Der Wilhelmsburger Horst Neufingerl radelt 5700 Kilometer in 58 Tagen

Wilhelmsburg. Allein mit dem Fahrrad von Hamburg nach Alicante in Spanien - eine verrückte Idee? Der Unternehmer Horst Neufingerl aus Wilhelmsburg nimmt diese Tour nun schon zum zweiten Mal in Angriff. Am heutigen Dienstag will er zu der 5700 Kilometer langen Fahrt starten. Bereits vergangenes Jahr radelte er eine ähnliche Tour nach Alicante, fuhr aber eine mit 2800 Kilometern deutlich kürzere Strecke durchs Landesinnere.

Diesmal führt seine Route entlang der Küste von Hamburg nach Frankreich über Paris, Nantes, an der Biskaya entlang bis nach Santiago de Compostella. Von dort geht es weiter Richtung Süden über Lissabon und Gibraltar bis zum Ziel in Benidorm bei Alicante. Die 5700 Kilometer lange Strecke entlang der deutschen, französischen, spanischen und portugiesischen Küste will er in 58 Tagen bewältigen, das sind im Schnitt fast 100 Kilometer pro Tag.

Nicht schlecht für einen 69-Jährigen. Warum tut man sich in seinem Alter noch so eine Strapaze an?

Horst Neufingerl sitzt an seinem Schreibtisch und lächelt. "Zur Entspannung". Er war schon immer sportlich, geht Segeln und auf Bergtouren und fährt Rad. Auf die Idee, eine Radtour nach Spanien zu machen, kam er schon vor 20 Jahren, als er im Urlaub in Spanien auf eine Gruppe deutscher Radfahrer stieß, die eine ähnliche Tour von Frankfurt am Main aus gefahren waren. Seitdem plante er eine solche Reise, doch fehlte bisher die Zeit.

Seitdem seine Tochter die auf Schwergutverladung und -transporte spezialisierte Firma JPC in der Jaffestraße führt, hat er mehr Freiraum für seine sportlichen Unternehmungen.

Zu Spanien hat Neufingerl ein ganz besonderes Verhältnis. Seit 1972 besitzen seine Frau und er ein Apartment in Benidorm. Die hispanische Kultur hat er schon zu seinen Seefahrerzeiten als Maschinist bei der Hapag Lloyd zu schätzen gelernt. Damals war er viel in Südamerika unterwegs. Überhaupt liebt er neben der sportlichen Herausforderung auch das Abenteuer.

Daran gab es bei seiner letzten Tour keinen Mangel: In Köln versuchte eine Gruppe von fünf Männern, ihn in einem Park zu überfallen. Mit einer Ladung Pfefferspray konnte Neufingerl die Angreifer in die Flucht schlagen. Doch auch positive Erfahrungen machte er in diesen vier Wochen. Einmal fuhr ihn in Frankreich ein Mann mit dem Auto bei Regen und Sturm 80 Kilometer zum nächstgelegenen Hotel auf seiner Strecke, das er sonst mit dem Fahrrad nicht mehr erreicht hätte.

"Wie ein Landstreicher" fühle man sich manchmal während solcher Touren nach acht Stunden im Sattel. Um eine solche Strecke bewältigen zu können, müsse man vor allem so leicht wie möglich reisen, erklärt Neufingerl. Sieben Kilogramm wiegt das Aluminiumrennrad, an das er extra Schutzbleche montiert hat, maximal acht Kilogramm fassen die Satteltaschen. Hinzu kommt ein kleiner Rucksack. Da bleibt nicht viel Platz für unnötiges Zeug. "Ich nehme zwei Garnituren Kleidung mit, eine zum Radfahren und Freizeitkleidung für den Abend. Im Hotel wird das Zeug dann gewaschen." Hinzu kommt eine umfangreiche technische Ausrüstung: GPS, ein wasserdichtes Handy, Pulsmessgerät und eine Kamera, mit der er seine Reise filmt.

Um sein Tagespensum von 100 Kilometern in teils bergigem Gelände zu schaffen, hat Neufingerl ein eigenes Rezept: Tagsüber nimmt er nichts als etwas Obst oder Traubenzucker zu sich, erst abends darf es etwas Deftigeres sein. Neben der erhöhten Leistungsfähigkeit erhofft sich Neufingerl dadurch vor allem etwas Gewichtsverlust: "Ich habe nämlich mit dem Rauchen aufgehört, die Pfunde müssen weg."