So gelungen sie auch sein mag, die Planung für Speicherquartier und Hanseviertel, die in diesen Monaten vor unseren Augen am Meisterweg Gestalt annimmt - so sehr führt sie uns doch auch vor Augen, dass sich die Städtebauplanung an einem Wendepunkt befindet.

Mit der Bebauung der bisher brach liegenden Flächen hinter der ehemaligen Schlieffen-Kaserne dürfte die Stadt so ziemlich das letztere größere Areal innerhalb ihrer Stadtgrenzen erschlossen haben, das sich für Neubauten eignet. Hand anlegen an den beiden grünen Lungen der Stadt - dem Tiergarten und Tiergartenkamp - dürfte in naher Zukunft kaum möglich und aus Naturschutzgründen auch nicht sinnvoll sein.

Die schöne Tausendjährige, deren Reize in den vergangenen Jahrzehnten für konstanten Zuzug von Neubürgern sorgten, stößt an ihre Grenzen. Selbst in den ehemals eher verträumten Ortsteilen Oedeme und Ochtmissen gibt es nur noch kleine Lücken, auf die Bauwillige in Zukunft setzen könnten.

Die zunehmende bauliche Verdichtung unserer Lebensräume sollte uns veranschaulichen, wie kostbar das Gut ist, mit dem wir in der Vergangenheit oft allzu sorglos umgegangen sind: Die Ressourcen sind endlich, das gilt auch für städtisches Bauland.

Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik werden derzeit in Deutschland rund 113 Hektar Freifläche pro Tag in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Viele Gemeinden hoffen, dass neue Baugebiete zusätzliche Einnahmen aus Steuern und dem kommunalem Finanzausgleich in die leeren Kassen spülen. Doch die Studie kommt zu anderen Ergebnissen. Ihr zufolge ist der Saldo für die Kommunen oft negativ - denn die Kosten für Erschließung und die Infrastruktur sind in sehr vielen Fällen höher als die Einnahmen aus Steuern und Finanzausgleich.

Hoffen wir, dass die Stadtplaner von dieser Studie auch gehört haben und ihre Ergebnisse beherzigen.