Gegner und zukünftige Bewohner der geplanten Bauwagensiedlung trafen sich in Ochtmissen zur Diskussion

Lüneburg. Nach den Plänen der Stadt sollen sie Nachbarn werden: Die Mitglieder des Vereins Leben(s)wagen und die Anwohner um den Narutoplatz sowie die Straße Am Wildgehege in Ochtmissen. Nicht allen Ochtmissern gefallen die Pläne - eine Bürgerinitiative möchte die Ansiedlung der rund dreißig Bauwagenbewohner in ihrer Nachbarschaft verhindern.

Der Ortsverband der Grünen hatte daher zu einem Ortstermin am MTV Sportpark eingeladen. "Es geht um Aufklärung, wir möchten Brücken bauen", sagte Andreas Meihsies, Fraktionschef der Grünen zur Begrüßung. Doch das erwies sich als schwierig - einige der Anwohner zeigten sich nach wie vor verärgert über die geplante Ansiedlung.

"Es ist zumindest auch eine Extremistin unter den Bauwagenbewohnern", sagte eine der Anwohnerinnen. "Das ist wohl eine Frage der Toleranz", erwiderte Cécile Lecomte vom Verein Leben(s)wagen. Ilka Rabeneck vom Verein erläuterte den Stand der Verhandlungen mit der Stadt. "Es gibt einen ersten Entwurf für einen Pachtvertrag über das Gelände. Danach wird die Zahl der Bewohner an diesem Standort auf dreißig Personen begrenzt", sagt sie.

"Bauwagensiedlungen sind keine Elendsquartiere, diese Vorstellung ist falsch. Ein Wagenplatz ist eine offene Gesellschaftsform. Davon entstehen immer mehr, beispielsweise in Hamburg", sagte Karsten Hilsen, der derzeit in einem Bauwagen an der Uelzener Straße lebt. "Restriktiv dagegen vorzugehen, löst das Problem nicht", ergänzte Cécile Lecomte.

"Es gibt auch Nachbarn, die nichts befürchten, sondern die Ansiedlung begrüßen", sagte eine Anwohnerin des Narutoplatzes. "Mit den Bauwagen, die jetzt schon am Gut Wienebüttel stehen, gab es auch keine Schwierigkeiten. Das Ganze kann ja auch eine Bereicherung sein", sagte sie.

Ruhe in die Diskussion zu bringen versuchte Ortsbürgermeister Jens-Peter Schulz (SPD). "Wir hatten gestern Abend ein dreistündiges Gespräch mit Bauwagenbewohnern und den Anwohnern der Straße Am Wildgehege. 20 Leute waren da, ich empfand das Gespräch als sehr konstruktiv", sagt Schulz. Eine Alternative zu der geplanten Ansiedlung auf der Freifläche neben dem Softballstadion des MTV Treubund sieht er derzeit nicht. "Wenn es nicht anders geht, werden eben die Gerichte entscheiden müssen. Das ist so in einer lebendigen Demokratie", sagte Schulz.

Die Meinungsbildung des benachbarten Sportvereins sei noch nicht abgeschlossen, meinte Schulz. "Der Sportbeirat Ochtmissen jedenfalls sieht es zurzeit noch kritisch, weil natürlich Erweiterungsflächen für den Sport verloren gehen", sagte Schulz. "Aber Schäden durch Vandalismus an den Sportanlagen würde unsere Ansiedlung vermeiden, das zeigt die Erfahrung", sagte Karsten Hilsen.

Die Vertreter der in Gründung befindlichen Bürgerinitiative blieben bei ihrer kritischen Einstellung. "Mich überzeugt keines der vorgetragenen Argumente. Wir bleiben bei unserer Linie", sagte Günter Ermler. Er verwies auf drohende Wertverluste der Grundstücke in Ochtmissen. "Einige Interessenten für Baugrundstücke in der Straße Am Wildgehege sind schon abgesprungen", sagte Elke Ermler.

Und auch den Kostenfaktor der Ansiedlung sehen sie kritisch. "Erst werden die Kosten runter gerechnet, und am Ende gehen sie doch hoch. Wir haben unsere Grundstücke auch selbst gekauft, dabei hilft uns keiner", sagte Günter Ermler. Christine Schubert (Grüne), Mitglied im Ortsrat von Ochtmissen, dankte auch den Gegnern des Projekts, dass sie sich dem Gespräch nicht entzogen hatten.