Die Lüneburgerin Mareile Gotza ließ junge Mönche in Indien ihre Umgebung fotografieren und stellt die Bilder nun an der alten Bastei aus

Momentan wühlen sich große Baumaschinen durch den Park an der alten Bastei. Mitarbeiter der Stadt befreien die Bäume von morschen Ästen, zupfen wild wucherndes Unkraut, harken und säubern die Wege, denn die Grünfläche soll ab Sonnabend, 14. August, neun Tage lang als Open-Air-Galerie für eine Fotoausstellung dienen. Unter dem Titel "Kinderblicke" zeigt Mareile Gotza Bilder, die 2009 in einem Kloster in Indien entstanden.

Die Lüneburgerin, die lange Jahre als Ergotherapeutin in Amelinghausen gearbeitet hat, zog es schon früh in die Welt hinaus. Von ihren Reisen nach Südamerika und Asien brachte die begeisterte Fotografin jede Menge Bilder mit. Irgendwann reichte ihr das nicht mehr. "Ich habe festgestellt, egal wo ich war, um mich herum waren immer Kinder. Mit denen wollte ich etwas machen, in Kontakt treten und etwas über sie und ihr Leben erfahren". So entstand die Idee, über alle Grenzen hinweg, Bilder erzählen zu lassen.

Mareile Gotzas Eintrittskarte in die Welt der Kinder ist eine Einwegkamera. Mit der sollen die Kinder festhalten, was sie in ihrem Leben beschäftigt. Weiter gehen die Vorgaben nicht. Die Kinder erhalten eine kurze technische Einweisung in den Gebrauch der Kamera, aber "so wenig wie möglich, denn ich möchte ihre Sicht auf die Dinge nicht verfälschen", sagt die 41-Jährige.

Für die jungen Mönche im Kloster Tsechokling der indischen Stadt Dharamsala war Mareile Gotza die erste Frau aus dem westlichen Ausland, der sie je begegnet sind. Dementsprechend neugierig waren sie. Fünf Tage lang durften neun von ihnen mit Erlaubnis des Abtes ihren Alltag im Kloster dokumentieren. "Das war das erste Mal, dass die Jungs sich mit ihrer eigenen Kreativität auseinandergesetzt haben und die Ergebnisse des Prozesses waren beeindruckend", sagt Mareile Gotza. "Viele haben nicht nur ihre Umgebung porträtiert, sondern sehr schnell angefangen mit Motiven und Perspektiven zu spielen."

Zu sehen sind Landschaftsaufnahmen, Schnappschüsse von Mitbrüdern, religiöse Motive und Bilder, die den Alltag zeigen, zum Beispiel das Waschen der leuchtend roten Kutten der Mönche.

Insgesamt 42 vergrößerte Bilder, die, um sie vor Regen zu schützen einlaminiert sind, werden auf großen Holzstaffeleien in dem Park verteilt. Die Bilder für die Ausstellung haben die Kinder selbst ausgewählt und wie in einer richtigen Galerie wurden die Fotos auf einer Vernissage im Kloster gezeigt. "Es war ein Riesenspaß, fast wie eine Party und die Kinder waren sehr stolz", schildert die Lüneburgerin ihre Eindrücke.

Um noch mehr von der Atmosphäre des Entstehungsortes der zugleich Sitz des Dalai Lamas im Exil ist, in den Lüneburger Park zu transportieren, will Mareile Gotza safranfarbene Tücher und buddhistische Gebetsfahnen zwischen den Bäumen spannen. Außerdem soll es einen Wunschbaum geben, der mit bunten Bändern geschmückt ist, hinter die jeder Besucher ein Zettelchen mit seinem Herzenswunsch klemmen kann.

Das Projekt, dass die Fotografin 2006 erstmals in einem Slum der argentinischen Millionenmetropole Buenos Aires umsetzte, will sie im nächsten Jahr im Iran realisieren.

Eröffnet wird die Ausstellung "Kinderblicke" am Sonnabend, 14. August um 14 Uhr im Park an der alten Bastei. Zu sehen ist die Schau dann bis zum Sonntag, 22. August täglich von 10 bis 19 Uhr.