65 Kinder, Jugendliche und Studenten singen und spielen im April die Legende von Eleasar in der Kirche St. Johannis. Der Eintritt ist frei.

Lüneburg. Noch knapp vier Wochen sind es, bis in Lüneburgs größter Innenstadtkirche Lüneburgs größtes Kinderkirchenmusical über den Altarraum geht. 65 junge Menschen zwischen acht Jahren und Mitte 20 singen und spielen am Wochenende nach Ostern die Legende von Eleasar, dem vierten König. Gestern haben Orchester und Darsteller zum ersten Mal in der Kirche geprobt. Bei der Aufführung fasst sie fast 1500 Zuschauer.

So viel Chormusik mit Kindern wie in St. Johannis gibt es in keiner anderen Innenstadtgemeinde. Inspiration und Motor des musikalischen Nachwuchses ist Christiane Maiwald, Kantorin und Organistin. In zwei Jahren wird sie das ihr halbes Leben lang machen, dann ist sie 56 Jahre alt. 1986 hat die studierte Kirchenmusikerin ihre Teilzeitstelle in St. Johannis angetreten, und die Liebe zu ihrem Beruf hat die Mutter dreier Kinder bis heute nicht verlassen.

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Gerade kommt die Gruppe von einer dreitägigen Chorfahrt aus Uelzen zurück, ein strammes Programm haben Kinder, Jugendliche und Erwachsene dort absolviert: proben, proben, proben, Stimmbildung, proben. Sehr gut gelaufen sei das verlängerte Wochenende, erzählt Christiane Maiwald. "Das ist ein ganz tolles Miteinander der Kleineren und der Größeren, alle waren sehr konzentriert und unheimlich nett im Umgang miteinander." Mit auf die Reise dürfen die Kinder, "sobald sie ohne Tränen alleine schlafen können", und fern von Zuhause entsteht zwischen Jüngeren und Älteren ein liebevoll-fürsorgliches Verhältnis. "Etwas gemeinsam zu schaffen, ergibt ein tolles Erlebnis. Und die Auftritte geben Selbstvertrauen."

Jedes Jahr besucht Christiane Maiwald Fortbildungen, um auf dem neusten Stand von Musik und Pädagogik zu sein. Beides zusammen - eine engagierte Kantorin und ein intensives Gruppenerlebnis - machen die Kinder- und Jugendchöre von St. Johannis zu einer Institution, die das Wort "Nachwuchssorgen" nicht kennt, weil sie sich keine Sorgen um den Nachwuchs machen muss.

Mit 25 Kindern hat die Kantorin angefangen, 26 Jahre später singen 110 Mädchen und Jungen in sechs Gruppen mit ihr. Die kleinsten sind vier Jahre alt, die größten um die 20. Jeden Sonntag zum Gottesdienst singt in St. Johannis ein Chor - abwechselnd Erwachsene und Kinder. Für jede Gruppe von Christiane Maiwald bedeutet das ungefähr einen Auftritt im Monat - und das macht nicht nur stolz.

"Es hebt, vor einem vollen Haus zu singen", sagt die Organistin. Sie zieht jedem kleinen Sänger einen eigenen Chormantel an, schwarz mit weißem Kragen. Eine Uniform, die verbindet. Klein und Groß zusammenschweißt. Und Weihnachten stehen dann gut 100 Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammen vor der Gemeinde - Gänsehautatmosphäre.

Die wird auch am Wochenende nach Ostern in St. Johannis herrschen. "Das Stück geht zu Herzen", sagt Christiane Maiwald. "Eleasar" erzählt die russische Legende vom vierten König. Er verliert die anderen drei Könige auf der Suche nach dem Kind, verschenkt seine Edelsteine an die Armen und geht für einen Sklaven auf eine Galeere, damit der Bauer bei seinen Kindern bleiben kann. Als er, alt und grau, schließlich nach Jerusalem kommt und das Kreuz Jesu' sieht, stirbt er. "Es kommt der Tag, an dem die Tränen enden. Doch bis der anbricht, liegt's an uns, Not in der Welt zu wenden", ist das Leitmotiv des Stücks.

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Geschrieben von dem Braunschweiger Domkantor Gerd-Peter Münden, ist das Musical eigentlich eher eine Oper, sagt Kantorin Christiane Maiwald. Denn gesprochen wird so gut wie gar nicht. Gesungen dafür - und das ist ungewöhnlich für ein Kindermusical - in vier Stimmen. Üblich sind maximal zweistimmige Stücke, doch "Eleasar" hat Gerd-Peter Münden eigens auf Wunsch der Jugendlichen in der Braunschweiger Kantorei geschrieben. Und die Lüneburgerin geht das Wagnis ein und studiert das erste vierstimmige Musical mit Kindern und Jugendlichen in St. Johannis ein.

Gab es bis vor einigen Jahren nur wenig geistliche Musical-Literatur, erfährt das Genre laut Christiane Maiwald seither eine Art Boom. "Komponisten schreiben vermehrt Stücke, das gilt auch für Mini-Musicals für Kinder und Krippenspiele", sagt die Frau, die es wissen muss - schließlich ist "Eleasar" ihr ungefähr 15. oder 20. Kirchenmusical, so genau weiß sie das nach 26 Jahren Kantoreiarbeit nicht mehr.

Auch die Solisten und Orchestermusiker sind übrigens junge Menschen - Kathy Nierenz studiert das Stück mit 20 Schülern der Musikschule und Studenten ein, Dorothea Gotthelf macht Stimmbildung, Erika Döhmen führt Regie, Marianne Schulz näht Kostüme, und Jürgen Bulgrin macht den Ton.

Finanziell unterstützt von Förderverein der Gemeinde, Lüneburgischem Landschaftsverband, Sparkassenstiftung, Strube-Verlag und Noten-Bartels, ist der Eintritt zu den Aufführungen am Sonnabend und Sonntag, 14. und 15. April, jeweils ab 17 Uhr, frei. Am Montag ist ein Termin für Schulen.

Die Kollekte am Ausgang ist für die Chorarbeit der Gemeinde gedacht. Und damit jeder gut sehen kann, wird die Aufführung per Beamer auf Leinwände in den Seitenschiffen übertragen.