2005 schlug Heinrich Steinhauer den Marktbeschickern vor, bei den Sülfmeister-Spielen mitzukämpfen

Thomasburg. Eigentlich war der vergangene Sonnabend ein Sonnabend wie jeder andere im Alltag des Heinrich Steinhauer. Gegen 2 Uhr nachts aufstehen, die Waren für den Wochenmarkt zusammenpacken, den Stand vor dem Lüneburger Rathaus aufbauen - und ab 7 Uhr Gemüse verkaufen. Eine Ausnahme allerdings gab es an diesem Sonnabend: Für den Abbau der Marktstände hat Heinrich Steinhauer sich einen Helfer geholt. Denn zu dieser Zeit musste der Landwirt aus Thomasburg schon mit seinen Mitstreitern für die Sülfmeister-Wettkämpfe parat stehen.

Er selbst war es, der sich die Suppe eingebrockt hat: Denn er selbst sagte vor fünf Jahren zu seinen Wochenmarktkollegen: "Eigentlich müssten wir doch auch an den Wettkämpfen bei den Sülfmeistertagen teilnehmen." Das war an einem Sonnabend, und kurz nach der auf den Marktplatz geworfenen Idee kam einer der damaligen Organisatoren bei den Marktbeschickern vorbei.

Steinhauer erzählte auch ihm von seinem Plan - und schneller als er gedacht hatte, wurde aus der Idee Realität. "Eine andere Gruppe hatte gerade abgesagt, wir konnten den Platz übernehmen", erinnert er sich.

Gut eine Woche vor den Spielen war das damals, Zeit fürs Training hatten die Frauen und Männer vom Markt daher kaum. Brauchten sie aber auch gar nicht, denn gleich beim ersten Mal gewannen die Marktleute die Wettkämpfe - und schickten Elke Wilkens als erste und bis heute einzige Sülfmeisterin, um den Festzug anzuführen.

Bei der fehlenden Vorbereitung ist das Team geblieben. "Wir haben noch nie trainiert", gibt Steinhauer zu. Aber wer täglich um die zwölf Stunden arbeitet, regelmäßig mitten in der Nacht aufsteht, um zum Großmarkt zu fahren oder den Verkauf bei den Wochenmärkten vorzubereiten, der hat auch für die Wettkämpfe genug Kraft in den Knochen.

Wobei Kraft allein laut Heinrich Steinhauer nicht ausreicht, um am Ende der Sülfmeistertage als Sieger auf der Bühne zu stehen: "Das Team braucht eine gute Mischung aus Kraft, Geschicklichkeit und neuerdings auch Wissen. Wir haben für jedes Spiel die richtigen Leute im Einsatz."

Bislang konnte sich der Ideengeber um den Job des Sülfmeisters herumdrücken: "Ich habe es immer geschafft, andere vorzuschieben." Aber jetzt ist der Initiator der Marktbeschicker-Gruppe selbst einmal dran. Mit einem Termin pro Woche rechnet der Vater zweier Kinder, der mit seinen Söhnen, Lebensgefährtin Magdalena und seiner Mutter auf dem Hof in Thomasburg lebt. Wie die zusätzliche Aufgabe mit der Arbeit eines Bauern zu vereinbaren ist, weiß Steinhauer noch nicht genau.

In dritter Generation bewirtschaftet der 43-Jährige den Hof der Familie, der bis 1928 eine Zeit lang verpachtet war, bis Heinrich Steinhauers Großvater den Betrieb übernahm.

Als junger Mann hatte "Spargel-Heinrich" eigentlich andere Pläne, als Spargelbauer zu werden. Eine Lehre als Starkstromelektriker schwebte ihm vor. Doch auf die Lehrstelle hätte er ein Jahr warten müssen, das dauerte dem jungen Kerl zu lange. Er lernte auf einem Hof bei Wriedel, wurde Landwirt.

"Die Arbeit macht Spaß", sagt er. Das findet sein Sohn René (14) auch, hilft dem Vater auf dem Hof. Wenn er und Leon (zwölf) es sich jedoch einmal anders überlegen sollten, "wäre das in Ordnung", sagt der Papa. "Denn man muss Lust haben zu dieser Arbeit und viel hineinstecken."

Wirtschaftlich umstellen wird der Landwirtschaftsmeister ab nächstem Jahr seinen Betrieb, denn sein Haupterwerbszweig Spargel wird den Hof auf Dauer nicht halten können, weiß er - trotz seines Marketings, ausschließlich ohne wachstumsbeschleunigende Folien anzubauen und damit im Wettbewerb mit anderen Anbauern werben zu können. "Wir haben 15 Hektar Spargel", sagt Steinhauer, "es gibt aber Betriebe mit mehreren 100 Hektar. Die ernten mittlerweile mit Maschinen, und der Lohn ist der größte Kostenfaktor." Gegen die Preise der Großen hat der Thomasburger auf dem Markt keine Chance. Er will sein Sortiment daher ausweiten, ein Gewächshaus bauen.

Und so wird der kommende Sonnabend erst einmal wieder ein ganz normaler Sonnabend im Alltag von Heinrich Steinhauer werden: Um zwei Uhr aufstehen, packen, und ab auf den Lüneburger Wochenmarkt vorm Rathaus.