Beim Bezirksentscheid der Jugendfeuerwehren in Boltersen gingen 600 Teilnehmer von zehn bis 18 Jahren an den Start

Boltersen. Die Jugendfeuerwehr aus dem kleinen Ort Barnstedt ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Das stellte die Truppe gestern beim "Spiel ohne Grenzen" der Bezirksjugendfeuerwehr auf dem Sportplatz in Boltersen unter Beweis. Ohne Gezeter, Gemecker und Gezänk, stattdessen mit frenetischen Anfeuerungsrufen stellten sich die Barnstedter der schweißtreibenden Aufgabe: Sie rollten einen mächtigen und schweren Strohballen unfallfrei über den Parcours.

"Das macht Spaß. Wir kennen die Stärken und Schwächen unserer Gruppe, weil wir schon lange zusammen sind. Deshalb klappt das Teamwork bei uns super", erklärten Joshua (14), Karen (15) und Torben Dittmer (12), Jana Sander (13) und Martin Hartmann (17) unisono. Und das sogar ohne gezieltes Training. "Weil wir ja nicht wissen können, welche verrückten Spiele bei den Wettbewerben dran kommen." So bleibe als Vorbereitung nur, sich fit zu machen durch Laufen, Kraft- und Geschicklichkeitsübungen.

Neben dem Feuerwehrnachwuchs aus Barnstedt traten 57 weitere Jugendwehren an. An dem "Spiel ohne Grenzen" nahmen 600 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren teil. Die Gruppen, die sich am Bezirksentscheid beteiligten, kamen aus den Landkreises Lüneburg, Harburg, Stade, Uelzen, Lüchow-Dannenberg, Soltau-Fallingbostel, Celle, Cuxhaven, Rotenburg (Wümme), Osterholz, Verden und Diepholz.

Bei den Spielen und Aktionen wie etwa dem Wassertransport mit einem Leck geschlagenen Behälter, dem Balancieren auf Holzbrettern, dem Ziehen von Seifenkisten und Rasenwalzen stand eindeutig der Spaß an den zehn Stationen im Vordergrund. Das sagte Volker Claus, Bezirksjugendwart der Jugendfeuerwehren aus dem Bleckeder Ortsteil Göddingen. "Mit dem ,Spiel ohne Grenzen', das alle zwei Jahre organisiert wird, soll der Zusammenhalt bei den Kindern und Jugendlichen spielerisch gestärkt werden", sagte Claus. Die Veranstaltung sei weniger Feuerwehr-, als klassische Jugendarbeit.

In den vergangenen Monaten hatten sich die Teilnehmer, die in Boltersen an den Start gingen, bei ähnlichen Veranstaltungen auf der jeweiligen Kreisebene qualifiziert. Bei den Aufgaben kommt es vor allem auf Geschick und Schnelligkeit an. "Nicht um die feuerwehrtechnische Ausbildung", so der Bezirksjugendwart. Es sollen vielmehr das Sozialverhalten gestärkt werden und sich neue Freundschaften entwickeln. "Es wirken bei den Spielen Zehn- bis 18-jährige zusammen. Das ist schon fast generationsübergreifend."

Die Jugendfeuerwehr sei eine starke Truppe und Basis, um das freiwillige Feuerwehrwesen aufrechtzuerhalten, so Claus. Es werde immer schwieriger, Erwachsene für die Mitarbeit zu gewinnen. Eine Entwicklung, die sich auch langsam beim Nachwuchs abzeichne: "Die Kinder sind in der Schule, zum Beispiel in Ganztagsschulen, dermaßen gefordert, dass für die Jugendfeuerwehr keine Zeit mehr bleibt."

Dennoch sei die Nachwuchsorganisation der freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Lüneburg gut aufgestellt, meint Claus: "Wir haben 96 Ortswehren, von denen 72 eine Jugendwehr haben. Das ist eine sehr gute Auslastung."

Im Nachbarkreis Harburg sei es mit 88 Jugendwehren vergleichbar gut. Zufrieden ist der Bezirksjugendwart auch mit einer anderen Entwicklung. "Die Kinderfeuerwehren für die Sechs- bis Zwölfjährigen sind stark im Kommen. Wir brauchen sie auch als frühe Vorstufe zum späteren Hineinwachsen in die aktive Feuerwehr."

Den Stellenwert der Jugendfeuerwehr vor allem im ländlichen Bereich hoben die Mitglieder der Gruppe aus Ashausen im Kreis Harburg hervor, die sich auch für den Start in Boltersen qualifiziert hatte. "Sie stärkt die Dorfgemeinschaft, weil wir Dienst machen mit unseren Freunden. Das macht Spaß und deshalb ist der Zusammenhalt bei uns prima", sagten Kilian Kaiser (18), Tobias Schürmann (13), Sophie Sander (13) und Thor Arne Cordes (18).

Wie richtig ihre Worte sind, bewiesen auch die Gastgeber des "Spiels ohne Grenzen", die Jugendwehr Boltersen, die unterstützt wurde von der eigenen Ortswehr und der Samtgemeindewehr Scharnebeck. "Die Organisation ist eine heftige logistische Herausforderung", so Volker Claus. Fast ein Jahr habe die Vorbereitung gedauert, nachdem Boltersen den Zuschlag als Ausrichter erhalten hatte.

"50 Helfer haben nicht nur den Parcours aufgebaut. Sie kochen auch für die Teilnehmer. Es gibt Currywurst mit Pommes und Chicken-Wings." Das sei kinderfreundlich, wenn auch nicht unbedingt das, was gemeinhin unter gesunder Ernährung verstanden werde, sagte Claus schmunzelnd.

Während der Siegerehrung des "Spiels ohne Grenzen" wurden auch die Gewinner des Umweltschutzpreises der Bezirks-Jugendfeuerwehr Lüneburg ermittelt und bekannt gegeben. Elf Jugendfeuerwehren hatten sich mit teilweise bemerkenswerten Aktionen rund um den Umwelt- und Naturschutz beworben.