Ausstellung noch bis zum 29. August in Hamburg zu sehen

Hamburg. Das Haus der Photographie in den Deichtorhallen widmet dem 1960 geborenen ukrainischen Künstler Sergey Bratkov eine Werkschau unter dem Titel "Heldenzeiten". Mit etwa 130 Werken gibt die Ausstellung einen umfangreichen Einblick in das fotografische Schaffen Bratkovs seit Anfang der 1990er-Jahre, das sozialkritisch, politisch und gleichzeitig von Poesie durchdrungen ist.

Die wilden, schrillen, manchmal an die Grenzen des guten Geschmacks reichenden Fotografien, Bildserien und Videos bilden den Kern seines umfangreichen Schaffens. Eine direkte, manchmal schonungslose Darstellung des Alltags und des Zusammenlebens nach dem Niedergang der Sowjetunion zieht sich als roter Faden durch das Werk und mischt sich zu einem bisweilen schrillen Theater der neuen Realität.

Der in der ukrainischen Stadt Charkow geborene Bratkov legt in seinen Bildserien die ideologisch überkommenen Klischees der Sowjetzeit ebenso offen wie den neuen Habitus des kraftstrotzenden Ostkapitalismus. Seine dokumentarischen Porträtserien über Stahlarbeiter (Steelworkers, 2003), obdachlose Kinder (Glue Sniffers, 2000) oder Frauen mit Kinderwunsch (Princess, 1996) zitieren die Bildsprache des national gefärbten Sozialismus, indem sie den Menschen schablonenartig in Stereotype einzuordnen vorgibt.

Sergey Bratkov sucht in seinen "Heldendarstellungen" nicht die Konformität der Gruppe, hinter der sich das Individuum verstecken könnte. Vielmehr provoziert er mit seinen Fotografien die postsowjetische Gesellschaft durch gezielte Grenzüberschreitungen von geschmacklichen und moralischen Tabus. In der Zuspitzung des Erlebten erfindet der Künstler eine neue Form des sozialen Realismus.

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Fotomuseum Winterthur entstanden und wurde von Thomas Seelig kuratiert.

Zu sehen ist die Schau von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. Karten kosten neun, ermäßigt sechs Euro. Sonnabends und sonntags finden jeweils 16 Uhr Führungen statt.