Seit 20 Jahren gibt es den Verkehrsclub Deutschland im Landkreis. Sein Ziel ist eine Mobilität, die Umwelt und Menschen schont

Lüneburg. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kämpft für eine Mobilität, die nicht zu Lasten der Umwelt geht. Auch in Stadt und Landkreis Lüneburg ist der Verbraucher- und Umweltverband mit von der Partie, wenn es um Züge, Autos, Lastwagen, Fahrräder und Fußgänger geht. Der Regionalverband Elbe-Heide feiert jetzt sein 20-jähriges Bestehen. Zwei Jahrzehnte, in denen sich der VCD einmischt in die Verkehrspolitik in der Region.

"Wir wollen Druck machen und Alternativen aufzeigen, weil Verkehrspolitik uns alle betrifft", sagt Hans-Christian Friedrichs, stellvertretender VCD-Landesvorsitzender aus Reppenstedt. Das geschieht etwa in kommunalen Verkehrsausschüssen. "Außerdem holen wir Anregungen von außen in die Region, stellen Projekte zur Diskussion, die woanders schon erfolgreich sind."

Druck machen ist das Stichwort für zwei Großprojekte, die der VCD-Regionalverband ablehnt: Den geplanten Bau der Autobahn 39 und der Y-Bahntrasse durch die Lüneburger Heide. Auch wenn die Schnellfahrstrecke der Bahn nur den Nachbarkreis Harburg durchkreuzt, so habe das Projekt dennoch Auswirkungen auf Lüneburg, so Friedrichs. "Weil die ICE dann über die neue Y-Trasse rollen würden und Lüneburg damit vom Fernverkehr abkoppeln." Daher plädiert der VCD, Lüneburg als Station im Fernverkehr zu stärken. "Schon jetzt werden die, wenn auch wenigen, ICE-Halte gut angenommen."

Keinen Kompromiss gibt es bei der A 39. "Es gibt einen ganzen Katalog von Argumenten gegen die Autobahn", sagt Friedrich und zählt auf: Geldverschwendung, Flächenfraß, Zerstörung der Natur- und Kulturlandschaft, Stärkung des klimaschädlichen Individualverkehrs. "Das alles ist nicht zukunftsfähig. Außerdem wird die Autobahn nicht die versprochenen neuen Arbeitsplätze bringen."

Statt die A 39 zu bauen, schlägt der VCD vor, den Güterverkehr auf die Bahn zu verlagern. "Weil wir umsteuern, Ressourcen einsparen und effizienter werden müssen." Besonders die Region Lüneburg bekommt durch die Nähe zum Hamburger Hafen die Folgen des massenhaften Güterverkehrs auf der Straße zu spüren. Der aktuelle Streit über die Sperrung der B 5 für Lkw über zwölf Tonnen zwischen dem Landkreis und dem Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg zeige das deutlich. "Es ist wichtig, dass die Menschen bei uns im Landkreis an den Bundesstraßen 4 und 209 entlastet werden. Aber um das zu erreichen, dürfen sich Kommunen nicht gegenseitig bekämpfen mit Straßensperrungen für Mautflüchtlinge." Der VCD fordert, die Lkw-Maut auf alle Straßen auszuweiten, und den Blick auf erfolgreiche Pilotprojekte im Bahn-Güterverkehr zu richten. "Der Rübentransport auf der Schiene von Schleswig-Holstein nach Uelzen in die Zuckerfabrik war vielversprechend. Leider wurde er aus politischen Gründen nicht fortgeführt, weil das Land nicht bereit war, eine Bürgschaft für fehlende Mittel bereit zu stellen."

Löcher in den öffentlichen Haushalten sind es oft, mit denen Anregungen des VCD abgewehrt werden. Wie etwa der Erhalt und die Sanierung der Bahnstrecken Lüneburg-Dannenberg, Lüneburg-Bleckede und Lüneburg-Soltau. "Auf allen Strecken wäre ein vernünftiger und schneller Nahverkehr möglich", sagt Friedrich.

Dringenden Handlungsbedarf sieht er in drei Orten im Landkreis. "In Amelinghausen muss endlich die Sperrung der Ortsdurchfahrt für den Schwerlastverkehr überwacht werden." Wenn der Lkw-Durchgangsverkehr gedrosselt werden würde, hätte der Ort die Chance, sich touristisch noch besser weiter zu entwickeln. Für die Ostumgehung am Lüneburger Stadtteil Moorfeld fordert Friedrich ein Tempolimit von mindestens 80 km/h. "Die Lärmbelastung ist nicht hinnehmbar." Und in Adendorf wünscht er sich, den alten Bahnhof zu reaktivieren, um so die Fahrtzeiten nach Lüneburg in einer Kombination aus Bus und Bahn zu reduzieren.

Gelungene Verkehrsprojekte seien die vielen Kreisel, die in den vergangenen Jahren gebaut wurden, wie in Bardowick, Barendorf und Wetzen. "Sie bringen mehr Sicherheit." Auch der Ausbau des Zentralen Omnibusbahnhofes in Lüneburg wird gelobt. "Der ÖPNV erhält mehr Raum." Zudem hält Friedrichs die Planung einer Fahrradstraße in Reppenstedt für gelungen, auf der Radler Vorrang haben.