Italienische Damenboutique brennt aus. Ursache ist technischer Defekt, sechs Menschen leicht verletzt

Lüneburg. Ein Großbrand hat am Dienstagabend Angestellte und Kunden in der Lüneburger Innenstadt in Atem gehalten. Damit die Feuerwehr das Dachgeschoss eines Gebäudes im Glockenhof vor einem Übergreifen der Flammen schützen konnte, waren unter anderem die Große Bäckerstraße und die Kleine Bäckerstraße sowie die Glockenstraße und der Glockenhof vorübergehend abgesperrt.

"Durch die massive Ausbreitung des gefährlichen Brandrauchs über weite Teile des Areals sah sich Einsatzleiter Günter Bruns gezwungen, auch die Schließung von Ladengeschäften zu veranlassen, um Passanten und Mitarbeiter zu schützen", sagt Daniel Roemer. Der Sprecher der Lüneburger Brandbekämpfer weiter: "Vier Personen mussten vom Rettungsdienst versorgt werden."

Doch auch zwei Helfer benötigten Hilfe. Eine 26 Jahre alte Polizistin kam mit einer leichten Rauchgasvergiftung ins Städtische Klinikum. Der gleichaltrige Sascha J. benötigte nach dem Einsatz eine Infusion. Der Feuerwehrmann war nach der Extrembelastung in der Gluthölle mit Kreislaufproblemen zusammengebrochen.

"Bei einem Einsatz mit Atemschutzgeräten haben wir immer auch einen Rettungswagen für erschöpfte Feuerwehrleute in der Nähe", sagt Roemer. "Denn man schwitzt enorm unter der Schutzkleidung." Genutzt wird dieser Notfalldienst aber nur selten. Roemer: "Die heißen Temperaturen am Dienstag machten den Einsatz außerordentlich anstrengend."

Wer mit Gasmaske, Sauerstoffflasche und Schutzkleidung durchs Feuer geht, muss sich regelmäßig medizinisch durchchecken lassen. Außerdem stehen Trainings unter Atemschutz auf dem Dienstplan. Sie finden unter anderem in der bis zu 300 Grad Brandgewöhnungsanlage in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Scharnebeck statt.

Genutzt haben die Lehrgänge unter Extrembedingungen den 25 Atemschutzträgern am Dienstagabend auch, um in der brenzligen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn der dichte dunkle Rauchnebel erschwerte ihnen die Orientierung. Eine altersschwache Holztreppe in dem zweistöckigen Ladengeschäft stellte für sie eine gefährliche Falle dar.

Die Boutique für italienische Mode wurde bei dem Feuer komplett zerstört. Dort stehen jetzt nur noch die verkohlten Reste der Einrichtung. Von der zum Teil aus schnell entzündlicher Synthetik bestehenden Damenwäsche ist nur Asche übrig geblieben. "Der Sachschaden wird auf mehrere Hunderttausend Euro geschätzt", erklärt Nicole Winterbur, Sprecherin der Polizei in Lüneburg. Kriminalermittler gehen von einem technischen Defekt an einem Verlängerungskabel als Ursache des Brandes aus.

"Angrenzende Ladengeschäfte wurden durch Rauch- und Brandeinwirkung teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen", so Winterbur weiter. Vor allem unter den Arkaden der Glockenhof-Passage staute sich die Hitze. Sie brachte Schaufensterscheiben zum Platzen und Kleiderbügel aus Kunststoff im Dachgeschoss zum Schmelzen. Besonders gefährlich: In der Zwischendecke des Altbaus bildeten sich immer wieder neue Glutnester.

"Durch ihr schnelles und gezieltes Eingreifen bei diesen tropischen Temperaturen hat die Feuerwehr Schlimmeres verhindert", kommentiert Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge. Gut ausgebildete Brandbekämpfer seien wichtig, "gerade hier bei uns in der historischen Innenstadt."

Bei der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr im März hatte der Oberbürgermeister vor den "mahnenden Beispielen" Goslar und Hannoversch Münden gewarnt. Dort zerstörten Brände historische Bauwerke. Auch die unter Denkmalschutz stehende Fassade im Glockenhof muss nun aufwendig saniert werden.