Silke kleine Kavelage erinnert im Kunstfenster Thomasburg an die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Aktion bis August als Video zu sehen.

Thomasburg. Am 20. April 2010 explodierte die Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Eine der furchtbarsten Ölkatastrophen in der Geschichte der Menschheit nahm ihren Lauf: Heute ist die Katastrophe, die unermessliche Ausmaße für die Natur zu Wasser und zu Lande erreichte, in Europa fast vergessen.

An den Unfall und die anschließende verheerende Ölpest erinnert die Künstlerin Silke kleine Kavelage aus Kassel mit ihrer Performance "Deepwater Horizon", die im Kunstfenster Thomasburg, Kirchring 6, noch bis Mitte August als Video zu sehen ist.

Rudolf Ludwig, Dozent an der Kunsthochschule Kassel und zu Hause in Thomasburg, hatte die Künstlerin zu sich nach Thomasburg eingeladen, um ihre Performance vor Publikum zu präsentieren. Er selbst erinnerte mit einer Lesung an den Ablauf der Katastrophe.Zeitgleich zeigte Silke kleine Kavelage, wie schnell eine harmlose Landschaft sich verwandeln kann.

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Mithilfe einer Reihe von Öl gefüllten Plastiksäcken, die an der Wasseroberfläche eines Bassins zerplatzen und sich zügig zu einem großen Ölteppich in grellen Farben vereinen, entsteht in kurzer Zeit ein großer Ölteppich, der auf dem Wasser klebt und mit herkömmlichen Mitteln nur schwer zu beseitigen ist.

In den USA entstand so ein großer Schaden, der auch nach Ansicht von Experten vermeidbar gewesen wäre. "Die Sicherheitskonzepte der Betreiberfirma BP waren mangelhaft und reichten nicht", sagt Silke kleine Kavelage. "Die Performance soll zeigen, dass der Ablauf einer Ölkatastrophe auf dem Wasser auch mit einfachen Mitteln dargestellt werden kann. Bessere Vorkehrungen sind möglich und auch nötig", meint die Künstlerin.

Tatsächlich kamen im Golf von Mexiko elf Menschen bei dem Unfall ums Leben. Ein benachbartes Naturschutzgebiet sowie die Meeresfauna und Flora und das Flussdelta des Mississippi wurden von der Ölpest schwer getroffen. Selbst in einer Tiefe von 1100 Metern wurden im Ozean noch Schadstoffe infolge der Ölpest festgestellt.

Natur und die Eingriffe des Menschen in das natürliche Gleichgewicht, das ist ein Schwerpunktthema für Silke kleine Kavelage, die demnächst ihr Studium an der Kunsthochschule Kassel abschließt. "Die Art, wie wir in die Natur eingreifen und sie dabei oft missbrauchen, ist verstörend. Deepwater Horizon war in meinen Augen ein besonders folgenschweres Beispiel", sagt die Künstlerin. Obwohl der amerikanische Präsident Barack Obama im Anschluss an die Katastrophe eine Wende in der amerikanischen Energiepolitik ankündigte, laufen inzwischen wieder Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko: die US-Regierung hat ihr zunächst erlassenes Verbot von Ölbohrungen auf hoher See rückgängig gemacht. Ein kleines Zeichen gegen das Vergessen soll die Performance von Silke kleine Kavelage sein, mit der die Katastrophe wieder vor Augen geführt wird. "Die Informationen, die wir wochenlang in den Medien gehört haben, wird damit noch einmal in die Handlung zurückgeführt", sagt die Künstlerin.

Für ihre Arbeiten nutzt sie grundsätzlich verschiedene Medien, um auf ihr Schwerpunktthema Mensch und Natur aufmerksam zu machen. "Es kommen auch Objekte oder Fotografien in Betracht, ich lege mich nicht unbedingt auf ein Medium fest", sagt sie. An der Kunstform Performance gefällt ihr, dass man sehr nahe an das Publikum herankommt und dessen Reaktionen unmittelbar spürt. "Der Künstler erfährt sofort, ob das Gefühl überspringt und wie die Reaktion des Publikums ausfällt", sagt Silke kleine Kavelage.

Dass dabei auch mal Pannen auftreten können, kalkuliert sie ein. "Fehler passieren, damit muss man rechnen. Aus Fehlern lernt man und gewinnt neue Erkenntnisse", meint Silke kleine Kavelage. Demnächst steht für die 27-jährige Künstlerin ein Auslandssemester in Tallinn (Estland) auf dem Programm, danach folgt ihre Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Kassel.

Irgendwann möchte sie von ihrer Kunst leben können. "Die Zeit wird zeigen, ob es klappt", sagt die Künstlerin. Regelmäßige Ausstellungen organisiert sie bereits im Kunstraum Kassel, den sie gemeinsam mit einer Freundin betreibt.

Geprägt haben sie so unterschiedliche Kollegen wie der Computerkünstler Frank Richter, der Bildhauer und Installationskünstler Franz Erhard Walther und der Medienkünstler Matthew Barney. "Aber es gab auch Einflüsse durch das zeitgenössische Tanztheater", sagt sie. Diesen künstlerischen Einflüssen und Inspirationen nachgehen möchte die in Dortmund geborene Künstlerin in Zukunft am liebsten in Leipzig. "Leipzig ist eine wunderbare Stadt, um dort Kunst zu machen", meint sie.