In der Stadtverwaltung steht ein Generationenwechsel bevor. Viele Bereichsleiter gehen in den Ruhestand. Neue und bekannte Gesichter füllen die Lücken.

Lüneburg. Fast 200 Jahre Erfahrung verliert die Lüneburger Stadtverwaltung in diesem Jahr. Mitarbeiter gehen in den Ruhestand, die bereits ihre Ausbildung im Rathaus begonnen hatten - in einem anderen Zeitalter: Anfang der 60er-Jahre. Ganz neue Köpfe, aber auch bekannte Gesichter füllen die entstehenden Lücken.

"Mit freundlichem Gruß aus dem Urlaub bzw. anschließenden Ruhestand" beendet der automatische Antwortdienst von Manfred Harder derzeit die E-Mails, die - noch - seine Adresse bei der Stadtverwaltung erreichen. Seit Donnerstag, 29. März, hat er frei.

1963 hatte Harder seine Ausbildung bei der Stadtverwaltung begonnen, später war der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter 20 Jahre Leiter des Ordnungsamts. Zuvor war der heute 64-Jährige seit Jahrzehnten in verschiedenen anderen Bereichen der Verwaltung tätig, hat unter anderem den Winterdienst verantwortet.

17 Jahre alt war sein Stellvertreter Harald Domanske, als er seine Lehre bei der Stadt begann: Der heute 59-Jährige, für fast alle Fragen des Straßenverkehrs und ordnungsbehördlicher Belange zuständig, geht im November in die Altersteilzeit.

Harders Nachfolger wird Joachim Bodendieck, 49. Bislang leitete der den Regionalbereich Ost im Fachbereich Familie und Bildung und war zuvor lange für die Grundsatzangelegenheiten der Sozialhilfe zuständig. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe", sagte Bodendieck gestern. "Nach 18 Jahren ist der Zeitpunkt für einen Wechsel genau richtig."

Die größten Veränderungen stehen Bodendiecks einstigem Fachbereich bevor: Wie berichtet baut die Verwaltung die Jugendhilfe um. Die Leitungsebene soll verschlankt, die Basis gestärkt werden. Ziel ist eine stärkere Dezentralisisierung und Verstärkung der Jugendarbeit in den Stadtteilen. Die Stelle des Stadtjugendpflegers Hubertus Heinrich fällt damit wie berichtet in der derzeitigen Form weg und wird umstrukturiert.

Das aber ist nicht die einzige Personalie, die sich im Bereich Familie und Bildung ändert und der künftig "Soziales und Bildung" heißen wird.

Eine der längsten Karrieren bei der Verwaltung hat Horst-Günter Kirch hinter sich. "Seit Jahrzehnten im Rathaus tätig gilt er als Institution in seinem Gebiet, dem Aufbau und Management von Kinderbetreuungsangeboten in der Stadt", sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier. Der heute 61-jährige Kirch leitet seit 1993 den Bereich Kinder und Familie, im Sommer geht er in die Altersteilzeit.

Auch die Leitung des Jugendamts ändert sich: Marlis Otte, seit 1972 als Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin bei der Stadt tätig, stand seit 1996 an dessen Spitze. Im Juni wird Marlis Otte 65 Jahre alt, dann geht sie in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin ist Angela Lütjohann, 56 Jahre alt, seit 1984 Sozialarbeiterin bei der Stadt und seit 2003 Leiterin des Regionalbereichs Nord.

Für den Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft verwaltet Jürgen Sohl, 65, Gebäude und Grundstücke der Hansestadt Lüneburg, verhandelt über Verkäufe und Vermietungen - und zwar noch bis Mai. Vor 49 Jahren hatte Sohl seine Lehre bei der Verwaltung begonnen, seine Aufgaben verantwortet künftig die Juristin Yvonne Hobro, unterstützt von Bianca Hartfuß, ebenfalls Juristin.

Weiter geht's im Bereich Straßen und Ingenieurbau: Hartwig Lübbecke hat als Bereichsleiter "in den vergangenen Jahrzehnten wohl fast jede Straße in Lüneburg mehr als einmal begutachtet, reparieren oder sanieren lassen", schätzt Daniel Steinmeier. Seit Herbst sei der Diplom-Ingenieur, 61, nur noch privat auf den Straßen unterwegs, auch er geht in Altersteilzeit.

Als Nachfolgerin hat sich in einem Bewerbungsverfahren Uta Hesebeck, 41, durchgesetzt. Sie arbeitete viele Jahre in einem Hamburger Ingenieursbüro und zuletzt bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.

Das Team des Seniorenservicebüros und Pflegestützpunktes Region Lüneburg verlassen zwei zentrale Köpfe in kurzem Abstand. "Heinz-Hermann Twesten war seit 1991 als Seniorenberater eine feste Größe für die älteren Lüneburger und ihre Angehörigen bei allen Fragen rund ums Altwerden", sagt Daniel Steinmeier. Seit Anfang Februar ist Twesten selbst Senior und zu Hause.

Helmut Kowalik, Leiter des Büros und seit fast 20 Jahren für die Heimaufsicht in den Alten- und Pflegeheimen der Hansestadt Lüneburg zuständig, verlässt die Verwaltung zum Sommer. Ein Nachfolger für Kowalik steht noch nicht fest. Für Beratungen stehen den Lüneburgern weiterhin Almut Groth, Nicola Wernecke und Edda Hermann zur Verfügung, eine weitere Stelle soll noch besetzt werden.

Zum Abschied sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge zu den Mitarbeitern: "Mit Ihnen verlieren wir wertvolle Erfahrungen, das wird nicht leicht. Umgekehrt soll der Wechsel für Sie zu einem Gewinn werden, einem Gewinn an Lebensqualität und Zeit für die Dinge, die im Arbeitsalltag zu kurz kommen." Allen, die neu im Team Stadtverwaltung sind oder neue Aufgaben übernehmen, wünscht Mädge auch im Namen von Rat und Verwaltung "ein herzliches Willkommen und einen gelungenen Start".