Das Berufungsverfahren für Professoren steht in der Kritik

Lüneburg. Der Deutsche Hochschulverband (DHV), Interessenvertretung für Hochschullehrer und den wissenschaftlichen Nachwuchs, greift die an der Leuphana praktizierte Form der Berufungsverfahren für die Stellenneubesetzungen der Professoren in scharfer Form an.

In einer Presse-Erklärung fordert der DHV das Land Niedersachsen auf, den Paragraf 26, Absatz 3 des Hochschulgesetzes, wonach das Präsidium ohne Beteiligung einer Fakultät eine Berufungskommission ausschließlich mit externen Wissenschaftlern besetzen kann, aufzugeben. "Das Präsidium nutzt diese Regelung, um 40 neue Professoren ohne und gegen die Fakultät zu besetzen. Der DHV hält diese Vorgehensweise für vollständig inakzeptabel", sagt DHV-Präsident Professor Bernhard Kempen.

"Der Präsident des DHV irrt, wenn er meint, dass an der Leuphana Berufungskommissionen mit ausschließlich externen Wissenschaftlern besetzt worden seien. Richtig ist vielmehr, dass an allen in Rede stehenden Verfahren Wissenschaftler aus den Fakultäten der Leuphana beteiligt sind. In mehreren Verfahren sind die Kommissionen auch mehrheitlich mit Lehrenden der Leuphana besetzt", sagt Henning Zühlsdorff, Pressesprecher der Leuphana.

Diesen Hinweis hält Michael Hartmer, Geschäftsführer des DHV, nicht für ausreichend. Für ihn ist entscheidend, dass sich das Präsidium der Leuphana über das Votum der Kommission hinwegsetzen kann: "Der Wettbewerb um die besten Köpfe wird boykottiert, wenn der Präsident sich anmaßt, zu entscheiden, wer in die Fakultät passt."

Die innere Geschlossenheit der Fakultät gehe so verloren. Das Signal, das vom Präsidium komme, sei fatal. Der Präsident traue der Fakultät nicht zu, richtig zu entscheiden. "So exzessiv wie an der Leuphana wird meines Wissens von dieser Möglichkeit sonst nirgendwo Gebrauch gemacht", sagt Hartmer. Niedersachsen sei das einzige Bundesland mit einer derartigen Regelung. Eine Uni funktioniere eben nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen. "Ein so rigoroses Regime ist demotivierend. Die Entwicklung an der Leuphana betrachten wir mit großer Sorge", so Hartmer.