Regionalkrimi “Rot macht tot“ des Lüneburger Autors Ulrich W. Gaertner ist jetzt als Hörbuch vertont. 15 Stunden spannende Romanhandlung.

Reppenstedt. Eine Turmuhr schlägt leise, schaurig-schön ertönt der Ruf des Waldkauzes in der Ferne. Wer es nicht besser weiß, wähnt sich in einer alten Edgar-Wallace-Verfilmung. In den legendären, in schwarz-weiß gedrehten Krimis war der Kauz stets zu hören, wenn eine schaurig Szene im dunklen, nebelverhangenen Wald spielte.

Dazu spricht der Vorleser mit tiefer, sonorer Stimme: "Irgendwoher ist der leist Schlag einer Turmuhr zu vernehmen als die kleine Gruppe Menschen den breiten Grenzgraben in Waldesnähe erreicht. Die beiden Kinder haben voll gestopfte Wehrmachtssäcke aufgepuckelt, die Frau trägt schwer an einem prallen Koffer, in dem sich die Mitbringsel für die Lieben im abgetrennten Osten der DDR befinden."

Zu hören ist die bekannte Stimme des TV- und Radio-Moderators Christian Reimer. Er liest aus dem bereits vor einigen Jahren erschienen Krimi "Rot macht tot"; dem deutsch-deutschen Thriller aus der Feder des Reppenstedters Ulrich W. Gaertner. Sein Buch ist aktuell als Hörbuch erschienen. Im Zentrum steht der Kampf zwischen einem Major der DDR Staatssicherheit und einem Kriminalkommissar der Lüneburger Kripo, aus dem nur einer als Sieger hervorgehen kann.

Der Thriller ist ein geschichtliches Zeitdokument über die Beziehung zwischen Ost- und Westdeutschland. Exakt recherchiert und gespickt mit für die meisten Deutschen unbekannten Details aus der Zeit der DDR sowie detaillierten Beschreibungen der echten Polizeiarbeit.

Dabei kommt auch der Liebhaber des regional angesiedelten Städtekrimis auf seine Kosten, denn insbesondere Lüneburg ist der mit viel Lokalkolorit versehene Handlungsort wie auch die Landschaften beiderseits der Elbe. Mord, Totschlag, Diebstahl und Sexualdelikte lassen den 1943 in Oberschlesien geborenen und mittlerweile zum Krimiautor avancierten Gaertner nicht los.

Der verschmitzt lachende Mann war in Lüneburg Erster Kriminalhauptkommissar und leitete diverse Sonderkommissionen für Tötungs- und Sexualdelikte. Das Hörbuch zum Lesevergnügen produziert hat der in Soderstorf lebende Musiker, Komponist und Produzent Thomas Nolte. "Er hat das Buch auf seine Hörbuchtauglichkeit geprüft. Ich habe mir im Studio die Stimmer zweier Sprecher angehört und mich für Christian Reimers entschieden", sagt Gaertner.

Bevor Nolte seine Zustimmung zur Produktion des Hörbuchs gab, hat er selbstverständlich die Geschichte gelesen: "Das Buch ist ungeheuer lebhaft, die handelnden Personen derart different und die Zeitabschnitte unterschiedlich - es hat sich als Hörbuch angeboten." Viele Hörbücher verzichten bewusst auf Musik und Nebengeräusche. Es sind Lesungen. Hörspiele dagegen sind dramatisierte, rein akustische Inszenierungen mit verteilten Sprecherrollen, Geräuschen und Musik. Nolte indes setzte sparsame Akzente in die vorgelesene Romanversion.

"Das Buch ist so lebendig, ein Zuviel an Musik und Soundeffekten wäre fehl am Platz", sagt der Produzent. "Ich habe mich auf wenige Geräusche beschränkt, wie etwa das subtile Knacken von zertreten Zweigen im Wald, das Schlagen der Turmuhr, ein fahrender Zug oder diverse Stadtgeräusche. Was unbedingt hineingehörte waren zudem die jeweiligen Nationalhymnen, geschuldet der deutsch-deutschen Geschichte."

Die Hörbuchversion bietet über 15 Stunden spannende Romanhandlung. Gelesen wurde allerdings nicht im Soderstorfer Studio des Thono-Audio-Verlags. "Professionelle Sprecher wie Christian Reimer verfügen über eigene Studios, in denen sie Lesen, Aufnehmen und die gesprochenen Version anschließend bearbeiten. Ich habe meinen Teil dann in die Endversion eingefügt", sagt Thomas Nolte.

Sein beschauliches Studio befindet sich im Keller des Hauses. Das Geräusch-Archiv birgt einen Fundus an möglichst originalgetreuen Tönen und Klängen. "Falls etwas fehlt, mache ich mich auf und suche danach." Das Hörbuch ist fertig und Kommissar Gaertner hochzufrieden. "Es ist vor allem die Ausstrahlung, die mich begeistert. Der Sprecher ist wunderbar und verfügt darüber hinaus über schauspielerisches Talent."

Christian Reimer ist dem Ex-Kommissar zum Vorbild für seine Lesungen geworden. "Ich habe festgestellt, dass auch ich in der Lage bin, meine Stimme mehr als bisher zu variieren. Einfach nur lesen, das kann jeder. Aber eine Geschichte erzählen können nur Profis."

Darüber hinaus interessiert sich Gaertners Schwiegersohn, der Regisseur Miguel Alexandre für eine Verfilmung des Thrillers. Alexandre ist dem deutschen Publikum bekannt durch seine mehrteiligen Fernsehfilme wie "Die Frau vom Checkpoint Charly" und "Der Mann mit dem Fagott".

Wer neugierig auf das spannende Hörbuch ist, der wird im Internet fündig. Denn Thomas Nolte hat diesen Vertriebsweg für sich erschlossen. Im Buchhandel ist "Rot macht tot" nicht zu finden. www.audible.de