Von Stern gegen Bertholdes-Sandrock. Heute entscheidet sich, welche der beiden CDU-Frauen Landtagskandidatin für die Wahl 2013 wird.

Lüneburg. Karin Bertholdes-Sandrock oder Susanne von Stern? Welche der beiden Frauen die CDU-Mitglieder des Wahlkreises Elbe (Nr. 48) als Direktkandidatin in den Wahlkampf zur Niedersächsischen Landtagswahl 2013 schicken werden, entscheidet sich heute Abend im Kultur- und Tagungszentrum Verdo in Hitzacker. Erwartet wird ein spannendes Duell zwischen der jetzigen Landtagskandidatin Bertholdes-Sandrock (Lüchow-Dannenberg) und der Überraschungskandidatur von Stern aus Lüneburg-Stadt. Die eine baut auf ihre langjährigen Erfahrungen in der Landespolitik. Die andere zauberte vor wenigen Wochen der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzender des CDU Kreisverbands Lüneburg Eckhard Pols aus dem Hut.

Als undemokratischen Vorgang des Kreisvorsitzenden tadeln seitdem die Christdemokraten auf dem Land die außergewöhnliche Kür. "Die Kandidatur stand von Beginn an unter einem schlechten Stern", sagt Annette Kork, Mitglied im Vorstand des CDU Samtgemeindeverbandes Scharnebeck sowie Kreistagsabgeordnete.

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Um sich vorzustellen und für sich zu werben, war Susanne von Stern in den vergangenen Wochen über Land getingelt. "Das war die spannendste, aufregendste und anstrengendste Zeit in meinem Leben", sagt die 43 Jahre alte Rechtsanwältin und Mutter zweier Kinder. Seit der Kommunalwahl 2011 sitzt sie im Stadtrat, ist stellvertretende Fraktionschefin, Pressesprecherin der örtlichen CDU, gehört zum Aufsichtsrat der Lüneburg Marketing - und will in den Landtag. Sie habe in den vergangenen Jahren für sich elementare Erfahrungen in den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Politik auf der Basis ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten mit Kindern, in Schule, Kirche und Bildung gemacht.

Viele CDU-Mitglieder, vor allem außerhalb Lüneburgs, sind jedoch der Auffassung, dass die Kandidatin der Mandatsinhaberin Bertholdes-Sandrock nicht das Wasser reichen kann - noch nicht. "Sie hat einen munteren Eindruck hinterlassen, ist nicht auf den Mund gefallen und hat keine Scheu, sich zu präsentieren", kommentiert Harald Heuer den Auftritt von Sterns in Scharnebeck. Ein Kompliment, dass die Runde macht: Die Frau sei intelligent, dynamisch, frisch und charmant. Doch weiß der erfahrene Kommunalpolitiker und ehemalige Bürgermeister der Stadt Lauenburg, worauf es ankommt: "Bertholdes-Sandrock weiß, wovon sie redet. Sie verfügt über ein hervorragendes Netzwerk und hat sich nachträglich sehr für den Landkreis eingesetzt. Ich vermute, die Wahl wird für sie ein Heimspiel. Wen ich wählen werde, das ist noch offen."

Die nackten Zahlen sprechen jedenfalls dafür, dass am heutigen Abend der Urwahl in Hitzacker der stärker vertretene Kreisverband aus Lüchow-Dannenberg den Ausschlag geben wird. Bei vollzähligem Erscheinen stehen rund 570 wahlberechtigte Christdemokraten des Kreisverbands Lüchow-Dannenberg 500 Parteikollegen aus dem Landkreis Lüneburg gegenüber. "Viele werden wegen der undemokratischen Überraschungsnominierung von Frau von Stern erst gar nicht kommen", so Harald Heuer.

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Die CDU aus dem Landkreis Lüneburg leidet darunter, dass es ihr nicht gelungen ist, einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Erfahrene Haudegen aus den Reihen der Christdemokraten sind mit über 60 Jahren zu alt, andere zu jung. "Die politisch Verantwortlichen hätten sich rechtzeitig darum kümmern müssen", sagt Hohnstorfs stellvertretende Bürgermeisterin Annette Kork. Kritik an der Auswahl des Kreisvorsitzenden Pols schwingt dabei mit.

Die Themen Bildung, Kinder und Schule seien für die Kandidatur nicht ausreichend. Im Landkreis interessiere darüber hinaus der Bau der Elbbrücke, die Einstufung der Elbe oder die eventuelle Eingemeindung Adendorfs nach Lüneburg, die von Stern ausdrücklich ablehnt.

Annette Kork äußert sich enttäuscht vom Auftritt der Stadtfrau. "Ich bin die andere - so hat sie sich vorgestellt. Was soll man mit so einer Aussage anfangen?" Und sie habe sehr viel geredet und sei schnell verschwunden im Anschluss an ihre Vorstellung. "Wenn man sich schon vorstellt, dann sollte man auch Zeit für die Mitglieder mitbringen", so Kork. Die Hohnstorferin ist skeptisch, was die Erfolgsaussichten der Parteikollegin aus Lüneburg angeht: "Ich wünsche ihr viel Erfolg. Aber sie geht sehr blauäugig an die Sache heran." Auch fragt sich nicht nur die Hohnstorferin, wie sich die Lüneburgerin politisch nach der Wahl verhalten wird: "Wenn sie sich weiter im Landkreis engagieren will, dann muss sie eine Führungsrolle im Kreisvorstand übernehmen."

Susanne von Stern schätzt ihre Chancen so ein: "Mir geht es vor allem darum, überhaupt anzutreten."