Woche der Nachhaltigkeit an Leuphana informiert auch über fair produzierte Kleidung

Lüneburg. Gots, Made-By und Fair Wear heißen die Labels, nach denen wir bei unserem nächsten Kleidungskauf Ausschau halten sollten. Denn unser bedenkenloser Konsum von Mode schadet der Umwelt. Und das nicht nur, weil unsere Kleidung fast ausschließlich in Schwellenländern produziert wird, wo Umweltstandards meist nicht eingehalten werden. Mit Chemikalien und Pestiziden behandelte Stoffe und Materialien schaden auch uns, dem so genannten "Endverbraucher".

Dieses Ergebnis brachte die Veranstaltung, zu der die studentische Initiative sneep (studentisches Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik) im Rahmen der Leuphana Konferenzwoche für Nachhaltigkeit eingeladen hatte. Zukunftsweisende Themen wie die Nutzung regenerativer Energien, der Klimawandel, der Erhalt der Artenvielfalt, aber auch unser Konsumverhalten stehen in dieser Woche auf dem Campus auf der Tagesordnung. Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer diskutieren mit Studierenden.

Im Rahmen der Veranstaltung "Eco Fashion Show" ging es darum, den Besuchern fair produzierte und ökologisch korrekte Mode vorzuführen - und ihnen die Probleme vor Augen zu führen, die mit unserem bisher nahezu bedenkenlosen Konsum von Kleidung einhergehen. "Der beste Einkauf ist der, den man gar nicht erst getätigt hat. Denn jedes Textil, das angefertigt wird, verursacht Umweltschäden", sagte Norbert Jungmichel. Keine Frustkäufe, kein Kaufrausch, stattdessen gezielte Informationen über ökologisch und ethisch unbedenklich produzierte Ware im Internet einholen - das ist sein Ratschlag. Jungmichel arbeitet für die Firma Systain Consulting, er berät Firmen, die sich auf den Weg zu einer nachhaltigeren Produktion begeben wollen.

Warum das nicht einfach ist, erklärte er dem Publikum: "Unternehmen tun sich schwer, auf eine nachhaltigere Produktion umzustellen. Die Einkäufer der Händler müssen gut geschult sein, um Lieferanten kontrollieren zu können, und zwar überall auf der Welt."

Er begleitet Unternehmen auf dem Weg zu neuen Wertschöpfungsketten, hilft ihnen dabei, eigene, qualifizierte Standards zu arbeiten. Nicht nur die Materialien, sondern auch der Produktionsprozess müssen engmaschig kontrolliert werden. Dabei sind die Wege lang, denn hergestellt wird unsere Kleidung aufgrund des Lohkostengefälles nur noch in Schwellenländern, oft in Asien.

Wie aufwendig es ist, auf dem Modemarkt ökologische und ethische Standards einzuführen und durchzusetzen, das hat auch Mathias Ahrberg erfahren. Er kommt aus Hamburg, hat dort vor einigen Jahren das Modelabel "fairliebt" gegründet und arbeitet nun inzwischen an einer neuen Marke. "Als wir damals angefangen haben, sind wir quasi im eigenen Wohnzimmer gestartet. Nun es gab kaum Lieferanten und wenig Ware, die unseren Ansprüchen genügte", sagte Ahrberg.

Warum ökologisch und ethisch unbedenkliche Ware sich am Markt nur schwer durchsetzt, erklärte Norbert Jungmichel. "Der Modemarkt ist als solches nicht nachhaltig, sondern extrem schnelllebig. Ich würde mir mehr slow fashion wünschen", sagt er. Weniger einkaufen und die Kleidung länger tragen, das würde helfen. "Aber 70 Prozent der jungen Deutschen geben Shopping als Lieblingsbeschäftigung an - da bin ich nicht so optimistisch, dass unsere Appelle hier fruchten", sagte Mathias Ahrberg.

Der Preis sei es dagegen nicht, der kontrollierte Bio-Ware auf dem Modemarkt behindert. "Es gibt immer Menschen, die bereit sind, für Mode etwas mehr Geld auszugeben. Außerdem muss fair produzierte Ware nicht unbedingt teurer sein als konventionelle Mode", erläuterte Norbert Jungmichel.

Auch am Informationsdefizit der Verbraucher müsse noch gearbeitet werden, sagte Mathias Ahrberg. "Die Leute wissen bisher kaum, was eigentlich in ihrer Kleidung steckt und wie sie hergestellt wird." Trotz der zahlreichen Probleme, denen sich beide Teilnehmer der Diskussionsrunde gegenüber sahen, sind sie für die Zukunft nicht pessimistisch. "Die großen Unternehmen werden grüner werden müssen. Es kommt Druck von allen Seiten. Immer öfter wird nachgefragt, immer mehr Menschen wollen wissen, was sie eigentlich am Körper tragen", sagte Jungmichel.

Wer sich weiter über das Thema informieren will und die Bezugsquellen für ökologisch und ethisch unbedenkliche Mode kennen lernen möchte, kann dies im Internet tun.

www.korrekte-klamotten.de , www.saubere-kleidung.de