Landessuperintendent preist “kleine Paradiese“ im Sprengel Lüneburg auf Berliner Messe

Lüneburg/Berlin. Über Aussichten für Kirche und Tourismus haben Spitzenvertreter der evangelischen und katholischen Kirche mit Tourismusfachleuten auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin diskutiert.

Auf der weltgrößten Tourismus-Messe war auch eine 14-köpfige Delegation der Hannoverschen Landeskirche, darunter der Lüneburger Landessuperintendent Dieter Rathing. Erstmals war das seit 34 Jahren bestehende ökumenische Kirchenforum so hochrangig besetzt. Die Veranstaltung stand unter dem Titel "Reif fürs Paradies".

Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sagte: "Der Urlaub ist nicht das Paradies, sondern ein Vorgeschmack darauf." Es sei positiv, dass viele Menschen zu vertretbaren Preisen Urlaub machen könnten, sagt Schneider. Er forderte aber respektvollen Umgang mit den Gastgebern.

So sei der Wasserverbrauch durch Touristen oder auch das Tragen von kurzen Hosen für die Gesellschaft des Gastgeberlandes oft eine große Herausforderung. Dass die Kirchen den interessanten Wachstumsmarkt dennoch zu nutzen wissen, zeigte sich in Berlin.

So benötigt man beispielsweise in Berliner Kirchen den Tourismus als Einnahmequellen zur Erhaltung des Doms. Dort werden jährlich eine Million Besucher zu Andachten und Gottesdiensten oder auch zu geistlichen Stadtführungen eingeladen. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle, um das Gebäude erhalten und Veranstaltungen anbieten zu können.

Der Lüneburger Landessuperintendent Dieter Rathing sagte dem Abendblatt: "Auch im Sprengel Lüneburg haben wir kleine Paradiese." Etwa Heideklöster, aber auch Heidepark oder Südseecamp in Wietzendorf, wo die Kirche mit Mitarbeitern präsent sei.

So gebe es geöffnete Kirchen, geistliche Führungen in den Klöstern oder auch diakonische Angebote in den großen Parks für Kinder, sagte Rathing. Ihm allerdings fehle in der Reise-Diskussion ein wenig das Thema Umweltbelastung durch das Reisen selbst. "Ich habe beim Fliegen immer ein schlechtes Gewissen."

Diakon Klaus Stemmann, Leiter von "Kirche im Tourismus" im Haus Kirchlicher Dienste in Hannover, meinte: "Tourismus steht nicht nur für Geld und Kirche nicht nur für Glauben." Beide bräuchten einander, aber die Kirche brauche auch Geld. Sie habe vor allem Segen und spirituelle Räume einzubringen. Die Kirche biete kein Paradies, helfe aber, Schuld abzulegen. Er frage sich, ob die Kirche schon genug auf die offenkundige Paradies-Sehnsucht der Menschen eingehe.