Sicherheitsposten - Brand im Stellwerk Lauenburg hat Folgen für Bahnübergänge

Lüneburg. Seitdem ein Brand im Bahnhof Lauenburg vor drei Wochen die Technik des Stellwerks lahmlegte, setzt die Deutsche Bahn so genannte Bahnübergangsposten (BüP) zwischen Lüneburg und Büchen ein. Sie halten an zehn Bahnübergängen mit einer faltbaren rot-weißen Bahnschranke den Autoverkehr auf.

"Es ist ein recht ruhiger Job. Falls die Schranken nicht funktionieren, ziehen wir das Absperrband", sagt einer der Posten in Echem. Insgesamt 30 Leute von Privatfirmen schieben im Auftrag der Bahn in zwei Schichten Dienst an den Übergängen. Sie haben klare Vorgaben, nach denen sie sich richten müssen.

Naht ein Zug, erhalten sie einen Anruf vom BüP-Melder aus Lüneburg. Der steht dem Fahrdienstleiter zur Seite und verständigt einzeln seine Kollegen über den zu erwartenden Zug. Um Missverständnisse auszuschließen, wiederholen die Posten die Nachrichten. Im Anschluss informiert der Melder den Fahrdienstleiter, der den Zug freigibt. "Die Sicherheit hat oberstes Gebot", kommentiert DB-Sprecherin Sabine Brunkhorst aus Hamburg den komplizierten Vorgang.

In Echem löst der Zug über einen Kontaktpunkt im Gleiskörper automatisch das Öffnen und Schließen der Schranken aus. Fehler wurden vor dem Brand dem Fahrdienstleiter im Stellwerk Lauenburg angezeigt. Nun tragen die Posten am Übergang die Verantwortung. Sollte eine Schranke nicht schließen, spannen sie die provisorische Schranke, im Grunde nur ein Flatterband.

Zur regelmäßigen Absperrungen kommt es am Bahnübergang zwischen Echem und Scharnebeck. "Kein ungefährlicher Job", beschreibt der Posten aus Echem die Arbeit der Kollegen, die zu zweit den Übergang sperren. "Die kurvige Kreisstraße lädt zum schnellen Fahren ein und die wenigsten Autofahrer wollen warten."

Zwischen den Zügen heißt es warten. Das empfindet der Posten bei Echem, der übrigens lieber ungenannt bleiben möchte, keineswegs als unangenehm oder langweilig. Wie alle Kollegen, parkt er seinen Privatwagen in unmittelbarer Nähe des Bahnübergangs. Seinen kleinen Stadtflitzer hat er den persönlichen Bedürfnissen angepasst. Das Unterhaltungsprogramm für die Zeit seines Dienstes ist im Kofferraum verstaut.

Bei schönem Wetter verbringt er die freien Minuten entspannt vor der geöffneten Heckklappe des Wagen. Da sitzt er in einem bequemen Stuhl, sieht er fern, liest, löst Kreuzworträtsel, nimmt die Anrufe des BüP-Melders entgegen und notiert diese. Bei schlechtem Wetter oder nachts ist der Job dann weniger gemütlich. Die Arbeitszeiten der Posten sind hoch. 225 Stunden im Monat sind die Regel, in Spitzenzeiten können es auch 300 werden. Gearbeitet wird in zwei Schichten. Zwischen 4 Uhr früh und bis nach 23.30 Uhr werden die Übergänge in Echem kontrolliert.

Bis zu dem Brand im Stellwerk bediente ein Fahrdienstleiter von seinem Arbeitsplatz im Lauenburger Bahnhof aus Signale und Weichen per Knopfdruck. Kein Zug durfte losfahren, ehe nicht der Fahrdienstleiter den Fahrweg freigegeben hatte.

Wie lang die 30 Bahnübergangsposten noch ihre Arbeit tun werden, steht in den Sternen. Als Grund für den Brand wird Brandstiftung vermutet. Die Polizei hatte in Lauenburg Einbrauchsspuren festgestellt. Vermutlich war an mehreren Stellen gezielt Feuer gelegt worden.

Zur Schadenshöhe will die Bahn keine Angaben machen. Auch was die weitere Planung angeht, hält sich die Bahn bedeckt. "Das dauert noch", sagt Bahn-Sprecherin Sabine Brunkhorst. Lauenburgs Bürgermeister Harald Heuer kommentiert den Schaden, den die Bahn-Kunden zu tragen haben so: "Der Service leidet." So steht zum Beispiel statt der bisher zwei Fahrkartenautomaten nur noch einer zur Verfügung. Darüber hinaus fällt der persönliche Fahrkartenverkauf durch die Stellwerksleiterin aus. Und das Bahnhofsgebäude muss renoviert werden, damit der Brandgeruch verschwindet.