Die Grünen planen eine Initiative, um die finanzielle Situation der Geburtshelferinnen zu verbessern

Lüneburg. Anlässlich des Equal-Pay-Day haben die Grünen am vergangenen Freitag die Kreishebamme Iris Labatz eingeladen, um mit ihr über die Schwierigkeiten des Hebammenberufs zu sprechen. Bereits in den vergangenen Jahren hatten die Geburtshelferinnen zum Hebammentag, dem 5. Mai, darauf aufmerksam gemacht, dass sich ihre Arbeit immer weniger lohne. Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Elke Twesten, will jetzt eine Anfrage im Landtag stellen, um diese Situation zu verbessern.

"Der Equal-Pay-Day ist der Tag, bis zu dem die Frauen hätten arbeiten müssen, um 2011 den gleichen Lohn wie die Männer zu erhalten", erklärt die Gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen, Katharina Guhl. Derzeit verdienten Frauen durchschnittlich 22 Prozent weniger als Männer. "Wir haben uns entschlossen an diesem Tag mit einer Hebamme zu sprechen, weil sie die Frauen beim Einstieg in die Lohnschere begleiten", so Katharina Guhl. Sobald sie Kinder bekommen, würden viele Frauen sich entschließen weniger oder gar nicht mehr zu arbeiten. Zudem handele es sich bei der Hebamme um einen klassischen Frauenberuf. "Die Hebammen befinden sich gerade in der Lohnfindungsphase, sie verhandeln derzeit mit den Krankenkassen", so Katharina Guhl.

Laut Kreishebamme Iris Labatz verdient eine Hebamme durchschnittlich 7,50 Euro pro Stunde. "Die Krankenkassen haben uns knapp zwei Prozent mehr geboten. Das ist keine Verhandlungsgrundlage", sagt sie. Darum vermittle derzeit eine Schiedsstelle zwischen den Spitzenverbänden der Krankenkassen und dem Bundesverband der Hebammen. "Dafür, dass die Hebammen einen Bereitschaftsdienst für sieben Tagen und eine hohe Verantwortung tragen, erhalten sie zu wenig Geld", sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Elke Twesten.

Die hohe Berufshaftpflichtversicherung für Hebammen sei besonders schwer zu stemmen, sagt Iris Labatz. "Die Prämie steigt ab Juli auf knapp 4000 Euro im Jahr an, darum begleiten immer weniger freiberufliche Hebammen Geburten", sagt Iris Labatz. Sie befürchtet, dass Schwangere bald nicht mehr wählen können, wo sie das Kind zur Welt bringen wollen; ob im Geburtshaus, als Hausgeburt oder im Krankenhaus. In den Kliniken gehe, nach Meinung der Kreishebamme, der Trend weg von der natürlichen Geburt hin zum Kaiserschnitt. "In den letzten 20 Jahren hat sich die Kaiserschnittrate auf 33 Prozent erhöht", sagt sie. Miriam Joseph ist freiberufliche Hebamme mit eigener Praxis, sie bietet auch Hausgeburten an. Die vielen Kaiserschnittgeburten sieht sie als Bedrohung für den Berufsstand. "Dort wird mit der Angst der Frauen, dass etwas schief gehen könnte, Geld verdient", sagt sie. Die Ärzte erhielten eine höhere Vergütung für den Kaiserschnitt.

Die Landtagsabgeordnete Elke Twesten glaubt, dass Hebammen eine schwache Lobby hätten. Zudem gebe es ein Informationsdefizit. Kaum eine Frau wüsste, dass Hebammen nicht nur für das Wochenbett, sondern bereits mit Beginn der Schwangerschaft helfen könnten. "Die Informationen müssen besser über Krankenkassen verbreitet werden", sagt sie. Darum will Elke Twesten jetzt eine Anfrage im Landtag stellen. "Ich könnte mir vorstellen, sie quer durch alle Fraktionen auf Bundesebene anzuregen", sagt sie.