Lüneburg. Mehr als 10 000 Lehrstellen blieben nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) deutschlandweit im letzten Jahr unbesetzt. Dieser Trend ist auch im Bezirk der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade spürbar. Offen sind in der Region vor allem Stellen für Elektroniker und Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klima. Betroffen sind aber auch traditionelle Handwerksberufe wie Bäcker, Fleischer und Friseure - das ergaben Nachfragen bei den Arbeitsagenturen.

"Die Suche nach guten Lehrlingen wird immer schwieriger", sagt Kammerhauptgeschäftsführer Norbert Bünten. Das gelte vor allem für kleinere Handwerksbetriebe. "Die Zahl der Bewerber ist aufgrund der demografischen Entwicklung rückläufig. Gleichzeitig steigt aber in vielen Branchen die Suche nach Lehrlingen und zukünftigen Fachkräften. Das verschärft die Situation zusätzlich", meint Bünten.

Auch bei der Internet-Lehrstellenbörse der Kammer seien derzeit schon 120 offene Stellen registriert, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Die Ursachen für die Situation sind vielfältig. "Das Handwerk klagt seit Jahren über die Qualität der Bewerber, daran hat sich nicht viel geändert", sagt Bünten. Schwierig werde es aber, wenn nicht nur die Qualität der Bewerber, sondern auch die Zahl der Bewerbungen sinke.

"Als Folge werden vermutlich immer weniger gute Bewerber für das Handwerk übrig bleiben, und dann wird es für viele Betriebe kritisch", meint Bünten. Es gebe einen Trend zum Abitur und zum Studium und weg von Haupt- und Realschulen. Von dort jedoch bezieht das Handwerk die Mehrzahl seiner Lehrlinge. "Wir werben zwar verstärkt um Abiturienten, zum Beispiel mit dualen Studiengängen, aber dadurch wird die Lücke nicht so schnell geschlossen", sagt Bünten.

Mit seiner laufenden Imagekampagne und mit Berufsorientierungsprojekten, die die Handwerkskammer in diesem Jahr in ihren Technologie- und Berufsbildungszentren geplant hat, will die Kammer gegensteuern.