Demonstration: Die Anti-Atom-Bewegung plant am 24. April eine Kette mit 90 000 Menschen von Krümmel bis nach Brunsbüttel.

Lüneburg. Die Bundesregierung denkt über eine längere Laufzeit von bis zu 20 Jahren für Atomkraftwerke (AKW) nach. Die RWE planen, ihren ältesten Reaktor Biblis A in Hessen wieder ans Netz zu nehmen und in Kürze soll auch entschieden werden, ob die Pannenreaktoren Krümmel und Brunsbüttel wieder aktiviert werden. Auch die Erkundung des Endlager Gorleben soll nach dem Willen der Bundesregierung wieder aufgenommen werden. Die politische Großwetterlage mobilisiert derzeit die Anti-Atom-Bewegung - auch in Lüneburg.

Am Sonnabend, 24. April, zwei Tage, bevor sich die Katastrophe von Tschernobyl zum 14. Mal jährt, planen die Atomkraftgegner eine Aktions- und Menschenkette, die über 120 Kilometer hinweg die Reaktorstandorte Krümmel und Brunsbüttel verbinden soll. "Wir aktivieren die Menschen in Raum Lüneburg, Uelzen und Celle für das Teilstück zwischen Geesthacht und Börnsen", sagt Jan Becker vom Informationsnetzwerk Contratom. Für die Anreise sind Busse organisiert worden. Tickets zum Preis von zehn Euro gibt e im Böll-Haus zu kaufen.

Der Protest stützt sich auf einen breiten Sockel: Der Lüneburger SPD-Unterbezirk, die Grünen und Die Linke sind ebenso dabei wie der BUND und andere Umweltverbände, Anti-Atom-Initiativen wie die Ottogruppe und Contratom, Interessenvertretungen von Lüneburger Studenten wie NOA und Gewerkschaften. Sie bilden die Initiative "KETTENreAKTION". "Erstmals ziehen sowohl Parteien als auch die Anhänger der Anti-Atom-Bewegung gemeinsam an einem Strang, das war ja nicht immer so", sagt Dirk Werner von der Ottogruppe und betont die gute Entwicklung der Zusammenarbeit.

Mit einem Antrag will die Grünen-Fraktion jetzt auch noch alle Kreistagsabgeordneten dazu bewegen, an der Aktion teilzunehmen. "Die Abgeordneten haben eine Vorbildfunktion", so Fraktionsvorsitzende Miriam Staudte. "Wer mit der aktuellen Atompolitik der Bundesregierung nicht einverstanden ist, hat hier die Gelegenheit, an einer noch nie da gewesenen bundesweiten Aktion teilzunehmen." Die Abgeordnete ist sich sicher, dass die Aktion einen Einfluss auf das für Herbst angekündigte Energiekonzept der Bundesregierung hat: "Wenn die Kette steht, fällt das Atomenergiekonzept von Schwarz-Gelb."

DGB-Regionssekretär Lennard Aldag: "Der Atomausstieg ist der einzig richtige Weg. Diese gefährliche Technologie ist nicht mehr nötig, zumal es genügend andere Alternativen gibt." Auch der SPD-Unterbezirk um Vorsitzende Hiltrud Lotze sagt: "Atomkraft, nein danke." Die Partei setzte auf menschenfreundlichere Alternativen, auf erneuerbare Energien, auf mehr Energieeffizienz und auf Energiesparen.

Doch die Menschenkette ist nur ein Teil der Aktion. Parallel dazu wird sich drei Tage vorher, am 21. April, ein bunter Treck aus Traktoren, Kutschen, Fahrrädern, Motorrädern, Inlinern, Joggern und Walkern zur Demonstration vor dem AKW Krümmel in Bewegung setzten. "Wir haben diesmal Tagesetappen von 40 Kilometern geplant, denn wir wollten ganz bewusst auch die Radfahrer, Familien und Läufer mit ins Boot holen", so Becker.

Die erste bundesweite Infoveranstaltung zur Aktion und Mobilisierung der Menschen ist morgen, am 10. April. "In Lüneburg werden wir mit einem Stand in der Bäckerstraße vertreten sein und auch dort die Busfahrkarten verkaufen", sagt Dirk Werner. Außerdem werde derzeit noch ein einer "Mini-Menschenkette" geplant.

Am 21. April setzt sich der Treck von Gorleben über Mützingen, Uelzen und Lüneburg nach Krümmel in Bewegung. In Lüneburg wird es am Freitag, 23. April, um 15 Uhr eine Kundgebung auf dem Marktplatz mit Live-Musik von den "Chucks" geben.

Mehr Informationen zur Aktions- und Menschenkette gibt es im Internet.

www.anti-atom-kette.de