Lüneburger gedenken der Opfer des Reaktorunglücks mit Schweigeminute und Papier-Kranichen

Lüneburg. Am ersten Jahrestag des schweren Reaktorunfalls in Japan kamen gestern 300 Lüneburger auf dem Marktplatz zusammen. Mit einer Schweigeminute und tausend Papierkranichen erinnerten sie an die Opfer des Tsunamis in Japan und der Katastrophe von Fukushima.

"Es ist wichtig, dass wir die Menschen in Japan nicht vergessen", sagte Dirk Werner vom Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom (Lagatom). Das Bündnis hatte zu der Veranstaltung geladen. Außerdem betonte er, dass auch für die deutschen Atomkraftwerke ein Restrisiko bleibe. "Bei uns wird es wohl keinen Tsunami geben, aber technisches und menschliches Versagen kann auch hier passieren", sagte Werner. Darum fordert das Aktionsbündnis die Abschaltung und Rückbauung aller Atomkraftwerke. "Damit keine Regierung wieder den Schritt zur Atomkraft machen kann", so Werner.

Die Japanerin Michi Kitazawa-Engel forderte die Deutschen auf, nicht dieselben Fehler wie die Japaner zu machen. "Behaltet eure gesunden Zweifel", appellierte sie an die Lüneburger.

Julika Selinger aus Lüneburg hat das Engagement gegen Atomkraft von ihren Eltern übernommen. Durch den Kantatengottesdienst ist sie auf den Marktplatz gekommen. "Da habe ich vorhin in der Kirche gesungen. In der Predigt wurden die Kirchgänger aufgerufen herzukommen, das habe ich gemacht", sagt die Klimaschutzmanagerin der Stadt Büchen und hängt einen Papierkranich an ein Bambusgestell.

Tausend Kraniche für die Region um Fukushima waren das Ziel von Lagatom. "In Japan bringt man einem Kranken keinen Blumenstrauß, sondern einen Kranich mit", sagt Bernd Recker von Lagatom. Der Kranich stehe für Hoffnung und Genesungswünsche, wer tausend Kraniche falte, habe einen Wunsch frei. Ein Foto der Papierkraniche wollen die Lagatom-Mitglieder an die Anti-Atom-Bewegung nach Japan schicken.

Auch Torsten Bolick und seine Familie haben Kraniche gefaltet. "Wir wohnen gegenüber vom Atomkraftwerk Krümmel. Heute drücken wir unsere Solidarität mit den Japanern aus", sagt der Bauingenieur. Noch wichtiger sind laut Lagatom-Sprecher Dirk Werner jedoch Unterschriften: "Es läuft eine weltweite Petition an die japanische Regierung, die AKWs abzuschalten." Die Kraniche, zwischen zwei Meter und wenigen Zentimetern groß, will Lagatom der Deutsch-Japanischen Gesellschaft übergeben.