Die Arbeit der Einrichtung soll durch eine neue Vereinbarung mit Stadt und Landkreis bis 2016 gesichert werden

Lüneburg. Die Veränderung einer Richtlinie in Niedersachsen zahlt sich für 41 Zufluchtsstätten für misshandelte Frauen und ihre Kinder in finanzieller Hinsicht aus. Auch das Frauenhaus Lüneburg profitiert künftig von höheren Zuwendungen aus Hannover.

76 400 Euro überweist das Land dem Verein Frauen helfen Frauen in diesem Jahr. Bisher betrug die Landeszuweisung jährlich 68 000 Euro. Zur Begründung für die Steigerung heißt es, damit solle der Anstieg der Personalkosten in den vergangenen Jahren aufgefangen werden. Allein in diesem Jahr sind dafür Aufwendungen in Höhe von 154 728 Euro eingeplant.

Mit der Zusage aus Hannover geht für den Verein eine Phase der Unsicherheit zu Ende, denn Ende 2011 war der bisherige Vertrag zur Unterstützung des Frauenhauses ausgelaufen. Zwar sei damals grundsätzlich von allen Trägern, neben dem Land steuern auch Stadt und Landkreis Lüneburg einen Teil zur Finanzierung des Frauenhauses bei, eine Fortsetzung der Unterstützung signalisiert worden, die Beratungen darüber zogen sich dennoch hin. Damit die Arbeit weitergehen und Miete und Gehälter bezahlt werden konnten, sprang der Landkreis zu Beginn des Jahres ein und streckte der Einrichtung 11 000 Euro vor.

Wie wichtig das Frauenhaus ist, wissen Politiker und Verwaltung. "Die Existenz des Frauenhauses in Lüneburg ist unabdingbar. Leider gibt es immer wieder Familiensituationen, in denen Frauen eine solche Einrichtung als Zufluchtsort brauchen", sagt Martin Wiese, Fachbereichsleiter Soziales im Landkreis Lüneburg.

Das Frauenhaus bietet Frauen, die Gewalt in ihren Familien oder Beziehungen erlitten haben, seit mehr als 30 Jahren in Lüneburg einen sicheren Zufluchtsort. Die Einrichtung arbeitet eng mit Institutionen und Behörden zusammen. Betroffene werden individuell begleitet und auf dem Weg unterstützt, künftig ein Leben ohne Gewalterfahrungen führen zu können. 15 Betten für Frauen und fünf Betten für Kinder stehen zur Verfügung, fast immer sind die Zimmer belegt.

Nach Angaben des Vereins ist die Zahl der Betroffenen auch nach der Verabschiedung des Gewaltschutzgesetztes 2002 nicht zurückgegangen. Im Gegenteil. Die Tatsache, dass sich heute mehr Menschen trauen, über das Thema Gewalt gegen Frauen zu sprechen, habe dazu geführt, dass sich Betroffene in einigen Fällen eher melden. Die Aufenthaltsdauer der Frauen variiert, einige bleiben nur wenige Tage, andere bleiben bis zu einem Jahr. Nicht wenige Frauen kommen wieder, weil sie erneut oder von einem neuen Partner geschlagen werden.

An den Kosten, um diesen Frauen zu helfen, beteiligen sich Stadt und Landkreis mit je 34 000 Euro jährlich. Bisher galt die Regel, dass sich Stadt und Landkreis an der Landesrichtlinie orientieren. Ob die höhere Zuweisung aus Hannover auch für Stadt und Landkreis finanzielle Konsequenzen nach sich zieht, ist bislang noch nicht geklärt.

Die Mitglieder des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Landkreises diskutieren in ihrer nächsten Sitzung eine gemeinsame Vereinbarung, die dem Verein Frauen helfen Frauen die Förderung für die Jahren 2012 bis 2016 zusichern soll. Damit wäre die Finanzierung des Frauenhauses vonseiten der Kommunen langfristig gesichert und Planungssicherheit für alle Beteiligten gegeben.

Das wird voraussichtlich auch so bleiben, obwohl Stadt und Landkreis jeweils an Entschuldungsprogrammen des Landes teilnehmen. Kommunen, die dieses Hilfsangebot des Landes zum Schuldenabbau in Anspruch nehmen, müssen Ausgaben, die für freiwillige Leistungen aufgewendet werden, reduzieren.

"Wir haben 34 000 Euro in diesem Jahr für das Frauenhaus in den Haushalt eingestellt, und ich gehe davon aus, dass es dabei bleibt", sagt Kreissprecherin Katrin Peters. Zudem wende der Landkreis im Vergleich zur Stadt wenig Mittel für freiwillige Leistungen auf. "Und auch wenn wir daran sparen müssten, gäbe es andere Projekte, die weit vor dem Frauenhaus geprüft werden würden", sagt Katrin Peters. Auch die Stadt steht zur Unterstützung der Einrichtung. "Das ist uns wichtig", sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier.

Die Mitglieder des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Landkreises beraten sich in einer öffentlichen Sitzung am Montag, 16. April, um 15 Uhr im Sitzungssaal des Kreishauses, Auf dem Michaeliskloster 4.