Es gibt zu wenig junge Erwachsene, die den Wachdienst in Schwimmbädern und an den Badeseen übernehmen

Adendorf. Der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gehen die Rettungsschwimmer aus. Wer das Freibad Adendorf am Dienstagabend besucht, sieht zwar jede Menge Kinder durch das Becken schwimmen, angeleitet von Frauen in orangefarbenen DLRG-Shirts. Doch bis der Nachwuchs Lehrgänge zum Rettungsschwimmer besuchen kann, dauert es noch einige Jahre. Und bis dahin herrscht Ebbe.

Jürgen Schmidt ist seit 40 Jahren Rettungsschwimmer, und seit 1979 in Adendorf. Der 55-Jährige ist der Vorsitzende der Ortsgruppe Adendorf-Scharnebeck der DLRG und sagt: "Wir kämpfen mit den geburtenschwachen Jahrgängen und brauchen dringend zusätzliche Rettungsschwimmer, Jugendliche und Erwachsene."

Eine von ihnen ist Nadine Koerner, 17. Die Scharnebeckerin steht und schwimmt jeden Dienstagabend im Freibad Adendorf, im Winter im Hallenbad. Wenn sie nicht selbst trainiert, guckt sie auf die Kleinen. "Es macht Spaß, zu erklären und dann zu sehen, dass die Mädchen und Jungen im Laufe des Kursus Fortschritte machen."

Seit sie sieben Jahre alt ist, schwimmt Nadine bei der DLRG. "Ich finde es toll, dass es hier nicht auf Leistung und Wettkämpfe ankommt, sondern darauf, Leben zu retten." Sie selbst ist zwar noch nie in der Situation gewesen - "zum Glück" noch nicht. Aber dass die Lebensrettung und nicht die Stoppuhr Ziel und Grund fürs Training sind, das gefällt der jungen Frau.

+++DLRG wacht über eure Sicherheit+++

Von Seepferdchen bis Gold nimmt die DLRG alle Abzeichen ab - und bis auf das höchste Rettungsschwimmabzeichen hat Nadine sie bereits alle geschafft. "Zurzeit bin ich bis zum Rettungsschwimmer in Silber gekommen, und Gold will ich auch versuchen. Bis Silber ist es auf jeden Fall für jeden schaffbar, der regelmäßig trainiert - ob Frau oder Mann."

Auch die 17-Jährige merkt, dass sie zwar nicht allein im Becken ist, aber auch seit einiger Zeit nicht mehr eine von vielen. "Wir haben einen Mangel an Rettungsschwimmern im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Es gibt Ältere und Jüngere, aber in diesem Bereich eher wenige." Doch gerade diese Altergruppe ist für die Wachdienste besonders gesucht.

Die DLRG Adendorf-Scharnebeck bewacht den Inselsee, an jedem Wochenende bei gutem Wetter ist ein Wachttrupp vor Ort von Sonnabendmittag bis Sonntagabend: eine Wachleiter und bis zu zwölf Wachgänger. Sie schlafen dann am See in der Station der DLRG.

Am nahen Elbe-Seitenkanal liegt das Boot der Rettungsgesellschaft, falls sie den Kollegen der Lüneburger Ortsgruppe auf der Elbe zu Hilfe kommen müssen. "Wir versuchen auch, im Freibad Adendorf präsent zu sein mit Wachdiensten, aber aufgrund der wenigen Leute ist das kaum möglich", sagt Jürgen Schmidt. "Das Bad muss sich selbst behelfen, hat aber in der Regel ausreichend Schwimmmeister." Schließlich liegt es in Trägerschaft der Kommune und ist kein privates Freibad wie etwa in Alt Garge oder Salzhausen.

Mit zwölf Jahren können Mädchen und Jungen den ersten Rettungsschwimmerschein in Bronze machen, ab 15 Jahren Silber und ab 16 Jahren Gold. Das Geschlecht spielt laut Jürgen Schmidt kaum eine Rolle, schon gar nicht in der Gruppe: "Wir sind ein homogener Laden, das geht alles."

Die Einsätze am Wochenende am Inselsee muss der Leiter der Ortsgruppe mit "Fingerspitzengefühl" planen, schließlich läuft bei der DLRG alles ehrenamtlich: Nicht zu wenige und nicht zu viele junge Leute sollen im Einsatz sein. "Ich darf sie nicht verbrennen", ist sich der erfahrene Rettungsschwimmer klar. "Gleichzeitig müssen sie das Gefühl haben, genug zu tun zu haben. Die Wachleute brauchen Ausdauer, denn sie haben auch mal Leerlauf."

Wer Lust hat, die Adendorfer Rettungsschwimmer kennen zu lernen oder selbst einmal beim Training mitzumachen, ist herzliche willkommen jeden Dienstagabend im Freibad Adendorf ab 18 Uhr. Informationen gibt Jürgen Schmidt außerdem unter Telefon 04131/18 78 29.

Nadine Koerner macht Interessierten Mut: "Wir haben für jeden das passende Training. Und es geht auch nicht nur um den Sport, sondern auch das Zusammensein am See."

Genau darum geht es vielen Rettungsschwimmern der DLRG-Ortsgruppe in Lüneburg anscheinend jedoch nicht mehr. Michaela Behrend aus der Geschäftsstelle sagt: "Es gibt zwar viele interessierte Schwimmer, die ihren Rettungsschwimmerschein bei uns machen. Sie stehen anschließend aber nicht für die Wache zur Verfügung, weil sie den Schein lediglich als Nachweis benötigen, beispielsweise für den Arbeitgeber. Natürlich würden wir uns aber freuen, wenn wir bei den Wachen mehr Leute zur Verfügung hätten und uns häufiger abwechseln könnten." Jedes Wochenende zwischen Mai und September besetzt die Lüneburger Ortsgruppe die Wachstation am Reihersee, ist dort unbewacht, herrscht Baden auf eigene Gefahr.

Die Regel ist das seit einigen Jahren am Barumer See. Dort hat die Gemeinde der DLRG den Vertrag gekündigt, und die ehemalige Wachstation ist mittlerweile ein Übernachtungsbetrieb für Radfahrer, sagt der zweite Vorsitzende Hans-Dieter Pahl. "Seither ist der See unbewacht."