Fischtreppen und eingebaute Turbinen sollen die Wehre ökologischer und effektiver machen

Lüneburg. Mit der Frage, wie man die Wehre der Abts- und Ratsmühle an der Ilmenau umgestalten könnte, um sie aus ökologischer Sicht und zur Energiegewinnung effektiver zu machen, hat sich eine Gruppe von angehenden Umweltwissenschaftlern an der Leuphana beschäftigt.

Das Ergebnis: Durch den Einbau neuer Fischtreppen und neuer Turbinen an beiden Wehren könnte für die Ökologie der Ilmenau und für die Gewinnung von Wasserenergie einiges getan werden. "Die Umgestaltung der alten Wehre würde die Nutzung der Ilmenau sowohl wirtschaftlich rentabler als auch ökologisch nachhaltiger machen", sagte die angehende Umweltwissenschaftlerin Larissa Jaeger. Eine Umgestaltung der Wehre sei auch erforderlich, weil die europäische Wasserrechtsrahmenrichtlinie die Mitgliedstaaten der EU verpflichtet, bis zum Jahr 2015 den ökologischen Standard ihrer Flüsse deutlich zu erhöhen.

Bei der Ilmenau handele es sich um ein sogenanntes kiesgeprägtes Gewässer zweiter Ordnung. Die momentane Situation der Wehre führe zu einer deutlichen Verschlechterung der Gewässerstruktur, denn noch stellen die Wehre eine mechanische und ökologische Barriere für Kleinstlebewesen im Fluss dar. Deshalb sei eine Verbesserung der Fischaufstiegsanlage wünschenswert. "Das umfasst vor allen Dingen die Begrünung der Uferböschung, den Bau einer gewundenen Rinne und die Schaffung von Ruhebetten für Flussbewohner. So entsteht ein eigener Sekundärlebensraum. Eine rein technische Aufstiegshilfe leistet das nicht", sagte der angehende Umweltwissenschaftler Lars Panzer.

Wirtschaftlich könnten die Wehre durch neue Turbinen effektiver werden. "Für die Energiegewinnung durch Wasserkraft hat die Ratsmühle das größere Potenzial", sagte die angehende Umweltwissenschaftlerin Melina Schulz. Leistungsfähiger als die bisher installierten Turbinen seien sogenannte Kaplan-Turbinen, deren Einbau allerdings ein Kostenfaktor sei. "Bisher bleibt das Wasser der Ilmenau an 108 Tagen für die Energiegewinnung ungenutzt, weil der Wirkungsgrad der alten Turbinen zu gering ist", führte Alexander Gröger aus. Einer Umgestaltung aufgeschlossen gegenüber stehen sowohl Stadt und Landkreis Lüneburg als auch der Eigentümer der Abstwassermühle, Martin Heicke.

Volker Schulz, Fachbereichsleiter Umwelt bei der Stadt, war bereits selbst mit einem Konzept beim Umweltministerium in Hannover. "Mindestens 800 000 Euro würden für die Umgestaltung beider Anlagen gebraucht, das veranschlagt man in Hannover. Bisher bestehen aber Bedenken der Denkmalschützer", sagte Schulz. "Momentan liegen alle Förderung für die Umgestaltung von Mühlenanlagen, aus den Energie gewonnen wird, in Hannover auf Eis", erklärte Michael Loch vom Landkreis Lüneburg. Auch Martin Heicke hat sich mit der Umgestaltung beschäftigt. "Die Kosten wären für einen Privatinvestor allein zu hoch", erklärte er. Anstatt der vorgeschlagenen Turbinen bevorzugt er eine so genannte Wasserschnecke. "Die ist in der Praxis unempfindlicher als eine Turbine und bringt auch den Fischen Vorteile. Sie können damit ungehindert flussabwärts wandern", sagte Heicke.