Landtag soll zügig Beschluss fassen, um 19 Leukämiefälle bei Kindern in der Elbmarsch aufzuklären

Marschacht. Die grüne Landtagsfraktion will die Aufklärung der Fälle von Kinderleukämie in der Elbmarsch vorantreiben. Sie beantragt, der niedersächsische Landtag solle zügig beschließen, dass neue Bodenproben unter notarieller Aufsicht in der Elbmarsch gezogen und analysiert werden.

Die Grünen begründen ihren Antrag damit, dass angesichts der langen Geschichte, des bisher zögerlichen Vorgehens bei der Aufklärung der weltweit höchsten Leukämierate bei Kindern und Jugendlichen sich der Verdacht der der Vertuschung aufdränge. Deshalb müsse die neue Untersuchung nun durch Forscher geschehen, die bisher nicht beteiligt waren.

Seit 1989 sind rund um die Atomanlagen in Geesthacht (Schleswig-Holstein) 19 Kinder und Jugendliche an Blutkrebs erkrankt - auch auf der niedersächsischen Seite der Elbe in den Kreisen Lüneburg und Harburg. Das Atomkraftwerk Krümmel und das Forschungszentrum Geesthacht (GKSS) stehen im Verdacht, Auslöser der Erkrankungen zu sein. Immer wieder verhinderte Streit unter Wissenschaftlern die Aufklärung der Leukämie-Serie.

"Die Bemühungen des niedersächsischen Landtags zur Ursachenforschung, die 2006 wieder aufgenommen wurden, waren bislang ergebnislos", so die Grünen in ihrem Antrag. Auf Basis der bisherigen Messungen an Bodenproben und deren Dokumentation sowie einer Experten-Anhörung 2007 sei keine Klärung möglich, ob es einen Unfall mit Freisetzung von radioaktiven Kügelchen gegeben habe, meint die Fraktion. Gleichwohl hätten bei der Anhörung im Sozialausschuss vor drei Jahren Epidemiologen einmal mehr bestätigt, dass das Leukämiecluster in der Elbmarsch nicht zufällig sei.

Die Landtagsfraktion fordert daher von der Landesregierung, ein Untersuchungsprogramm zur Entnahme von neuen Bodenproben, zur Probenaufbereitung und deren Messung sowie zur Auswertung der Ergebnisse zu entwickeln. "Mit der Durchführung und Analyse der Bodenproben auf der Grundlage dieses Programms sind zwei bislang nicht beteiligte Behörden oder Institution zu beauftragen, die dem Landtag über ihre Ergebnisse berichten."

Es sei nötig und auch möglich, so die Grünen, mit wissenschaftlichen Untersuchungen eine der seit vielen Jahren strittigen Fragen aufzuklären, nämlich ob das Erdreich in der Elbmarsch nahe der Atomanlagen mit radioaktiven Stoffen kontaminiert ist. "Bei positivem Befund wäre anschließend die Herkunft der Stoffe zu klären."

Die Fraktion räumt jedoch auch ein, dass die Erforschung der Ursachen von Leukämie unbestritten aufwendig sei: "Fachleute sehen die Entstehung von Leukämie als ein multifaktorielles Geschehen, das in seiner Komplexität noch längst nicht verstanden ist und deshalb eines langjährigen Untersuchungsprogramms auf breiter fachlicher Basis bedarf." Dass Radioaktivität ein Auslöser für Leukämien ist, sei allerdings wissenschaftlich unumstritten.