Im OECD-Vergleich belegt Deutschland nur einen der hinteren Plätze. Größte Probleme sind Steuer- und Erbschaftsrecht

Lüneburg. Gerade in Familienunternehmen finden sich viele Frauen als Führungskräfte. Der Begriff wird gern verwendet, trotzdem gibt es bis heute noch keine einheitliche Definition für ein Familienunternehmen.

Nach dem Gabler Wirtschaft-Lexikon sind Familienunternehmen "erwerbswirtschaftliche Unternehmen in Gesellschaftsform, bei denen zwischen den Gesellschaftern verwandtschaftliche Beziehungen bestehen". So gesehen zählen mehr 90 000 der 107 000 Industrieunternehmen (84 Prozent) oder mehr als 95 Prozent aller Unternehmen zu den Familienunternehmen. Sie beschäftigen knapp 60 Prozent aller Arbeitnehmer und erwirtschaften mehr als 40 Prozent sämtlicher Umsätze. Familienunternehmen sind somit das wichtigste Standbein der deutschen Wirtschaft.

Der überragenden volkswirtschaftlichen Bedeutung zum Trotz: Eine aktuelle Benchmarkstudie der Stiftung Familienunternehmen in München kommt zu dem Ergebnis, dass der Standort Deutschland für Familienunternehmen alles andere als optimal ist. "Platz elf von 18, das ist weniger als Mittelmaß, was die deutsche Politik der vorherrschenden Unternehmensform bietet", sagt Professor Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung.

Die Stiftung analysiert seit 2006 die Standortbedingungen von 18 OECD-Ländern. Untersucht werden die Faktoren Steuern, Arbeitskosten, Produktivität und Humankapital, Regulierung, Finanzierung, Öffentliche Infrastruktur sowie neuerdings auch Krisenanfälligkeit.

Problem Nr. 1 für den Standort Deutschland bleibe die hohe Steuerbelastung. "Andere Länder haben die volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen erkannt und handeln entsprechend", so Hennerkes. Das gelte insbesondere für die Erbschaftsteuer. Ähnlich negativ zeigt sich der Befund im Index Regulierung. Die Kreditklemme wurde im Nachgang zur Finanzkrise zur größten Bedrohung der Unternehmen in Familienhand.

Ein eindeutiger Standortvorteil Deutschlands liegt der Studie zufolge in der öffentlichen Infrastruktur, also im guten Ausbau der Transportwege sowie der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur.