Betreiberin von Tante-Emma-Laden möchte bei Planungen für Einkaufszentrum in Artlenburg einbezogen zu werden.

Artlenburg. Carola Schulz fühlt sich vernachlässigt und vergessen. Und zwar bei der Planung für ein Einkaufszentrum in Artlenburg. Sie betreibt im Ortszentrum einen kleinen Frischemarkt, der im Volksmund auch als Tante-Emma-Laden bezeichnet wird. Die 47-Jährige sagt: "Ich fühle mich übergangen. Die Planungsgruppe hätte mich einbeziehen sollen. Es regt mich auf, dass ich ignoriert werde." Immerhin sei sie seit 16 Jahren in Artlenburg, führe den jetzigen kleinen Laden im alten Sparkassengebäude seit sechs Jahren und habe die Jahre davor einen Sparmarkt auf der Straßenseite gegenüber gehabt.

Wie berichtet, hat eine siebenköpfige Gruppe um Bürgermeister Rolf Twesten (CDU) einen Plan erarbeitet, um Investoren anzulocken, die am Ortseingang von Artlenburg auf einer 11 000 Quadratmeter großen Fläche an der Bundesstraße 209 ein Nahversorgungszentrum errichten sollen. Regina Hildebrandt aus Artlenburg, Kundin im Geschäft von Carola Schulz, sagt: "So lobenswert das Konzept ist, es ist noch nicht rund. Die Planung muss so sein, dass der Frischemarkt im Ortszentrum als hochwertiger Lebensmittelladen mit einbezogen wird. Zurzeit sind die Pläne für diesen Landen aber existenzbedrohend." Das zu ändern sei Aufgabe von Gemeinde und möglichem Investor, so Hildebrandt.

Sie könne sich vorstellen, sagt die Kundin, die vor einigen Jahren aus Hamburg zugezogen ist, dass das Ortszentrum attraktiver gestaltet werden müsse, wovon auch das kleine Geschäft von Carola Schulz profitieren würde. "Eine Idee ist, nochmals zu versuchen, einen kleinen Wochenmarkt aufzubauen, nachdem der erste Versuch vor ein paar Jahren gescheitert war." Zumal, so Schulz, Serviceleistungen wie der Postschalter vom Konzern im vorigen November aus ihrem Laden abgezogen wurde. "Und jetzt soll auch noch der Geldautomat der Sparkasse aus den Räumen verschwinden. Das wirkt sich negativ für mich aus, weil deshalb weniger Kunden kommen werden."

Es sei ohnehin nicht leicht, einen Tante-Emma-Laden am Leben zu halten: "Und wenn einem immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, wird es nicht einfacher."

Die Betreiberin sagt, die Gemeinde könne froh sein, dass sie den Tante-Emma-Laden habe. "Er ist die Nahversorgung für den Ortskern, den Sportboothafen sowie den Campingplatz und verbessert daher die Infrastruktur in Artlenburg." Neben den Campern und Freizeitkapitänen, die Getränke, frische Brötchen und Zeitungen bei ihr kauften, seien es vor allem die Einheimischen, die das Angebot nutzten.

Viele Bootsfahrer freuten sich zudem, dass es den Tante-Emma-Laden gebe, weil er der einzige weit und breit an einem langen Streckenabschnitt der Elbe sei. Außerdem hat Kundin Hildebrandt beobachtet: "Er vermittelt das typische Urlaubsgefühl bei den Schippern und Campern, wenn sie in Badelatschen die paar Meter vom Hafen und Campingplatz zum Einkaufen kurz herüberkommen."

Ihr Laden sei überdies ein lebendiges Kommunikationszentrum im Ort, sagt Schulz. "Hier werden die sozialen Kontakte gepflegt." Das Persönliche in dem kleinen und überschaubaren Geschäft sei es, das ihren Kunden ein gutes und vertrautes Gefühl vermittle. Einige würden nach dem Einkauf sogar noch auf eine Tasse Kaffee in ihrem kleinen Café verweilen, das sich dem Verkaufsraum anschließt. Auch Radtouristen machten in den Sommermonaten Rast bei ihr im Café, sagt sie.

Dennoch stehe das wirtschaftliche Überleben immer auf Messers Schneide. "Das ist ein Saisongeschäft, das im Sommer super vom Tourismus belebt wird, und im Winter fast auf Null herunterfährt", sagt Schulz. Trotzdem schaffe sie es, zu überleben. "Das funktioniert aber nicht mehr, wenn sich an der B 209 ein Supermarkt ansiedelt."

Dann würden ihr die Kunden fortlaufen, und zwar dorthin, wo sie günstiger einkaufen können: in einen großen Supermarkt, mit einer Handelskette im Rücken. "Ich kann mit billigen Angeboten nicht konkurrieren und mein Geschäft auch nicht in ein Einkaufszentrum integrieren. Das ist für mich als Einzelkämpferin wirtschaftlich nicht machbar."

Sie warnt davor, ihren Tante-Emma-Laden sang und klanglos zu Gunsten eines Einkaufszentrums sterben zu lassen. Der Preis wäre hoch, glaubt sie. "Wenn ich schließe, ist der Ortskern vom Aussterben bedroht." Deshalb wünscht sie sich von der Gemeinde ein klares Bekenntnis zu ihrem Tante-Emma-Laden, indem er in die weitere Planung der Infrastruktur in Artlenburg einbezogen wird.