Rettungskräfte aus drei Landkreisen rüsten sich in der Göhrde für Bekämpfung von Waldbränden

Göhrde. Die menschenleere Waldidylle im Staatsforst Göhrde haben am Sonnabend etwa 450 Feuerwehrleute mit hektischer Betriebsamkeit bevölkert. Die Rettungskräfte aus den Landkreisen Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg trainierten gemeinsam, was im Extremfall zu tun ist. Heller Qualm, der aus Blechtonnen emporstieg, simulierte an dem regnerischen Nachmittag einen Walbrand im Hochsommer: Die Feuerwalze hatte sich auf einer Fläche von mehr als einem Hektar ausgebreitet und drohte, noch mehr Natur zu zerstören.

Die Feuerwehren kamen mit insgesamt 110 Fahrzeugen zu ihrem Einsatzort in der Nähe der Revierförsterei Röthen. Dort warteten gleich mehrere außergewöhnliche Schwierigkeiten auf sie. "Es handelt sich um einen Waldbrand in schwer zugänglichem Gelände, bei unzureichenden Wasserverhältnissen und es gibt Probleme bei der Kommunikation", beschrieb Lüneburgs Kreisbereitschaftsführer Henning Banse die Übungslage. Er hatte den Testlauf inmitten der abgeschiedenen Natur ausgearbeitet und vergab an Ort und Stelle die Aufgaben an die Einsatzkräfte der verschiedenen Verbände.

Damit Banse seiner Arbeit nachgehen konnte, mussten zunächst die Kommunikationsprobleme gelöst werden. "Die Übermittlung der Aufgaben wäre ohne die Kradmelder der Feuerwehren schwer zu koordinieren gewesen", berichtet Alfred Schmidt, Sprecher der Feuerwehr im Landkreis Lüneburg. Wie sich erst bei der Übung herausstellte, war der Funkkontakt der Feuerwehren untereinander nur mit Hilfe von improvisierten Relaisstationen möglich. "Die Funkverbindungen sind in diesem Bereich sehr schwierig und wir hoffen, dass dieses Funkloch mit dem neuen Digitalfunk geschlossen wird", so Übungsleiter Banse.

Den fiktiven Großbrand bekämpften die Rettungskräfte mit mehr als 5000 Metern Feuerwehrschlauch. Das Löschwasser war mit 20 Tankfahrzeugen herangeschafft worden. Tatkräftige Unterstützung erhielten die an vorderster Flammenfront eingesetzten Feuerwehren aus den Landkreisen Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg von ganz weit oben.

Aus der Luft half ein Hubschrauber der Bundespolizei beim Löschen. Er war in Gifhorn zur Einsatzstelle gestartet. Wasser für den untergehängten 2000 Liter fassenden Behälter hatte der Pilot im Hafen Teißau aufgenommen, um die schwere Last zur Einsatzstelle zu hieven. Damit dabei der Schiffsverkehr auf der Elbe nicht gefährdet wurde, sicherte die Feuerwehr Hitzacker mit ihrem Boot das Hafengebiet.

Entscheidende Hilfe leistete auch der Flugdienst der Feuerwehr. "Bei hohen Waldbrandgefahrenstufen kann er die Einsatzkräfte schnell zum Brandort führen", erklärt Reiner Baumgart, Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. "Diese Einrichtung ist absolut sinnvoll und sollte unterstützend zur Kameraüberwachung der Waldgebiete beibehalten werden".

Feuerwehr-Sprecher Schmidt: "Die eingesetzten Feuerwehren mussten vom Flugzeug aus zu ihren Einsatzstellen geleitet werden, weil das Gelände schwer zugänglich und unübersichtlich ist." Die Göhrde ist eines der größten historisch zusammenhängenden Waldgebiete in Norddeutschland. Revierförster Hasso Both: "Hier ist die Waldbrandgefahr auf Grund des Baumbestandes und der Bodenvegetation im Sommer besonders groß."

In dem etwa 75 Quadratkilometer großen, in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg gelegenen, Staatsforst war es in diesem Sommer zu keiner brenzligen Situation gekommen. Das Feuerwehrflugzeug musste Anfang Juli aber zu einem Einsatz über einem Waldstück bei Amelinghausen abheben. Die Besatzung bestätigte aus der Luft den Verdacht eines Landwirts und dirigierte einen Löschtrupp an die richtige Stelle zwischen dem Wohnmobilparkplatz und dem Lopausee.

Trotz der inzwischen abgekühlten Temperaturen und des feuchten Wetters warnen Polizei und Feuerwehr weiterhin vor Waldbrandgefahren, die durch alltägliches Fehlverhalten entstehen. Noch bis Ende Oktober ist es daher verboten, in Wäldern, Mooren und Heiden offene Feuer zu entzünden oder zu rauchen. Lüneburgs Polizei-Sprecherin Nicole Winterbur: "Oft beginnen Waldbrände vom Straßenrand aus."