Die Stadt Lüneburg und der Landkreis Harburg haben jetzt jeweils ein Elektroauto. Abendblatt-Reporterin Christiane Tauer war damit unterwegs.

Winsen. Steht er noch oder fährt er schon? So lautlos, wie sich der batteriebetriebene Fiat 500 in Bewegung setzt, sollte man lieber zweimal nachschauen, ob der Wagen bereits die Haltebucht verlassen hat. Aber tatsächlich, er fährt. Ein bisschen wie von Geisterhand geschoben kommt einem das Elektroauto schon vor, das seit knapp einer Woche den Fuhrpark des Landkreises Harburg ergänzt. Ein ebensolches Modell ist seit Kurzem auch für die Stadtverwaltung in Lüneburg unterwegs. Abendblatt-Autorin Christiane Tauer durfte gemeinsam mit Klimaschutzmanager Oliver Waltenrath zur Probefahrt starten.

Bevor es losgeht, muss zunächst aber noch die Kabelfrage geklärt sein. Heißt: Ein Adapterkabel zum Aufladen muss her, damit der Wagen an der Ladesäule der EWE mit frischem Strom betankt werden kann. Die steht bereits seit Monaten auf dem Parkplatz des Kreishauses und kann jetzt endlich genutzt werden. "Wir haben mittlerweile 50 öffentliche Ladesäulen in ganz Niedersachsen installiert", sagt Michael Lade, zuständig für den Geschäftskundenvertrieb der EWE in der Region Bremervörde/Seevetal, und drückt Waltenrath das versprochene Kabel in die Hand. Einige der Ladesäulen stehen auch im Landkreis Harburg, unter anderem in Tostedt, Buchholz und Rade. Noch ist das System im Aufbau.

"Man kann den Wagen aber auch an jeder normalen Standardsteckdose aufladen", sagt Waltenrath. Ob im Carport oder in der Küche, einfach Stecker rein und schon fließt der Strom in die Batterie. Einziges Manko ist die relativ lange Ladezeit. Während man an einer klassischen Zapfsäule keine fünf Minuten braucht, bis der Wagen mit sattem Benzinbauch wieder für lange Touren bereitsteht, dauert das Aufladen des Elektroautos sechs bis acht Stunden. Eben mal schnell ran an den Tropf ist also nicht. Als umweltbewusster Autofahrer muss man geduldig sein.

Gott sei Dank ist das Elektroauto des Landkreises bis zum Anschlag vollgetankt, sodass dem Start zur Probefahrt nichts mehr im Wege steht. "Schlüssel umdrehen und dann warten, bis er hochfährt", sagt Oliver Waltenrath und schaut auf die rötlich aufleuchtende Bordelektronik. Sie bestätigt noch einmal, dass die Batterie voll ist und der Wagen jetzt theoretisch bei maximal 105 Stundenkilometern 100 Kilometer am Stück zurücklegen könnte. So weit wollen wir aber gar nicht fahren, nur von Winsen nach Pattensen.

Und das geht ohne Probleme. Einzig das Automatikgetriebe ist etwas ungewohnt, vom Batterieantrieb hingegen ist beim Gasgeben nichts zu merken - bis auf die Stille. Dass die vor allem für Fußgänger und Radfahrer nicht ganz ungefährlich ist, merken wir bereits beim Verlassen des Parkplatzes.

Die anderen Verkehrsteilnehmer hören uns einfach nicht, und deswegen geht auch niemand zur Seite, wenn wir hinter ihm herfahren. Das bestätigt Jürgen Junge, Leiter des Fahr- und Postservices beim Landkreis, der mit dem Auto regelmäßig in der Stadt unterwegs ist. "Gerade viele Ältere erschrecken sich, wenn man auf einmal angefahren kommt und sie gar nichts gehört haben." Elektroautos sind eben immer noch Gewohnheitssache.

Ein bisschen höre sich der Wagen ja an wie ein Krankenfahrstuhl, sagt Oliver Waltenrath, als es über Luhdorf wieder zurück in die Stadt geht. Vor allem beim Beschleunigen fällt auf, wie leise surrend wir im Gegensatz zum laut dröhnenden klassischen Fahrzeug über die Straße gleiten. Das Beschleunigen selbst geht wie bei einem normalen Auto auch, nur bemerkt man einen Unterschied, wenn der Fuß vom Gas geht. Dann fällt die Geschwindigkeit viel schneller ab als gewohnt - ein Ausrollen scheint es nicht zu geben. "Mit dem Elektroauto wird man gewissermaßen zum vorausschauenden Fahren erzogen", sagt Waltenrath und zeigt noch einmal auf die Bordelektronik. Dort ist genau sichtbar, wie hoch der Verbrauch bei der jeweiligen Geschwindigkeit ist - im City-Modus ist er niedriger als auf der Landstraße - und wie viel Restleistung die Batterie noch hat. "Wenn 30 Prozent übrig sind, blinkt die Tankleuchte, bei 15 Prozent bleibt sie konstant rot". Dann sollte man schleunigst eine Ladesäule oder Steckdose anfahren, damit der Wagen nicht liegen bleibt. Übrigens: Auch zwischendurch kann man ohne Probleme Energie nachladen. Man muss nicht warten, bis die Batterie leer ist.

Als wir den Wagen wieder auf dem Kreishaus-Parkplatz abstellen, geht Waltenrath noch auf die technischen Trümpfe des Fiats ein, den die Hamburger Firma Karabag umgebaut hat und der für 45 000 Euro von jedermann käuflich erworben oder für monatlich 299 Euro geleast werden kann. "Eine Tankladung kostet 2,50 Euro, aber die reicht auch für 100 Kilometer." Ein normaler Fiat würde dafür Benzin zum Preis von rund zehn Euro benötigen.

Zusammengefasst: Ein mit Ökostrom betriebenes Elektroauto hat nicht nur eine gute Energiebilanz, weil es kein Kohlenstoffdioxid ausstößt, sondern lohnt sich auch zum Geldsparen - zumindest wenn sich der Anschaffungspreis erst einmal amortisiert haben sollte. Sollte eines Tages auch noch das Ladesäulennetz ausgebaut und die Laufleistung der Batterie höher sein, dürfte einer Straßentauglichkeit der Elektroautos nichts im Wege stehen.