Messungen in 3000 Wohnungen und Häusern entlang der Trasse für das dritte Gleis

Lüneburg. Seit zwei Wochen ist es ruhig am Zeltberg. Die Bauarbeiten am dritten Bahngleis zwischen Lüneburg und Stelle kosten die Anwohner zurzeit nicht mehr den Schlaf. Das war vorher anders. "Rücksicht genommen haben die nie", beschwert sich Werner Ansorge, der nur in kurzer Entfernung zu der Baustelle wohnt.

Ebenfalls zwei Wochen ist es her, dass im Auftrag der Deutschen Bahn Gutachter eines Berliner Planungsbüros das Schlafzimmer der Ansorges ausgemessen und die Scheibenstärke der Fenster geprüft haben. Sollte sich aufgrund der Gutachten herausstellen, dass die gesetzlich festgelegte Lärmgrenze von 59 Dezibel tagsüber und 49 Dezibel in der Nacht in den Häusern überschritten werden, stehen den Bewohnern nämlich so genannte "passive Lärmschutzmaßnahmen" zu. Das kann beispielsweise den Einsatz neuer Fenster bedeuten, die den Lärm stärker abschirmen oder aber das Anbringen von Ventilatoren, damit die Räume entlüftet werden können, auch ohne die Fenster zu öffnen. Optimal ist das nicht, wie Werner Ansorge findet. Aber immerhin ein kleiner Fortschritt im Kampf um mehr Ruhe.

Auch Ochtmissen bekommt seit einigen Wochen Besuch aus Berlin. Monika Schumann-Schilling, Vorsitzende des Bürgervereins, ist hoffnungsfroh: "Für uns kann das nur eine Besserung bedeuten." Ohnehin seien die meisten Bewohner in dem Lüneburger Stadtteil mit dem Lärmschutz zufrieden. Es sei durch das Engagement der Anwohner schon viel erreicht worden. So reagierte die Bahn auf den Protest bereits mit Zugeständnissen, was die Lärmschutzanlagen angeht. Die wurden in Ochtmissen von drei auf vier Meter erhöht. Nun müsse abgewartet werden, was die Analysen der Gutachter ergeben.

Bis die Ergebnisse den Bürgern vorgelegt werden, kann es allerdings noch bis zu acht Wochen dauern. Denn wenn das Berliner Büro die rund 3000 einzelnen Gutachten erstellt hat, die auf Basis der Messungen in Wohnungen und Häusern entlang der Strecke zwischen Lüneburg und Stelle entstehen, werden sie zunächst einmal an die Deutsche Bahn weitergeleitet. Hier soll ein Akustiker die Resultate erneut prüfen, erst dann erfahren die Ochtmisser, ob ihnen der passive Lärmschutz zusteht.

Doch auch dann sind die Anwohner nicht vor Lärm gefeit. Schließlich soll das dritte Gleis laut den Plänen der Bahn vornehmlich für Gütertransporte genutzt werden. Nach Abschluss aller Baumaßnahmen, voraussichtlich im Jahr 2014, kann die Teilstrecke zwischen Stelle und Lüneburg mit 200 Stundenkilometern befahren werden. Zuvor sind insgesamt 35 Kilometer Gleis zu verlegen, des Weiteren steht der Um- und Neubau zahlreicher Bahnsteige auf der Agenda.

"Wir werden auch in Zukunft starke Nerven brauchen", so Schumann-Schilling. Zwar sei man sich in Ochtmissen einig, dass die Notwendigkeit eines dritten Gleises bestehe und dieses auch begrüßenswert für Lüneburg sei. Dennoch: "Unsere Ortschaft darf nicht so überfrachtet werden."