Rundschau-Interview mit Neu Wulmstorfs Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD

St. Dionys/Neu Wulmstorf. Baubeginn frühestens 2011. So steht es auf der Homepage der Planungsgruppe Golf aus St. Dionys. Das umstrittene Sport & Freizeit Resort im Süden Neu Wulmstorfs mit 27 Golfbahnen und drei Hotels sei noch im "Abstimmungsprozess mit der Kommune".

Die aktuelle Konzeptplanung ist den Fachausschüssen in Neu Wulmstorf abschließend am 16. Juni 2009 präsentiert und erläutert worden. Sobald die Verfügbarkeit der Kernflächen geklärt ist, kann die zweite Projektentwicklungsphase beginnen, heißt es weiter.

Weitere aktuelle Projekte der Planer aus St. Dionys sind in Arbeit. So sollen u.a. ab 2013 ein Sport und Golf Resort in der Erlebniswelt Lausitzer Seenland gebaut werden und ab 2011 eine Golfanlage in St. Peter Ording.

Die Golfplaner sind nach eigenen Angaben seit 31 Jahren im Geschäft bei der Beratung, Planung, Umsetzung und dem Betrieb von Golfanlagen. Bereits seit 1972 planten und realisierten sie mehr als 40 Golfprojekte in Europa, heißt es auf der Internetseite. Eines der Projekte ist die 1972 gebaute Golfanlage in St. Dionys, unter anderem mit einem 18-Loch-Platz und Clubhaus.

"Zu unserer Philosophie gehört es, dass wir die jeweiligen Golfbahnelemente in ihrer Gestaltung den landschaftlichen Vorgaben unterordnen", so Udo F. Barth, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Planungsgruppe Golf. Die Passion Golf sei dabei Leitlinie aller Planungen.

Zeigt sich der Golfplaner Udo F. Barth also noch optimistisch, seine Vision auch in Neu Wulmstorf realisieren zu können, sieht die politische Realität anders aus. Im Neu Wulmstorfer Gemeinderat wird er keine Mehrheit finden: Im Rundschau-Interview lehnen die Vorsitzenden der beiden größten Fraktionen, Carola Rust (CDU) und Uwe Gudowius (SPD), die riesige Golf-Landschaft ab.

Lüneburger Rundschau:

Frau Rust, Herr Gudowius, wollen Sie das Sport- und Freizeit Resort mit 27 Golfbahnen im Süden des früheren Bundeswehrübungsplatzes überhaupt noch?

Carola Rust:

Ich sehe zurzeit keinen Handlungsbedarf. Als damals die Pläne dem Rat vorgestellt worden sind, dachte ich zunächst an Disneyland und dass dieses Projekt für unseren Ort wohl etwas überdimensioniert sei. Der Gedanke an eine Golfanlage hatte mich aber zunächst nicht abgeschreckt, denn ich kenne aus meinem Heimatort ein Golfgelände, das sich zu einem wirklichen Gewinn für die Natur und die Menschen, die dort gerne spazieren gehen, entwickelt hat. Es gibt Stimmen in meiner Fraktion, die aufgrund der Lage zwischen Hamburg, Heide und dem Alten Land sehr wohl Chancen für Tourismus und somit eine Steigerung der Attraktivität unserer Gemeinde sehen. Diese Stimmen sind aber nicht die Mehrheit.

Uwe Gudowius:

Die SPD-Fraktion lehnt mittlerweile das Projekt geschlossen ab. Vor allem aus naturschutzfachlichen Gründen. Flächen würden benötigt, die in Quellgebieten liegen. Wir wollen das Projekt nicht, weil es keinen Mehrwert für die Neu Wulmstorfer Bürger bringt. Wir haben Zweifel, ob der versprochene Ausbau des Sportzentrums Bassental verwirklicht werden kann. Es ist uns zu ungewiss, ob Herr Barth noch Luft nach oben hätte, sollte er seine Golfplätze gebaut haben.

Der Masterplan für die Nachnutzung der Röttiger-Kaserne und des Truppenübungsplatzes sieht ja Golfsport vor. Es hieß immer: Eine teilweise wirtschaftliche Nutzung müsse sein. Naturschutz gäbe es nicht zum Nulltarif. Was kann sich die SPD denn statt Golf vorstellen?

Uwe Gudowius:

Wir bekennen uns zum Masterplan. Der schreibt übrigens nicht vor, dass dort nur Golfsport sein kann. Denkbar wären ein Reiterhotel oder ein Wellnesshotel. Ich könnte mir auch vorstellen, auf eine Bebauung ganz zu verzichten. Die wirtschaftliche Nutzung haben wir ja mit der geplanten Waldsiedlung im Westen des Standortübungsplatzes.

Sie meinen, statt irgendwelcher Hotels einfach die Natur zu belassen?

Uwe Gudowius:

Ja. Neu Wulmstorf ist sehr schnell gewachsen. Nach den Großprojekten, die Gewerbegebiete in Mienenbüttel und nördlich der Bahn, brauchen wir eine Konsolidierungsphase. Wir sollten jetzt langsam machen. Wir haben zurzeit auch nicht die Kraft für Neuinvestitionen.

Frau Rust, hat die CDU intern schon eine Alternative zum Golf Resort diskutiert?

Carola Rust:

Nein, einen sogenannten Plan.B haben wir nicht. Wir haben da gar keine Eile. Sollte ein Investor an die Gemeinde herantreten, werden wir dessen Plänen interessiert und offen gegenüberstehen und sie in den Gremien diskutieren.