Bei der ersten “Anhörung zur Energiewende“ diskutierten Experten vor zahlreichen Zuschauern

Lüneburg. Die erste "Anhörung zur Energiewende" hat die Erwartungen der Veranstalter weit übertroffen. So viele Zuhörer hatten sich für die Podiumsdiskussion in der Leuphana Universität Lüneburg unter der Überschrift "Energiewende umsetzen: Kommunen in der Pflicht" angemeldet, dass der Abend vom geplanten Raum in einen Hörsaal verlegt wurde.

Sechs Experten diskutierten unter der Moderation des Wissenschaftsjournalisten Jörg Göpfert, darunter Lüneburgs Umweltdezernent Markus Moßmann, der Uelzener Stadtwerkechef Markus Schümann, der Naturstrom-Vorstandssprecher Thomas Banning und Ralf-Peter Janik vom Genossenschaftsverband Weser-Ems.

Auf die Frage der Verantwortung von Kommunen bei der Energiewende forderte Thomas Banning: "Die Netze gehören in öffentliche Hand." Für die Hansestadt Lüneburg lehnte Stadtrat Markus Moßmann die Forderung ab: "Das ist für uns aktuell kein Thema." Es gebe viele Argumente dagegen, etwa die zu tätigenden Investitionen. Auch sei das hiesige Netz gar nicht in der Lage, ständige Einspeisungen aus Anlagen erneuerbarer Energien aufzunehmen. E.on-Avacon aber könne das Netz entsprechend umrüsten. Dazu kämen das Problem fehlender Speichermöglichkeiten sowie der Wettbewerb am weltweiten Energiemarkt. Moßmann: "Wir sollten fünf bis sieben Jahre abwarten."

Die Kommune sei zwar Vorbild und müsse die Bürger überzeugen, letztlich ist laut Moßmann aber jeder Verbraucher gefordert: beim Einsparen von Energie. Gefordert seien auch Land, Bund und EU - in Sachen finanzieller Förderung und Gesetzgebung etwa bei der Bauordnung.

"Verzagt" nannte Thomas Banning die Lüneburger Haltung. Konventionelle Energiekonzerne hätten kaum Interesse an einer Energiewende, im Gegenteil: "Sie haben das in den vergangenen Jahren massiv behindert."

Markus Schümann von den Stadtwerken Uelzen sagte dazu: "Angst davor, Daseinsvorsorge zu betreiben, haben wir nicht. Selbstverständlich haben wir die entscheidenden Investitionen getätigt." Die Stadtwerke betreiben Erzeugungsanlagen, beliefern Haushalte mit Ökostrom, bieten Trinkwasser, Gas, Wärme und betreiben den öffentlichen Nahverkehr und die Bäder in Uelzen.

Ralf-Peter Janik vom Genossenschaftsverband Weser-Ems berichtete, es sei für den Verein "nie ein Problem gewesen, an Eigenkapital heranzukommen". Die Bürger sind seiner Erfahrung nach nur allzu bereit, sich zu beteiligen. "Warum nicht auch am Netzrückkauf?"

Veranstaltet wird die Reihe "Anhörungen zur Energiewende" von der Fakultät Nachhaltigkeit mit den Professoren Harald Heinrichs und Thomas Schomerus sowie der Mitarbeiterin Sina Bernotat. Fördermittel fließen aus dem EU-Projekt "Innovations-Inkubator Lüneburg". Die neue Reihe soll Expertenwissen sammeln und Anstöße für lösungsorientierte Forschungen und Entwicklungen liefern.