Mit einem Förderprogramm für Käufer von 60er-Jahre-Häusern in Adendorf bei Lüneburg soll der Baubestand klimafreundlicher werden.

Adendorf. Ohne das Engagement von Städten, Gemeinden und Landkreisen wären nachhaltige Energieversorgung und erfolgreicher Klimaschutz kaum möglich. Deshalb macht die SPD in der Gemeinde Adendorf nun einen Vorstoß, Käufer alter Häuser aus den 60er- und 70er-Jahre bei der Energiesanierung zu unterstützen.

Zuletzt wurde der Klimaschutz in den Kommunen wesentlich durch das Konjunkturpaket II vorangetrieben. Es kam vor allem der energetischen Sanierung von Schulen, Kitas, Schwimmbädern und Sporthallen zugute. Auch private Bauherren kommen in den Genuss staatlicher Fördermittel und Zuschüsse, wenn sie energieeffiziente Heizungen, Solaranlangen oder Blockheizkraftwerke einbauen.

Doch über welches Gestaltungspotenzial verfügen die Kommunen bei der Ausweisung neuer Baugebiete? Nutzen sie die Möglichkeit der Reglementierung und schreiben zum Beispiel fest, dass beim Bau von Massiv- oder Fertighäuser wärmedämmende Ziegeln verpflichtend sind und das neue Heim so ausgerichtet werden muss, dass umweltfreundliche Solaranlagen zur Unterstützung der Heizung das Optimum erwirken? In der Regel nicht.

Zu den wenigen Kommunen, die dies versucht haben, gehören die Gemeinde Adendorf und die Samtgemeinde Scharnebeck. "Nach der Energieeinsparverordnung des Energieeinsparungsgesetzes werden Bauherren sowieso bautechnische Standardanforderungen zum effizienten Betriebsenergieverbrauch ihres Gebäudes oder Bauprojektes vorgeschrieben", sagt Margrit Schmelter von der Samtgemeinde Scharnebeck. Ziel dieser staatlichen Verordnung ist es, den Energiebedarf in Häusern zu senken. Mit weitergehenden Vorschriften hat die Samtgemeinde ernüchternde Erfahrungen gemacht. So stellte sich heraus, dass zusätzliche Auflagen Interessenten eher vom Grundstückskauf abschrecken.

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"In einem Baugebiet hatten wir eine Fläche ausgewiesen, auf der nur Holzhäuser gebaut werden sollten. Das ist überhaupt nicht angekommen, nicht einer hat dort gebaut", sagt Schmelter. Dass Bauherren sich von zu vielen Regelungen abschrecken lassen, hat auch Martin Vogel erfahren.

Der Adendorfer Gemeindekämmerer und stellvertretende Bürgermeister sagt: "Vor einigen Jahren hatten wir die Idee, einen Bebauungsplan mit Regelungen für eine kleine Ökosiedlung aufzustellen. Es sollte eine Siedlung mit Modellcharakter am alten Sportplatz nahe des Bültenwegs werden. Die Häuser sollten über Fotovoltaik-Anlagen verfügen und gemeinsam mit der Grundschule an ein Blockheizkraftwerk angeschlossen werden." Den Verkauf der Grundstücke und Häuser sollte ein einzelner Bauträger übernehmen.

Doch das Unternehmen scheiterte und der Adendorfer Bürgerverein schrieb 2007 in seinem Mitteilungsblatt: "Der Vorstand des Bürgervereins hat die Errichtung einer Ökosiedlung ausdrücklich befürwortet, war jedoch hinsichtlich der Vergabe des gesamten Grundstücks an einen einzelnen Bauträger skeptisch, da eine Monokultur schon bekannter 'Ökohäuser' befürchtet wurde. Nun hat sich wie von uns erwartet nur ein schleppender Verkauf der Grundstücke und Häuser ergeben. Wir sind der Meinung, dass viele Bauwillige ihre eigenen ökologischen Planungen verfolgen wollen und nicht an einen Bauträger gebunden sein wollen, der immer gleiche Häuser herstellt."

Nun geht die Gemeinde Adendorf einen anderen Weg, um die Wohnhäuser auf ihren Gebiet möglichst energieeffizient zu bekommen. Denn was die Gemeinde - wie viele andere Kommunen im Landkreis - derzeit stark beschäftigt, sind die in die Jahre gekommenen Siedlungen aus den 60er- und 70er-Jahren. "Die Sanierung alter Baugebiete wird Thema in den bevorstehenden Haushaltsverhandlungen sei", sagt Kämmerer Vogel. Einen Antrag dazu hat die SPD vorgelegt. In Anlehnung an ein preisgekröntes Projekt im nordrhein-westfälischen Hiddenhausen - die Gemeinde wurde 2011 mit dem Stifterpreis der Stiftung "Lebendige Stadt" ausgezeichnet - stellt sie das Konzept "Jung kauft alt" vor.

Junge Leute kaufen mindestens 25 Jahre alte Häuser. Damit blieben klassische Siedlungen nicht nur erhalten, sondern würden gleichzeitig wiederbelebt, sagt Vogel. Hinter dem Modell verbirgt sich ein Förderprogramm, mit dem die Stadt Beratungsleistungen vermittelt und Baugutachten bezuschusst. So bleiben Altbauten erhalten und werden saniert. Mit dem Projekt kann sowohl der Verfall alter Siedlungen als auch die Verschwendung wertvoller Fläche gestoppt werden.