Tausende Besucher erleben spannende Stunden voller Geschichte und Geschichten

Lüneburg. Voll, lebendig und sommerlich warm präsentierte sich Lüneburg während der elften Museumsnacht. Die Gäste ließen sich durch die mittelalterlichen Gassen der Stadt treiben und erlebten spannende Stunden voller Geschichte und Geschichten. Das Thema der Nacht lautete "Leben". Beteiligt waren das Deutsche Salzmuseum, Altes Rathaus, Naturmuseum, Ostpreußisches Landesmuseum, Wasserturm, Brauereimuseum sowie das Feuerwehrmuseum in der Feuerwache.

Einen beeindruckenden Einblick in die Sitten und Gebräuche der barocken Esskultur gab Stadtführerin Ulrike Grudda. Dass man dazumal ausschweifend und fürstlich im Rathaus aß, belegt die Zutatenliste des Schützenkönigmahls von 1593 im Fürstensaal. Verarbeitet wurden unter anderem zwei Ochsen, 30 Schafe, ein fettes Kalb, Wildbret vom Herzog in Celle, 20 Pfund Speck, acht wilde und neun Hausenten, 49 Schock Flusskrebse (das früher gebräuchliche Maß Schock beinhaltet fünf Dutzend, also 60 Flusskrebse), 124 Pfund Käse, 172 Pfund Butter und eine Tonne Salz. Qualität und Quantität galten als Garant für ein gutes Essen.

In der Regel wurden sieben Gänge mit jeweils sieben Speisefolgen gereicht. Zum Munde führte man die Delikatessen mit Löffel, Messer und gegebenenfalls den Fingern. Nicht gern gesehen war das Kratzen oder gar die Suche nach Läusen im Haupthaar. Gegen die Benimmregeln verstieß, wer einen Floh vor den Augen andere Gäste während des Mahls mit den Fingern zerdrückte.

"Überliefert sind zahlreiche Prügeleien um das Dessert. Vor allem dann, wenn Marzipan gereicht wurde", berichtete Stadtführerin Ulrike Grudda. Aufgehoben war die Tafel, sobald die Tischplatte empor gehoben und die Tischböcke entfernt worden waren.

Die Stadtführerin liebt den Einsatz in der Museumsnacht, das Kommen und Gehen der vielen Gäste: "Es ist schön, die Leute anzusprechen. Denn an Tagen wie diesem, ist die Hemmschwelle, ein Museum zu besuchen, extrem niedrig."

Alle Jahre wieder nutzt der Lüneburger Matthias Aechter mit seinen Söhnen das Angebot der Nacht. Für ihn kommt sie einem Happening gleich. "Man trifft Freunde und Bekannte und verbringt einen lustigen Abend." Die Söhne Johannes, 10, und Lukas, 7, favorisierten das Naturmuseum. Es zeige das Leben in seiner ganzen Vielfalt.

Einen erstaunlich großen Fundus offenbaren die Museumsmacher auf kleiner Fläche. Das Haus lockt mit Ausstellungsstücken zu Landschaft, Geologie und Wasser. Kinder sind fasziniert - und auch Erwachse staunen.

Hoch im Kurs bei Lukas, Johannes und zahlreichen anderen Besuchern standen die lustigen und spannenden Geschichten um Frettchen Bert aus dem Otterzentrum Hankensbüttel. Die kleinen Marder wurden ursprünglich als Gehilfen bei der Kaninchenjagd eingesetzt. Heute entwickeln sie sich eher zum coolen Schmusetier. Allzu häufig bleibt dabei aber die artgerechte Unterbringung und Pflege auf der Strecke.

Zwischen präparierten Tieren, alten Kulturlandschaften und eiszeitlichen Fossilien präsentierte der Künstler Uli Westphal auffallend unkonventionelle Arbeiten, die zum Nachdenken anregten. Dazu zählten die Collagen "Supernatural", die aus Naturdarstellungen von Lebensmittelverpackungen bestehen. Die einzelnen Landschafts-, Tier- und Pflanzenillustrationen wurden aus dem Kontext der Verpackungen isoliert und zu utopischen Szenerien zusammengesetzt.

Einmal mehr zeigte die Stadt ihre Facetten in einem anderen Licht, da gab es vieles zu entdecken und zu bestaunen auf den Touren durch die Museen. Das erzeugte bei vielen Besuchern Lust auf mehr Kultur, weil die Stadt mit ihren vielen Schätzen eben viel zu bieten hat.

Die diesjährige Nacht, in welchem Museum auch immer verbracht, war überdies Leben in Gemeinschaft. Mehr als 5000 Besucher kamen zur zehnten Auflage der Veranstaltung 2009. Mindestens ebenso viele schlenderten durch die elfte Nacht der Museen.