An der Willy-Brandt-Straße entstehen drei Neubauten für ein Dutzend Praxen, Reha- und Sportanbieter

Lüneburg. Die Willy-Brandt-Straße entwickelt sich zu einem neuen Zentrum des Gesundheitswesens in Lüneburg. Reihenweise siedeln sich dort Ärzte, Krankengymnasten, Reha- und Sportanbieter an. Drei neue Gebäude zwischen der Kreuzung Stresemannstraße und der Einmündung Wilschenbrucher Weg bieten Platz für Praxen.

Wo ehemals verwaiste Gewerbebrachen lagen, stehen heute Neubauten oder sind im Bau: An der Feldstraße 2, auf dem Gelände des ehemaligen Gebrauchtwagenhändlers, ist der Norddeutsche Rundfunk Nachbar einer Apotheke, einer neuen Gemeinschaftspraxis von vier Ärzten für Inneres, Humangenetik und Orthopädie sowie einer Physiotherapeutin und eines Studios für Rückentraining.

Gegenüber, in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Seniorenheims, liegt der Bau eines weiteren, mindestens vier Millionen Euro teuren Ärztehauses in den letzten Zügen. Im Turmgebäude an der Ecke des Komplexes zur Stresemannstraße gehen zum 1. September im Erdgeschoss eine Praxis für Krankengymnastik an den Start sowie ein Pilates-Studio, Anfang Oktober folgen die übrigen Stockwerke mit Schönheitschirurg, Internist, Radiologie und HNO-Arzt. Der HNO-Arzt kommt aus der Barckhausenstraße, die Radiologische Praxis zieht von der Schießgrabenstraße an die Willy-Brandt-Straße 2.

"Durch den harten Winter haben wir am Rohbau zweieinhalb Monate verloren", sagte Stefan Gropp, beim Architektenbüro v.Mansberg, Wiskott und Partner für die Baustelle verantwortlich, der Rundschau. Einen Monat konnten die Arbeiter aufholen, den Rest nicht. Nebenan kommen Mitte September ein Bäcker und eine Volksbank-Vertretung dazu, im späten Herbst eine Drogerie und ein Biomarkt. "Damit ist der gesamte Komplex vermietet", sagte Gropp der Rundschau.

Wenige Schritte entfernt entsteht, etwas weniger prominent platziert, ein dritter Neubau: Die Reha OT GmbH erweitert An der Roten Bleiche in Sichtweite der Willy-Brandt-Straße ihr Sanitätshaus mit orthopädischer Werkstatt. In dem neuen Gesundheitszentrum auf dem ehemaligen Grundstück von Palei-Taxen öffnen zum Ende des Jahres Praxen für Orthopädie, Podologie sowie Schuhtechnik, außerdem ziehen zwei Kinderärztinnen ein.

"Das ist ein super Standort", sagte Geschäftsführer Harald Melchior gegenüber der Lüneburger Rundschau. "Gemeinsam mit den Neubauten an der Feldstraße beflügeln sich die Projekte gegenseitig - ähnlich wie bei einer Automeile."

2008 hatten die Geschäftsführer Harald Melchior und Norman Fittkau bereits für 350 000 Euro das bestehende Gebäude saniert und sieben Arbeitsplätze geschaffen, damals laut Melchior rund 60 000 Euro Fördermittel aus dem Ziel-1-Topf der Europäischen Union erhalten. In den Neubau zwischen Getränkemarkt und Klebstoff-Fabrik investiert die GmbH 1,6 Millionen Euro, günstig finanziert über die Niedersächsische Bürgschaftsbank.

Was an der Willy-Brandt-Straße derzeit umgesetzt wird und bereits umgesetzt worden ist, hängt an anderer Stelle in der Warteschleife: Seit Jahren soll ein Gesundheitszentrum neben dem von außen blau schimmernden Gebäude des Städtischen Klinikums Lüneburg entstehen.

"Baubeginn Sommer 2008", steht auf dem noch stehenden, jedoch stark veralteten Schild an der Bögelstraße, doch der Bau hat bis heute nicht begonnen. Entworfen hat das Architektenbüro v.Mansberg, Wiskott und Partner ein entsprechendes Gebäude längst.

Das Büro hatte im Jahr 2003 auch Parkhaus und Dialyse-Station des Klinikums entwickelt sowie ein Wirtschaftsgebäude und die Onkologie im Jahr 2004. Zunächst war die Lüneburger Wohnungsbaugesellschaft (Lüwobau) als Bauträger im Gespräch, dann der Investor Jürgen Sallier. Geplant waren an der Bögelstraße laut Internetauftritt der Architekten Arztpraxen, Krankenhaus-Aufnahme, ein Reha-Zentrum und eine Apotheke, als Fläche werden auf dem Bauschild 4800 Quadratmeter angegeben.

Bauträger Jürgen Sallier hat das Projekt unterdessen zurück an die Klinikum gemeinnützige GmbH gegeben, sagte er gegenüber der Rundschau. Der Grund seien Fördermittel, die nur das Klinikum als öffentliche Einrichtung für den Bau einwerben könne. Wie es um den Stand der Planung des Ambulanz- respektive Gesundheitszentrums an der Bögelstraße zurzeit steht, war vom Klinikum bis gestern nicht zu erfahren.

Auch die Reha OT GmbH wollte ursprünglich in das Gesundheitszentrum beim Krankenhaus einziehen. Jetzt baut das Unternehmen An der Roten Bleiche selbst. Nach wiederholtem Vertrösten sowie Mietpreisanhebungen für das geplante Projekt am Klinikum habe man sich für die eigene Investition entschieden, sagte Geschäftsführer Harald Melchior der Rundschau: "Das ist auf Dauer günstiger."