf die Musik zu verlassen", sagt Rika Tjakea. Musikalisch begonnen hat sie in Lüneburg mit der Frauen A-Capella-Formation "Quadrophonia" und als Sängerin der Gruppe "Feinslieb", mit der sie die Musik der Renaissance zurück auf die Bühne brachte.

"Der Wechsel zwischen den verschiedenen Musiksparten, das liegt mir sehr. Ich singe auch gern alte Chansons, die haben viel Wortwitz. Es ist für mich einfach eine Freude, so vielfältig zu sein", sagt die Sängerin.

Und doch, Swing ist ein Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Das Publikum erfreut sich an den "töffeligen Kerls" die Rikea Tjakea besingt. Ihre Begleiter Jens Balzereit (Baß), Andreas Hansen (Gitarre) und Thomas Laukat (Schlagzeug und Cajun) holen alles aus sich und ihren Instrumenten, um mit Solos und einer Prise Humor auf der Bühne zu glänzen.

Ihr Publikum hat die temperamentvolle Sängerin dabei schnell im Griff: Da werden Nebelhörner und Möwengeschrei improvisiert, wenn ein Dampfer sich auf den Weg macht - und eine "alte Kulturtechnik, die keinesfalls in Vergessenheit geraten darf" wird dem Publikum auch im Schnelldurchlauf beigebracht: Schunkeln ist angesagt, und zwar nicht irgendwie, sondern bitte gerne im Takt.

Weil Rika Tjakea - deren Vornamen aus dem Friesischen stammen, und die mit vollem Namen Rika Tjakea Schütte heißt - gerade nicht auf der Bühne steht, entwickelt sie neue musikalische Formate: Mit Martin Hinrichs an der Laute singt sie Lieder der Renaissance. Und mit dem Lüneburger Komponisten und Saxophonisten Axel Jankowski soll ein Duo entstehen, das anspruchsvolle Tanzmusik und viel musikalische Improvisationen präsentiert.

Was es in Lüneburg aber nicht mehr gibt, ist eine Bühne, auf der man live musikalisch ausgefallene Programme zeigen kann. "Lüneburg hat schon eine vielfältige Kunstszene. Aber seitdem in der Wunderbar der Veranstalter und das Programm gewechselt haben, fehlt doch etwas. Da geht in Hamburg mehr", sagt Rika Tjakea.

www.rikatjakea.de