Lüneburger Frauen nähen Stoffkissen für Krebspatientinnen. Die Idee für die Initiative stammt aus den USA. Zeichen der Anteilnahme.

Lüneburg. Allein im Jahr 2008 sind deutschlandweit mehr als 70 000 Frauen erstmalig an Brustkrebs erkrankt - das zumindest ist die Zahl, von der die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut in Berlin ausgeht. Damit ist diese Krebsart die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.

Die Betroffenen nicht allein zu lassen, sondern ihnen zu zeigen, dass jemand da ist, der an sie denkt, das möchte die Lüneburgerin Susanne Paschek. Im Herbst hatte sie zum ersten Mal von der Aktion "Heart Pillow Project" gehört. Eine dänische Krankenschwester brachte die Idee aus den USA nach Europa, seitdem gibt es auch in Deutschland immer mehr Gruppen die sich unter dem Motto "Herzen gegen Schmerzen" zusammentun. Gemeinsam nähen die Gruppenmitglieder für an Brustkrebs erkrankte Frauen Stoffkissen in Herzform, die an die Kliniken in der Region kostenlos gespendet werden.

Dabei geht es zum einen darum, ein Zeichen der Anteilnahme zu setzen, und den im Krankenhaus befindlichen Frauen Trost und Zuversicht zu spenden. Aber das Herzkissen hat darüber hinaus auch eine ganz praktische Funktion. "Es kann von den Brustkrebspatientinnen unter dem Arm getragen werden und lindert dann Narbenschmerzen und Lymphknotenschwellungen nach der Operation. Das Kissen ist ein Schutz bei den Bewegungen im Alltag, zum Beispiel beim Autofahren", sagt Susanne Pascheck.

+++ Weniger Menschen sterben an Krebs - mehr Neuerkrankungen +++

Sie war die erste, die in Lüneburg die Idee des Herzkissens aufgenommen und weiter getragen hat. Über einen Flyer und eine Zeitungsanzeige fand sie fünf weitere Frauen, mit der sie inzwischen nicht nur gemeinsam die hübschen und kreativen Kissen näht und verteilt, sondern sich auch um die Organisation der Aktion kümmert. "Wir treffen uns einmal im Monat und tauschen uns aus. Es macht einfach Spaß, etwas Gutes zu tun", sagt Paschek.

Die Zeit, die die Frauen opfern - für das Zuschneiden, Nähen und Füllen der Kissen, für das Verteilen neuer Flyer und das Einsammeln neuer Materialien - diese Zeit erübrigen alle Beteiligten gern. "Ich habe auch schon früher viel und gern genäht", sagt Bärbel Lüsmann.

Rund 300 Kissen insgesamt haben die Frauen inzwischen angefertigt und an das Brustzentrum des Klinikums Lüneburg, an die Klinik Havemann sowie an das St. Marianus Hospiz in Bardowick verschenkt.

"Als ich im vergangenen Jahr im Lüneburger Klinikum angefragt habe, hatte man sofort Interesse an der Aktion. Ich denke, aus eigenen Mitteln können die Krankenhäuser diese Dienstleistung nicht erbringen", sagt Pascheck. Im Klinikum verteilen jetzt Schwestern und Pfleger die Herzen an alle Patientinnen, die das Kissen haben möchten und gebrauchen können. Auch mit nach Hause dürfen sie das Präsent nach ihrer Entlassung nehmen.

Oft ist das bunte Herz auch noch mit einem kleinen Gruß an die unbekannte Patientin verbunden. "Es soll eben auch eine zwischenmenschliche Geste sein", sagt Tina Lempke. Inzwischen haben die Frauen ihr Repertoire erweitert: Nicht nur Kissen in Herzform werden geschneidert, sondern auch bunte Stofftaschen, in denen die Patientinnen Dränage- oder Urinbeutel im Krankenhaus transportieren können.

Mit der Resonanz auf ihre Arbeit sind die Frauen sehr zufrieden. "In den letzten vier Monaten ist viel passiert, wir haben viel Unterstützung erfahren. Lüneburger Geschäftsfrauen haben uns Stoff und Füllmaterial für die Herzen geschenkt, so dass wir unsere Arbeit fortsetzen können", erzählt Paschek. Über neue Materialspenden freuen sich die Frauen, Geld dagegen nehmen sie nicht in Empfang.

"Wir sind kein eingetragener Verein und können deshalb auch keine Spendenbescheinigung ausstellen. Wir wollen einfach eine lockere Initiative bleiben, eine Gruppe von Lüneburger Frauen, die sich um Lüneburger Frauen kümmert", erklärt Paschek.

Dass sich dabei neue Kontakte ergeben und neue Interessenten angesprochen werden, ist allerdings sehr erwünscht. Für Sonnabend, 17. März, laden die Frauen zu einem Nähtag ein: Im Kalandhaus auf dem Schulhof der Hauptschule Stadtmitte sollen von 11 bis 14 Uhr neue Herzen entstehen, die alle Anwesenden gemeinsam zuschneiden, füllen und nähen. Die Frauen von "Herzen gegen Schmerzen" freuen sich auf jedes neue Gesicht und natürlich über die zahllosen neuen Herzkissen, die dabei entstehen werden. Kontakt zu Susanne Paschek gibt es unter Telefon 04131/22 15 73 oder im Internet.

www.herzkissen-lueneburg.blogspot.com