Nachricht auf der Homepage: An der Oberschule soll es keinen Latein-Unterricht geben, entschied die Landesschulbehörde.

Marschacht. "Kein Latein in der Oberschule Marschacht". Die Nachricht auf der Homepage der Schule ist nicht zu übersehen. Eltern und Schulleitung sind niedergeschlagen. Bis zuletzt hatten sie die Hoffnung, dass das Kultusministerium dem Antrag der Schule auf Einführung einer zweiten Fremdsprache in der sechsten Klasse bewilligen würde. "Wir Eltern dachten, alles wird gut, bis vor einigen Tagen meine Tochter einen Brief von der Schule aus der Tasche zog", sagt Stephan Mordhorst.

Die Landesschulbehörde erteilte dem Antrag der Schule eine Absage. Dabei hatte Schulleiter Andreas Franz Gespräche sowohl mit der Landesschulbehörde in Lüneburg wie auch dem Kultusministerium in Hannover geführt und sich um die Lehrerversorgung gekümmert. Wie das Abendblatt berichtete, bestätigte der Schulleiter des Gymnasiums Salzhausen die Abordnung zweier Lateinlehrer für jeweils drei Jahre. Trotzdem soll plötzlich nicht mehr gelten, was einst Voraussetzung war. "Eine Genehmigung des Antrags auf Einführung des Faches Latein als Wahlpflichtfremdsprache ist nur möglich, wenn zwei Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung für das beantragte Fremdsprachenfach durchgängig bis zum Ende des Bildungsgangs im zehnten Schuljahr zur Verfügung stehen. Gemäß Antrag der Oberschule Marschacht stehen zurzeit allerdings nur zwei Fachlehrkräfte für das Fach Latein auf dem Wege der Abordnung für die Schule zur Verfügung", heißt es in der Begründung der Absage.

"Das ist für uns nicht nachvollziehbar", sagte Elternvertreter Stephan Mordhorst. "Warum sind zwei Lehrer notwendig, wo doch unsere zukünftigen sechsten Klassen nur vier Lateinstunden pro Woche haben?" Schulleiter Franz, der sich intensiv seit November mit der Angelegenheit beschäftigt hat, muss derweil die Vorgaben seines Dienstherrn akzeptieren. "Ist Latein als Wahlpflichtfremdsprache auch abgelehnt worden ist, so ist doch die Konstruktion der Oberschule für mich nicht gescheitert", sagt er.

Die Eltern haben sich indes erneut an den Minister gewandt, weil sie die Begründung der Ablehnung nicht überzeugt. Sie schreiben: "Die von Ihrer Behörde gesetzte Anforderung, bereits jetzt zwei feste Lehrstellen in Latein vorweisen zu können, macht weder aus schulischer noch aus wirtschaftlicher Sicht Sinn und wäre in kürzester Zeit - von der Umfrage über die Neigung der Schüler bis zum Genehmigungsverfahren - auch gar nicht umsetzbar." Der Nachweis über die zur Verfügung stehenden Fachlehrer muss zukünftig bis zum 15. Dezember eines Jahres für das jeweilig darauf folgende Jahr erbracht werden.

Die Eltern vermuten Druck auf das Ministerium seitens des Philologenverbands, der Vertretung der Gymnasiallehrer. "Sie fürchten die Oberschule als Konkurrenz", so die Elternvertreterin Bettina Lohmann. "Gewöhnlich wechseln nach der vierten Grundschulklasse eineinhalb bis zwei Klassen von Schülern mit einer gymnasialen Empfehlung auf das Winsener Gymnasium. Wenn zukünftig die Hälfte von ihnen statt in Winsen in Marschacht die Schule besucht, dann wäre das für das Gymnasium Winsen ein ernst zu nehmender Verlust."

Mit dem Brief an den Minister laufen sich die Marschachter Eltern warm. Darüber hinaus planen sie eine Fahrt nach Hannover in Begleitung von Kommunalpolitikern einschließlich des Samtgemeindebürgermeisters Rolf Roth. Auch wird darüber nachgedacht, das Schreiben zur Prüfung einem Wirtschaftsanwalt vorzulegen. Zudem hat Stephan Mordhorst alle 20 Oberschulen mit gymnasialem Zweig in Niedersachsen mit der Bitte um Unterstützung hinsichtlich der Einführung des Faches Latein als Wahlpflichtfach in der sechsten Klasse angeschrieben. Vier Schulen haben umgehende Rückmeldung gegeben und ihre Unterstützung zugesagt.

Noch sind die Eltern zuversichtlich und geben nicht auf. Sie wissen, dass allein eine politische Entscheidung das Blatt wenden kann. So hoffen sie auch auf den Einfluss des CDU-Landtagsabgeordneten Norbert Böhlke. "Sie haben der Oberschule in Niedersachsen Ihre volle Unterstützung zugesagt", heißt es in dem Brief an Bernd Althusmann. "Wir befürchten allerdings, dass der gymnasiale Standort ohne Lateinangebot erheblich an Attraktivität verlieren könnten, denn das Interesse für diese Sprache bei den Schülern der sechsten Klassen ist insgesamt sehr hoch. Wir würden uns freuen, wenn Sie ihren Worten auch Taten folgen lassen."