Wissenschaftler waren eigentlich auf Suche nach Siedlungsresten

Maschen. Bei den Erdarbeiten auf der Baustelle eines Lidl-Marktes in Maschen (Landkreis Harburg) hat ein Baggerfahrer im Erdreich neun Gewehre aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Eigentlich hatte er eine archäologische Ausgrabung vorbereitet. Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Munster sammelten die stark verrotteten Waffen ein. Vermutlich hätten deutsche Soldaten kurz vor oder nach Kriegsende die Gewehre dort vergraben, heißt es. Erst nachdem die Experten das Gelände mit Metalldetektoren auf weitere Waffen und Munition untersucht und nichts Gefährliches mehr gefunden hatten, konnten die Archäologen ihre eigentliche Arbeit aufnehmen.

In dem vergessenen Depot sollen neben Gewehren aus deutscher Herstellung auch eine französische Beutewaffe gelegen haben. Nach 67 Jahren im Boden war das Metall verrostet, die Holzteile hatten sich aufgelöst. Die Gewehrüberreste werden zerlegt und kommen in den Schrott. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst stoße bei seinen Arbeiten häufig auf verscharrte Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Die Mitarbeiter des Archäologischen Museums Hamburg sind auf dem Baustellengelände auch fündig geworden: Sie stießen auf frühe Siedlungsspuren. Archäologin Nina Batram ist sicher, die Überreste eines sogenannten Grubenhauses aus dem 12. oder 13. Jahrhundert entdeckt zu haben: Pfostenlöcher am Giebel und eine Ausschachtung des Innenraumes sind die typischen Merkmale. Die 30-Jährige leitet die Ausgrabung in Maschen im Auftrag des Archäologischen Museums Hamburg. Grubenhäuser sind in die Erde hinein gebaut worden. Der Innenraum liegt 30 Zentimeter bis zu einen Meter tief unter Bodenniveau. Sie können einfache Erdhütten oder halbunterkellerte Häuser sein. Das Grubenhaus aus dem Hochmittelalter in Maschen ist größerer Bauart. Wahrscheinlich ist, dass ein Teil als Werkstatt genutzt wurde. Häufig seien in solchen Gebäuden Arbeitsbereiche zum Weben gewesen, sagt Batram. Die Seeve verläuft in unmittelbarer Nähe. Die Bewohner konnten dort fischen. Wahrscheinlich sei der gesamte Komplex abgebrannt. Die Archäologen schließen das aus dem Lehm, den sie gefunden haben.

Maschen, heute mit mehr als 9300 Einwohnern der zweitgrößte Ort in der Gemeinde Seevetal, wurde 1294 erstmals unter der Bezeichnung "Merschene" urkundlich erwähnt. Das ist Niederdeutsch und bedeutet "Ende der Marsch". Nur etwa 500 Meter von der Ausgrabungsstätte entfernt liegt ein sächsisches Gräberfeld aus dem 8. und 9. Jahrhundert. Einige Hundert Keramikscherben aus dem Hochmittelalter haben Nina Batram und ihre Grabungshelfer nun im Boden gefunden. An anderer Stelle fanden sie Scherben aus der römischen Kaiserzeit, die aus der Zeit um Christi Geburt bis 450 stammen.

Etwa eineinhalb Wochen graben die Archäologen noch in Maschen. Dann läuft die Baustelle für den Discountermarkt weiter.