Weil die Personaldecke zu dünn ist, kann der frisch sanierte Kochbereich in der Untersuchungshaftanstalt in Lüneburg nicht benutzt werden.

Lüneburg. Was bei den Häftlingen in den Justizvollzugsanstalten in Lüneburg auf den Tisch kommt, interessiert auch Wolfgang Peter Paul (CDU) und Birgit Neumann (SPD). Die beiden Kommunalpolitiker verstehen sich als Mittler zwischen den Inhaftierten und der Anstaltsleitung.

"Erfahrungsgemäß interessieren sich die Häftlinge vor allem für das Essen und die Freizeitangebote in der Einrichtung", sagt Wolfgang Peter Paul, der sich seit acht Jahren für die Belange der Insassen der Untersuchungshaftanstalt und der Justizvollzugsanstalt am Brockwinkler Weg einsetzt.

2009 wurden er und Birgit Neumann auf Vorschlag des Kreisrates vom Niedersächsischen Justizministerium zu Mitgliedern des Beirates der Justizvollzugsanstalt Uelzen, Abteilung Lüneburg ernannt. Derzeit stehen die Beiratsmitglieder 92 Häftlingen als Ansprechpartner zur Verfügung. "Dass der Speiseplan eintönig ist, wird häufiger moniert", sagt Paul und schiebt hinterher: "Ich entgegne dann, dass es sich ja auch nicht um den Besuch in einem Hotel handelt."

Da die meisten Gefangenen in Untersuchungshaft und im offenen Vollzug arbeiten, haben sie die Möglichkeit, zusätzlich Lebensmittel zu kaufen. Einmal in der Woche bringt ein Lüneburger Einzelhändler auf Bestellung bestimmte Waren in die Untersuchungshaftanstalt am Markt: frisches Gemüse, Fleisch, Süßigkeiten. Früher haben die Häftlinge dann häufig gemeinsam gekocht, natürlich nach vorher bewilligtem Antrag und unter Aufsicht.

"Das Essen spielt im Gefängnis eine ganz andere Rolle. Es ist das Highlight des Tages", sagt Birgit Neumann. Die gemeinsame Zubereitung der Mahlzeit habe auch eine nicht zu unterschätzende soziale Funktion, die für die Inhaftierten enorme Bedeutung hat, ist sich die SPD-Politikerin sicher. Mittlerweile dürfen die derzeit 57 Insassen der Untersuchungshaft am Markt aber nicht mehr gemeinsam kochen. Obwohl die Küche vor fünf Jahren im Rahmen der Reform des Justizvollzugsgesetzes für eine Million Euro komplett saniert und modernisiert wurde.

Die Küche bleibt kalt, weil die Personaldecke in den Lüneburger Gefängnissen zu dünn ist. Die Zahl der Vollzugsbeamten reicht aus, um Sicherheit und den geregelten Ablauf zu gewährleisten, für spezielle Freizeitangebote wie das gemeinsame Kochen gibt es keine Kapazitäten. Häftlinge, die zusätzlich zum Anstaltsessen kochen wollen, können sich Kochplatten ausleihen. Auf das Gemeinschaftserlebnis müssen sie allerdings verzichten.

"Das Personal am Brockwinkler Weg wurde schon Ende 2008 von mehr als 30 Mitarbeitern auf jetzt 26 reduziert. Hinzu kommt der besondere Personalaufwand, wenn Gerichtsverhandlungen anstehen und die Häftlinge begleitet werden müssen, oder wenn sie krank sind und zum Arzt begleitet werden müssen", beschreibt Paul die aktuelle Situation. Immer wieder kritisieren die Häftlinge auch, dass ausgerechnet am Wochenende, wenn viele Familien und Bekannte frei haben, kein Besuch in den Vollzugsanstalten möglich ist, sagt Birgit Neumann.

"Mit Blick auf die Resozialisierung ist es schwierig, wenn der Kotakt zu den Familien durch die Öffnungszeiten erschwert ist", sagt Wolfgang Peter Paul. Außerdem finden am Wochenende auch keine Freizeitangebote für die Häftlinge statt.

Dafür, dass der Einsatz der Beiräte erfolgreich ist, hat Wolfgang Peter Paul ein Beispiel parat. "Früher haben sich die Häftlinge beschwert, dass es zu wenig Obst und Vitamine gab. Allenfalls Äpfel wurden verteilt", sagt Wolfgang Peter Paul. "Wir haben uns dann mit der Anstaltsleitung in Verbindung gesetzt und erreicht, dass die Häftlinge je nach Saison auch mehr Abwechslung geboten bekommen. Heute gibt es auch mal eine Mandarine oder Banane."