Schon streunen die ersten Besucher durch die Stadt. Die Vorbereitungen treffen nicht nur auf Gegenliebe. Ehrenamtliche Helfer gesucht.

Lüneburg. Schon jetzt tickt etwas anders in der Stadt. In St. Johannis fragen auf einmal Besucher nach Informationen, für die es keine Flyer in ihrer Muttersprache gibt - wie zum Beispiel Finnisch. Dafür wird der ökumenische Gottesdienst am Sonntag Am Sande ins Englische übersetzt. Gestern informierten Vertreter des Organisations-Teams des Hansetags ein letztes Mal vor der Veranstaltung rund um das Fest.

"Seit zwei, drei Tagen merken wir eine Veränderung", erzählte Superintendentin Christine Schmid am Rande der Pressekonferenz. "In St. Johannis haben wir viel mehr Besucher aus dem Ostseeraum als sonst." Und die Pressestelle der Stadt hat ungleich mehr Anfragen zu beantworten als üblich: 115 Journalisten aus Deutschland und dem Ausland sind bislang angemeldet.

Während in St. Johannis aufgrund der weggeräumten Sitzbänke in den nächsten Tagen viel mehr Platz ist als sonst, ist in der übrigen Innenstadt natürlich das Gegenteil der Fall. Auf dem Meere musste gestern der Behindertenparkplatz bei einer Arztpraxis einer Bude weichen.

+++ Zurück ins Mittelalter – Hansetag in Lüneburg +++

Auf Nachfrage des Abendblatts sagte Susanne Wermuth, bei der Stadt zuständig für das Verkehrskonzept während des Hansetags: "Für Schwerbehinderte wird ein Parkplatz am Reichenbachplatz eingerichtet. Wer Sonderlösungen braucht, ruft uns an und bekommt sie." Weiterer Wermutstropfen bei dem von sonst 70 auf 100 Stände erweiterten Handwerkermarkt in der Altstadt: Einige Buden sind am Freitag noch nicht besetzt, weil die Schausteller - keine Schauspieler - arbeiten müssen.

Spannend wird aber erst mal der Donnerstagabend: Dann treffen Eröffnungsveranstaltung und Fußballspiel aufeinander. "Wir haben überlegt, unsere Veranstaltung zu verschieben", sagte Oberbürgermeister Ulrich Mädge, noch bevor ein Journalist danach fragen konnte. "Doch wir kriegen es nicht hin. Wir können nur um Verständnis bitten. Aber vor zwei Jahren war das noch nicht einzuplanen." Mädge setzt auf die unterschiedlichen Interessenlagen der Leute, schließlich sei das Theater am Freitagabend beim Deutschland-Spiel auch gefüllt gewesen. Public Viewing sei finanziell und sicherheitstechnisch nicht möglich, daher wird Moderator Ludger Abeln, NDR, live die Zwischenstände berichten. Gefühlte 25 000 Anrufe gingen bei Dirk Hartkopf von der Marketing GmbH dazu in den vergangenen Tagen ein. "Viele baten darum, bitte kein Public Viewing anzubieten, weil sie wegen der Bands nach Lüneburg kommen und nicht für das Fußballspiel." Und nicht das Programm tagsüber vergessen! 52 Gruppen aus 34 Städten!

Für die Sicherheit sorgen zusätzliche Fußstreifen zwischen 10 und 23 Uhr, kündigte Roland Brauer von der Polizeiinspektion an. Im Dienst sein werden auch zivile Beamte, Stichwort Taschendiebstahl, Kollegen von der Lüneburger Bereitschaftspolizei sind parat. "Wir überwachen den Veranstaltungsraum per Video, zeichnen aber nichts auf", sagte Brauer. Und kündigte für Donnerstag an: Autokorsos durch die Innenstadt wird die Polizei nachvollziehbarerweise nicht zulassen.

Das Sicherheitskonzept ist von der DEKRA geprüft und abgenommen, ergänzte Oberbürgermeister Mädge. Er gab zu, die Verwaltung habe im Vorwege wohl manches nicht ausreichend kommuniziert, jetzt seien viele Diskussionen mit Gastwirten aber gelöst, besonders am Stintmarkt sowie Am Sande, wo sich Gastronomen über das Verbot von Außenbestuhlung geärgert hatten. Der Coffeeshop-Betreiber An der Münze, der vors Verwaltungsgericht gezogen ist, könne den Innenhof der Musikschule nutzen. "Wir entscheiden nichts bösartig, es steckt System dahinter."

Zu dem System gehören Parkplätze am Stadtrand sowie ein kostenloser Busshuttle, der für die Mitarbeiter der Geschäfte bereits um 7 Uhr morgens startet. Zwischen Hamburg und Lüneburg sowie Lübeck und Lüneburg gelten Sonderfahrpläne mit zusätzlichen Waggons und Zügen, es fahren mehr Busse am Abend und ab 21 Uhr stündlich die sogenannten Nacht-Stadt-Busse bis 0.30 Uhr. Sechs Sanitätscontainer und zwei Behandlungsstationen mit Ärzten stehen zur Verfügung, dazu ein Dutzend Toilettencontainer.

Wer Lust hat, ehrenamtlich die Gäste der Stadt zu betreuen und beim Hansetag mitzuhelfen, meldet sich bei Stefanie Kibscholl unter 04131/30 91 69. Für alle anderen Fragen ist die Hotline 30 95 00 geschaltet, und zwar während des Hansetags bis 23 Uhr.

Und wenn die Chöre und Musikgruppen aus dem Ausland in Lüneburgs Kirchen singen und spielen - in St. Michaelis und St. Johannis gibt es stündlich kleine Konzerte - ist auch die Sprache kein Problem mehr.