Immer mehr Betriebe suchen vergeblich nach qualifizierten Kräften. Vor allem Elektrotechnik und Fahrzeugbau sind als Branchen betroffen.

Lüneburg. Auch in der Region Lüneburg suchen immer mehr Betriebe händeringend nach geeigneten Fachkräften. Insbesondere in technikorientierten Branchen wie Elektrotechnik oder Fahrzeugbau fehlen qualifizierte Beschäftigte. "Bei Ingenieuren und Physikern und insgesamt bei Naturwissenschaftlern ist die Suche nach neuen Arbeitskräften schwieriger geworden", bestätigt Regina Busch, Personalchefin bei LAP. Die im Industriegebiet Lüneburg Hafen ansässige Firma entwickelt, fertigt und vertreibt weltweit Laser und Lasermesstechnik. Ihre Hauptniederlassung befindet sich in Lüneburg.

Der Fachkräftemangel ist für viele Unternehmen inzwischen Realität - deshalb fordert jetzt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), die deutschlandweite Dachorganisation aller Industrie- und Handelskammern in Berlin, von der Politik mehr Unterstützung. Attraktiver werden sollen die Betriebe allerdings auch durch eigene Maßnahmen: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf könne in vielen Firmen noch gesteigert werden, Maßnahmen zur Weiterqualifizierung und zur besseren Eingliederung Älterer sowie eine bessere betriebliche Gesundheitsvorsorge müssten in Angriff genommen werden, meint der DIHK.

Für große Unternehmen sind solche Maßnahmen vermutlich durchaus zu bewältigen. Die Region Lüneburg wird allerdings hauptsächlich durch kleine und mittlere Arbeitgeber geprägt. Der anstehende Wandel in der Arbeitswelt dürfte aber auch für mittelständische Betriebe nicht zum Problem werden, meint Sven Heitmann, Fachberater Unternehmensfinanzierung und -förderung bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg. "Wir sehen das zum Beispiel beim Fami-Siegel. Damit werden Unternehmen ausgezeichnet, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv und kreativ unterstützen. An dieser Initiative sind viele kleine Betriebe beteiligt, viele wurden auch schon ausgezeichnet. Möglich ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen bei den Firmen. Oft sind kleinere Unternehmen hier besonders kreativ. Ich denke, das gilt auch bei Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge", sagt Heitmann.

Problematisch könnte aber das West-Ost-Gefälle in der Region werden: Im Osten des Landkreises sinken seit Jahren die Bevölkerungszahlen. Auch die Infrastruktur in der Fläche dürfte darunter mittelfristig leiden. "Hier braucht man gesonderte Konzepte. Regionale Netzwerke der Firmen untereinander, abgestimmt auf den jeweiligen Bedarf vor Ort, das könnte in strukturschwachen Gegenden weiterhelfen", sagt Heitmann.

Dass sich Arbeitgeber im Osten des Landkreises zukünftig schwerer tun werden, Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten, glaubt auch Bernd Wiechel, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordostniedersachsen in Lüneburg - zumal es Förderprogramme, die speziell Betriebe im ehemaligen Zonenrandgebiet finanziell unterstützen, nicht mehr gibt.

"Im Zeichen des Fachkräftemangels wird man sich vermehrt Gedanken machen müssen über Flexibilisierungen, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung oder bei den Arbeitszeiten. Im Übrigen wird der Osten der Region tatsächlich größere Schwierigkeiten bekommen. Das sind die Folgen des demographischen Wandels. Unser Verband thematisiert das Problem und seine Folgen schon länger", sagt Wiechel.

Auf dem Land leben wird in Zukunft nur noch, wer das wirklich will, meint Wiechel. "Die Unternehmen sollten damit beginnen, ihre Arbeitnehmer auch wie Kunden zu betrachten. Sie sollten Strategien entwickeln, mit denen sie ihr Profil stärken können." Vor allem für Familien mit kleinen Kindern könnte das Landleben eine Option sein - wenn man die Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe erfüllt. "Wir werden uns alle mehr um Sicherung von Personal kümmern müssen", sagt Wiechel.

Was gezielte Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeitnehmer angeht, wird aber allerdings schon eine Menge getan - das gilt besonders, wenn es um die Eingliederung von Arbeitslosen geht, meint Susanne Serbest, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit in Lüneburg. "Es gibt bereits ein Bündel von Maßnahmen, insbesondere für gering Qualifizierte am Arbeitsmarkt. Auch für ältere Arbeitnehmer über 50 Jahre gibt es in der Region bereits das Programm Reife Leistung! der Süderelbe AG, an dem die Arbeitsagentur beteiligt ist. Die Mittel für Qualifizierungen sind trotz knapper Haushaltslage auch nicht gekürzt worden. Unser Appell geht dahin, vermehrt auch geringer Qualifizierten eine Chance in den Betrieben zu geben", sagt Serbest.

Die Firma LAP hat sich wegen des Fachkräftemangels bereits zu verschiedenen Maßnahmen entschlossen. "Es gibt bei uns schon einige Weiterqualifizierungsmaßnahmen und auch Kurse in life-work-balance. Verstärkt kümmern wollen wir uns jetzt um die Gewinnung neuer Mitarbeiter. Glücklicherweise ist Lüneburg als Standort attraktiv. Viele Hamburger sind bereit, hierher zu ziehen oder täglich zu pendeln", sagt Personalchefin Regina Busch.

Mit der Beteiligung an einem Programm, das speziell zur Nachwuchsgewinnung aufgelegt worden ist ("Frühstarter - Talente für die Wirtschaft"), will die Firma in Zukunft bei vor allem bei Hochschulabsolventen in der Region Boden gut machen. "Wir werden wir uns verstärkt engagieren, um Hochschulabgänger für uns zu interessieren", sagt Regina Busch.