Auch in Adendorf gibt es bedürftige Familien und Kinderarmut . Eine neue Initiative will jetzt etwas dagegen unternehmen

Adendorf. Die Gemeinde ist vergleichsweise reich. Im Gegensatz zu vielen Nachbarkommunen drückt die Adendorfer finanziell kaum der Schuh. Auch hat der Ort schmucke Einfamilienhäuser, die auf gute Einkommen schließen lassen, eine prima Infrastruktur, ein feines Hotel und zudem locken Golfplätze nicht selten gut betuchte Spieler aus nah und fern an. Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille und die heißt Kinderarmut.

Für Mädchen und Jungen, deren Eltern nur über einen schmales Einkommen im Monat verfügen, soll nun ein Kinderladen eingerichtet werden, in dem Kleidung und Wäsche für wenig Geld zu haben ist. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich ein Runder Tisch in der Gemeinde gebildet, an dem Vertreter von Behörden, sozialen Diensten, der Jugendhilfe, Schulen, Kindergärten, Vereinen und Wohlfahrtsverbänden Platz genommen hatten. Nachdem sich gezeigt hatte, dass Kinderarmut sehr wohl ein Thema in Adendorf ist, setzten sich die Beteiligten das gemeinsame Ziel, dagegen anzugehen.

Kinderarmut hat viele Gesichter", sagte Bürgermeister Joachim Pritzlaff (SPD) bei der Gründung des Runden Tisches. Sie sei auch in Adendorf zu beobachten, wenn Kinder zum Beispiel ohne Pausenbrot in den Kindergarten oder die Schule kommen, nicht an Klassenfahrten teilnehmen können oder zu enge Kleidung tragen, weil für neue Sachen das Geld fehlt. Wenn es auch keine konkreten Zahlen gibt, so ist etwa jedes sechste Kind in der Gemeinde betroffen. Das ergibt sich, wenn die Zahl der Hartz IV-Empfänger im Ort - potenzielle Betroffene - als Berechnungsgrundlage herangezogen wird.

Inzwischen hat der Runde Tisch mit dem Kinderladen sein erstes Projekt angeschoben. An der Dorfstraße soll er eröffnet werden. Noch ist das Vorhaben nur ein Vorschlag, der vom Verwaltungsausschuss des Rates abgesegnet werden muss. Voraussichtlich steht der Kinderladen im Oktober auf der Tagesordnung des zweithöchsten Gremiums der Gemeinde nach dem Rat.

Derweil ist Elfi Rosin aber optimistisch, dass das kleine und soziale Geschäft nahe der Grundschule auch tatsächlich eingerichtet wird. Die SPD-Ratsfrau und Teilnehmerin am Runden Tisch sagt, es gebe mit dem Sozialverband Deutschland (SoVD) in Adendorf bereits eine Organisation, die den Betrieb der Einrichtung übernehmen wolle. Sie muss es wissen, schließlich steht sie als Ortsvorsitzende dem SoVD vor. "Es haben sich schon viele Frauen gemeldet, die ehrenamtlich mithelfen wollen, indem sie Kleidung waschen, bügeln, sie bei Bedarf flicken und bei Spendern einsammeln", sagt Rosin. "Es gibt genug gut situierte Bürger, die gut erhaltene Kleidung spenden oder abgeben wollen, weil sie die Sachen nicht wegwerfen oder auf dem Flohmarkt anbieten", sagt Elfi Rosin.

Sie könne sich vorstellen, dass Kleidungsstücke für einen Euro und Unterwäsche für 50 Cent je Teil den Besitzer wechseln. "Aber es kann auch getauscht werden." Eines sei sehr wichtig betont sie: "Der Kinderladen ist nicht nur für Bedürftige. Alle Familien können mitmachen. Es hängt nicht am Geldbeutel." Denn jedwede Form von Stigmatisierung eines soll unter allen Umständen vermieden werden.

Elfi Rosin ist der Ansicht, dass ein Kinderladen gut nach Adendorf passt: "Weil die Gemeinde schon jetzt viel hilft wie zum Beispiel mit kostenlosem Mittagessen für bedürftige Kinder, Nachmittagsbetreuung in der Schule, finanziellen Zuschüssen für Schreibmaterial und Bücher für den Unterricht sowie Klassenreisen." Zudem habe sich bei den Treffen am Runden Tisch herauskristallisiert, dass in Schulen und Vereinen immer wieder festgestellt würde, das den Mädchen und Junge Kleidung fehlt: "Bei Turnzeug wird dann behauptet, es sei vergessen worden oder gerade in der Wäsche."

Elfi Rosin hofft, dass der Kinderladen im kommenden Januar seine Türen öffnen kann. Sie rechnet, dass für die noch zu renovierenden Räume und die Erstausstattung rund 3000 Euro aus dem Gemeindesäckel bezahlt werden müssten. "Mit einer geringen Investition könnten wir viel erreichen", sagt sie.

Die Gemeindeverwaltung steht dem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber. Richard Meier, Leiter des Fachbereichs Ordnung und Soziales in Adendorf, sagt: "Wir wollen klein anfangen und dabei prüfen, wie der Bedarf ist." Den Kinderladen mit Leben erfüllen müsse der Runde Tisch. "Gemeinde und Rat wollen nur anschieben und nicht hineinreden. Wir halten uns raus." Und das aus gutem Grund wie er sagt: "Wir wollen keine kommunale Einrichtung, weil das Barrieren für Bedürftige aufbauen könnte. Sie könnten Hemmungen haben, in den Laden zu gehen, wenn er eine öffentliche Einrichtung der Gemeinde wäre."