Gesa Luise Dröge hat ein Buch über ihre Erfahrungen als Sterbebegleiterin geschrieben

Lüneburg. Am Scheideweg zwischen Leben und Tod ist Gesa Luise Dröge für einige der letzte menschliche Kontakt zum Hier und Jetzt. Die 44-Jährige ehrenamtliche Sterbebegleiterin engagiert sich seit fünf Jahren beim Lüneburger Hospizverein. Patienten, bei denen Ärzte alle Therapien und Behandlungsmethoden ausgeschöpft haben und keine Heilungschancen mehr sehen, besucht sie zu Hause oder im Klinikum. Zu manchen entwickeln sich Beziehungen, die zum Teil über Jahre bestehen bleiben. Anderen begegnet sie nur für wenige Augenblicke. Während ihre Patienten sterben, geht das Leben von Gesa Luise Dröge weiter.

Über ihre Erlebnisse hat sie nun ein Buch mit dem Titel "Der Wahrheit auf der Spur" geschrieben. Darin verarbeitet die Autorin in Gedichten ihre Erfahrungen im Umgang mit Sterbenden. Den Anstoß zu ihrer Arbeit gab eine persönliche Erfahrung. Nachdem die zweifache Mutter einen guten Freund am Sterbebett besucht hatte, wurde ihr klar, dass sie sich künftig für die Belange Todkranker im Hospizverein engagieren wollte.

Das aus dem Leben scheiden, wie es häufig in Filmen dargestellt wird, die Angehörigen am Bett sitzend und die Hand des Sterbenden haltend, während der mit einem letzten Atemzug sanft einschläft, habe wenig mit der Realität zu tun, sagt Dröge. Häufig seien ihre Patienten durch Krankheit und die Nebenwirkungen der Medikamente körperlich sehr geschwächt.

Ihre Gedichte, die Titel tragen wie "Der Mann ohne Magen", "Ohnmacht" oder "Übergang", skizzieren klar und deutlich, wie die letzte Etappe des Lebensweges aussehen kann, ohne zu beschönigen. Dennoch spricht aus kurzen Texten vor allem Mitgefühl und Respekt der Autorin gegenüber den Menschen, denen sie begegnet.

Weil sie sich auf die Wünsche ihres Gegenüber konzentriere, trete für sie der bevorstehende Tod ihres Patienten in den Hintergrund. Ihr Ziel sei es, für die Sterbenskranken und ihren Angehörigen so lange wie möglich zumindest eine gewisse Lebensqualität zu erhalten. "Obwohl die meisten im Vorfeld schwere Erkrankungen durchleben, gehen viele mit einem friedlichen Gesichtsausdruck", sagt die zierliche kleine Frau.

Die Sterbebegleitung ist ein Angebot an die Patienten. Aber nicht jeder will seine letzten Stunden damit verbringen, über den Tod oder die Krankheit zu reden. Häufig genüge es den Patienten, nicht allein zu sein. "Einmal war ich bei einer alten Dame, die eine Serie im Fernsehen geschaut hat. Sie wollte nicht reden, aber bat mich, da zu bleiben und mit ihr fernzusehen. Das hatte zehn Jahre niemand mehr getan", erinnert sich Dröge. Andere haben niemanden mehr, der sie besucht und sich um sie kümmert. Für diese Menschen übernehmen die Sterbebegleiter häufig auch ganz praktische Aufgaben, halten Kontakt zwischen Pflegeeinrichtung und Krankenhaus. Aber auch Angehörige suchen immer wieder Rat und Trost bei den ehrenamtlichen Sterbebegleitern. "Der Verstorbene fehlt im Leben der anderen Menschen", sagt die Mitarbeiterin des Hospizvereins. Viele könnten im ersten Moment mit dem Verlust nur schwer umgehen.

Gesa Luise Dröge war selbst gezwungen sich früh mit dem Thema auseinandersetzen. Ihre Mutter beging Selbstmord, als sie drei Jahre alt war, schreibt die Autorin im Vorwort. Mit ihrem Buch will sie auf die Hospizarbeit und ihre Bedeutung für Betroffene, ihre Angehörigen und Freunde aufmerksam machen. Noch immer sei das Thema eines, das in der Öffentlichkeit sehr wenig wahrgenommen werde. "Es ist mir wichtig zu signalisieren, dass niemand allein gelassen wird", sagt die 44-Jährige. Im vergangenen Jahr las sie erstmals öffentlich ihre Gedichte, unter anderem in der Wilhelm-Raabe-Schule, begleitet von einem Musiker. Zwischen den kurzen Stücken improvisierte der Pianist Florian Fiechtner aus Bleckede. Die Resonanz des Publikums bestärkte Gesa Luise Dröge auf ihrem Weg, das Thema Hospizarbeit bekannter zu machen.

Nach einem Jahr Suche fand sie einen kleinen Münchner Verlag, der ihr Buch in die Publikationsliste aufnahm. In dem knapp 150 Seiten starken Band sind neben den Gedichten auch Zeichnungen des Malers Hans-Werner Ulrich abgedruckt, den die Autorin im vergangenen Jahr begleitet hat.

Gesa Luise Dröge: "Der Wahrheit auf der Spur", Gryphon Verlag, München, 148 Seiten, 14,90 Euro in den Lüneburger Buchhandlungen

Am Freitag, 24. September, 20 Uhr liest Gesa Luise Dröge aus ihrem Buch im Elbschloss Bleckede, begleitet von Pianist Florian Fiechtner. Die Karten kosten an der Abendkasse sieben Euro.