Der Angeklagte bestreitet vor dem Amtsgericht Lüneburg die Tat

Kurz nachdem sich Paul M. auf dem Weg zur Nachtschicht gemacht hatte, bemerkte er, dass in seiner Wohnung in der Lüneburger Innenstadt das Licht im Flur erst anging, dann ausging und wenig später im Wohnzimmer aufflammte. Der Schlosser stieg die Stufen in den zweiten Stock hinauf, bemerkte aber nichts Ungewöhnliches. Erst als ihn seine Untermieterin Petra J. im Treppenhaus aufmerksam machte, dass gerade jemand von oben an ihrer Balkonbrüstung herabgeklettert sei, dämmerte Paul M., dass nicht er vergessen hatte das Licht auszumachen, sondern, dass er beinahe einen Einbrecher überrascht hätte.

Wegen dieses Einbruchs soll sich Alexander P. vor dem Amtsgericht Lüneburg verantworten. Der 23-Jährige, der sein Sakko sehr sorgsam über die Lehne seines Stuhles hängt, sitzt mit verschränkten Armen neben seinem Anwalt. "Das muss eine Verwechslung sein, ich war es nicht", sagt der dunkelhaarige junge Mann.

Sein Anwalt verliest eine Erklärung, in der von einer schweren Knieverletzung die Rede ist. "Ich konnte zum Zeitpunkt des Einbruchs nicht einmal ohne Schmerzen in die Hocke gehen. Eine Flucht aus dem zweiten Stock über diverse Balkone ist also ausgeschlossen", sagt Alexander P.

Die Haustür hatte Petra J. dem Einbrecher geöffnet. "Ein junger Mann fragte mich, ob ich Lust hätte eine Jacke mit einem Werbelogo zu tragen, wenn ich einkaufen gehe. Ich lehnte ab und ging zurück zu meinem Sohn, mit dem ich Karten spielte", sagt die Hauswirtschaftshilfe.

Sie und ihr Übermieter sind sicher, dass Alexander P. der Täter war, der die Wohnung von Paul M. durchsuchte und dann ohne Beute floh. "Der ist auch nicht weggerannt, nachdem er von meinem Balkon gesprungen war, sondern hat sich ganz gemächlich entfernt", berichtet Petra J. Der Schlosser Paul M. verfolgte den dunkel gekleideten Einbrecher und stellte ihn schließlich vor einer Tankstelle. "Ich wollte wissen, was er in meiner Wohnung zu suchen hatte, deshalb bat ich ihn mit zurück zu unserem Haus zu kommen. Wenn Frau J. ihn nicht erkennt, sagte ich, kann er ja wieder verschwinden", berichtet der Mann vor Gericht.

Beide Zeugen hatten Alexander P. später wiedererkannt, als sie bei der Polizei verschiedene Bilder vorgelegt bekamen. Auch vor Gericht sind sich die beiden ziemlich sicher, dass es der Angeklagte war, der wie Spiderman über die Balkone floh.

"Wieso haben die beiden Zeugen Sie als Täter benannt?", will der Richter wissen. Alexander P. zuckt die Schultern. "Wahrscheinlich wegen des Barts." Der arbeitslose Lüneburger trägt ihn aufwendig gestylt, ähnlich wie der Fußballer Kevin Kuranyi.

Den Richter überzeugt die Argumentation des Angeklagten nicht von dessen Unschuld. Er will weitere Zeugen hören. Die Verhandlung wird am 11. Oktober um 13.30 Uhr fortgesetzt.