Die traditionelle Aufschnittsorte ist 50 Jahre alt und hat wie auch die Heide vor allem Fans unter der älteren Generation

Ebstorf. Das bekannteste Produkt des Hauses ist so typisch für die Region wie Heidschnuckenherden und Wacholderbüsche. In Ebstorf blickt das 130-Mitarbeiter-Unternehmen Müller's Hausmacher Wurst in diesem Jahr auf 50 Jahre "Heidefrühstück" zurück. Groß gefeiert wird das Jubiläum der Aufschnittsorte mit dem Aspikrand allerdings nicht. Der Grund: Wie die Lüneburger Heide als Tourismusregion hat auch das "Heidefrühstück" viele Fans unter der älteren Generation. Das Durchschnittsalter der Käufer liege bei rund 50 Jahren, sagt Christoph Baumgärtner (51), der das Unternehmen vor drei Jahren gemeinsam mit Franz-Josef Hermes übernommen hat.

Die nächste Parallele zur Urlaubsregion ist, dass seit einigen Jahren auch für die Müller-Erzeugnisse jüngere Zielgruppen angesprochen werden sollen. Deshalb wird das Jubiläum kaum nach außen kommuniziert, der Hinweis, "Heidefrühstück" gebe es schon 50 Jahre, komme als Werbebotschaft bei den potenziellen neuen Konsumenten nicht gut an. "Angesichts der demographischen Entwicklung machen wir mit 50 plus nichts falsch, aber wir wollen auch 30- bis 40-jährige Konsumenten an unsere Produkte heranführen", sagt Geschäftsführer Baumgärtner zur Strategie des Unternehmens.

Dafür sollen neue Produkte, neue Verpackungsformen und neue Vertriebswege sorgen, das Unternehmen will weg vom "biederen" Image, das ja auch ein Problem der Heide als Tourismusregion ist. Dafür soll nun die "Heideverführung" sorgen. Bereits der Name ist viel peppiger als der des Traditionsproduktes "Heidefrühstück", außerdem gibt es die neue Wurstkonserve, die 2009 auf den Markt kam, in drei Geschmacksvarianten, die den Trend treffen sollen: "Chili", "Hopfen & Malz" und "Süßer Senf".

Neben dem Namen und den Geschmacksrichtungen ist auch die Verpackung neu: Die "Heideverführung" ist in Kunststoffbehälter abgepackt, benötigt keine Kühlung und findet sich im Supermarkt daher nicht im Kühlregal, sondern bei den Wurstkonserven, die üblicherweise in Metalldosen oder Gläsern verkauft werden.

"Eine Vollkonserve in einer Plastikschale, das ist eine Weltneuheit", sagt Baumgärtner. Die Plastikschale sei deutlich überlegen: Kein Glasbruch mehr, außerdem sei sie leichter im Transport und dadurch günstiger in der Ökobilanz. Nachahmer gebe es bereits. Die Haltbarkeit wird derzeit mit einem Jahr angegeben, das aber nur, weil keine längeren Erfahrungen vorliegen.

Innovativ geht es auch beim Vertrieb zu. Gegenwärtig sind Produkte unter den Eigennamen "Müller's" für Premiumartikel, "Heidehof" für das mittelpreisige Segment und "Solfa" als Preiseinstiegsmarke auf dem Markt. Um den Betrieb auszulasten, wird auch für die Marken des Handels produziert - Lidl ist einer der Auftraggeber.

Neu wird Müller's ab September auch den Discount mit Wurstkonserven in Kunststoffschalen bedienen - auch um die neue Verpackungsform bekannter zu machen. Unter dem Namen "Ebstorfer" kommen dann Leber-, Mett- und Rotwurstkonserven in Plastikschalen in die Regale. "Wir wollen uns nicht vor dem Discount verstecken", betont Baumgärtner. Erste regionale Aufträge lägen schon von Aldi Nord vor.

Die Übernahme des Familienunternehmens durch Baumgärtner und Hermes habe für manch frischen Wind gesorgt, freut sich Manuela Paul. Die 24-Jährige ist seit fünf Jahren im Hause, absolvierte hier ihre Ausbildung zur Industriekauffrau und leitet inzwischen den Bereich Einkauf und Marketing. "Früher gab es eine Kleiderordnung, weibliche Mitarbeiter durften nur Kleider oder Röcke tragen, das war schon etwas altertümlich."

www.muellers-hausmacher.de