Ornithologische Seltenheit in den Elbtalauen. Gleich Vier Jungstörche in einem Nest

Hittbergen. Ähnlich dem Muskelspiel halbstarker Kerle lässt sich das imposante Flügelschlagen eines Jungstorchs interpretieren. Spiel und Pose jedoch sind dem jungen Meister Adebar zu vordergründig. Er und seine drei Geschwister trainieren für den gefahrvollen Flug in das afrikanische Winterquartier. Dabei ist Einzeltraining vorgeschrieben, denn bei einer Flügelspannweite bis zu 220 Zentimeter, bleibt den anderen Jungs nur eins: Kopf runter.

Seit Jahrzehnten begleitet Elisabeth Siems das jährliche Treiben der Störche auf dem Scheunendach: "Das sind allemal Kerle im Nest. Das sagt mir mein Gefühl." Bereits Ende März hatte sich ein Storchenpaar auf dem Siems-Hof in Hittbergen eingerichtet und von fünf Eiern vier ausgebrütet. Wochenlang schafften die Alten pausenlos Nahrung herbei, um die hungrigen Schnäbel zu stopfen.

Generell gilt, dass bereits nach sieben Wochen die Jungstörche fast so groß wie ihre Eltern sind, sich von ihnen aber noch durch schwärzliche Schnäbel und Beine unterscheiden

Nun macht der Nachwuchs erste Flugübungen im Nest, bis nach neun Wochen die Jungstörche flügge sind. Nach drei Monaten schließlich können sie selbst für sich sorgen, um sich ab Mitte August ohne die Führung ihrer Eltern - die ihnen meist erst eine Woche später folgen - auf den langen Zug in die afrikanischen Winterquartiere zu machen.

Die Zugrichtung ist den Störchen angeboren. Es gibt West- und Oststörche. Die Hittbergener Störche ziehen ostwärts, überqueren den Bosporus, fliegen weiter über die Türkei und lassen sich dann südwärts an der Ostküste des Mittelmeeres entlang treiben. Über den Golf von Suez folgen sie dem Lauf des Nils und überwintern nach acht bis 15 Wochen Flugzeit schließlich in Ost- und Südafrika. Weststörche fliegen über Spanien in den Süden.