Die Verwaltung in Lüneburg arbeitet zunächst internes Konzept zur Jugendhilfe in der Hansedtadt aus. Politik und Verbände sind noch nicht beteiligt.

Lüneburg. Die Hansestadt Lüneburg will ihre Jugendhilfe neu strukturieren. Derzeit laufen verwaltungsinterne Diskussionen und Abstimmungsprozesse über die Neuorganisation des Bereichs. Begleitet wird der Prozess von einer externen Firma, Politik und Jugendverbände allerdings sind bislang nicht eingebunden.

"Wir sind dabei, den Fachbereich umzuorganisieren. Die Abläufe und der Aufbau sollen neu strukturiert werden", sagt Stadtsprecherin Suzanne Moenck gegenüber dem Abendblatt. "Die Leitungsebene wollen wir verschlanken, die Basis stärken."

Dabei geht es vor allem um mehr Dezentralisierung und eine Verstärkung der Jugendarbeit in den einzelnen Stadtteilen. "Die Regionalbereiche sollen umstrukturiert werden", erklärt Suzanne Moenck. "Wir haben zurzeit drei Regionalbereiche, gehen aber davon aus, dass sich zwei Regionalbereiche leichter handhaben lassen. Unter dem Dach der Regionalbereiche soll die dezentrale Arbeit in den Stadtteilen noch weiter verstärkt und ausgebaut werden. Auch der Bereich Jugendpflege soll stärker regionalisiert und in den Stadtteilen verortet werden."

Die Umstellung auf weniger Regionalbereiche hatte das Deutsche Jugendinstitut bereits im Jahr 2008 in einem Gutachten angeregt, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte.

Nach Informationen des Abendblatts stehen Änderungen ebenfalls für den Aufgaben- und Einsatzbereich des Stadtjugendpflegers - seit 15 Jahren Hubertus Heinrich - an. Ob es mit Änderung der Struktur der Stelle auch eine Änderung ihrer Besetzung geben wird, ist offen. Die Stelle an sich steht jedoch nicht auf einer möglichen Streichliste. Suzanne Moenck sagt auf Nachfrage des Abendblatts: "Die Position des Jugendpflegers ist eine Pflichtaufgabe der Stadt laut dem Ausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz. Die kann gar nicht zur Disposition gestellt werden. Über die Ausgestaltung dieser wichtigen Aufgabe für die Zukunft wird diskutiert, ungeachtet von Personaldiskussionen."

Dass sich an anderer Stelle Personalien ändern, steht derweil schon jetzt fest: Sowohl Horst-Günter Kirch, Bereichsleiter Kinder und Familie, als auch Marlis Otte, Bereichsleiterin Zentrale Dienste der Jugendhilfe, werden demnächst in den Ruhestand gehen.

Der Stadtjugendring vermisst im bisherigen Prozess die Einbindung durch die Verwaltung. Der Vorsitzende Björn Adam sagt auf Nachfrage des Abendblatts: "Die Entscheidungen laufen sehr intransparent, ähnlich wie dem Verkauf der Musikschule und des Hauses der Jugend."

Die Öffentlichkeit werde offenbar erst die nötigen Details erfahren, wenn die Entscheidung verwaltungsintern getroffen sei. Der 23-Jährige bezeichnet die Entwicklung als "mehr als nur beunruhigend" und appelliert an die Stadtverwaltung, zentralen Jugendverbänden sowie dem Stadtjugendpfleger und dem Stadtjugendring mehr Verantwortung zu überlassen und sie personell und finanziell zu unterstützen.

Ideen wie das Partizipationsprojekt für mehr Mitarbeit von Kindern und Jugendlichen im Bereich kommunalpolitischer Entscheidungen könnten "von zentraler Stelle wie dem Stadtjugendpfleger und dem Stadtjugendring den richtigen Schwung für die ganze Stadt geben". Zwar führe der Stadtjugendring bereits Gespräche mit der Stadt und dem Oberbürgermeister, "aber wir würden gerne besser in die Entscheidungen und Prozesse eingebunden werden, bevor sie von der Verwaltung beschlossen und dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt werden".

Adam: "Wir freuen uns, die Jugendpolitik mitzugestalten und an den Entscheidungsprozessen teilzunehmen, um Fehlentwicklungen frühzeitig vorzubeugen." Den Trend, die Jugendarbeit immer stärker in die Stadtteile zu verlagern, beobachte der Stadtjugendring mit Sorge: "In einer Stadt dieser Größenordnung ist es kaum vorstellbar, dass alle Aufgaben der Jugendpflege in die Stadtteile wandern, ohne dass zentral Förderungen und Ansprechpartner vorhanden bleiben."

Die Verwaltung befinde sich derweil noch im Abstimmungsprozess, sagt Sprecherin Moenck, und werde das Konzept "rechtzeitig in den Gremien vorstellen". Sie sagt außerdem: "Es muss einer Verwaltung zugestanden werden, ein Konzept zunächst in Ruhe zu erarbeiten und dann Politik und Öffentlichkeit vorzustellen. Zumal, wenn es sich um eine Frage der inneren Organisation handelt."

Auch die Politik ist in den derzeit laufenden Prozess nicht eingebunden. Die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Regina Baumgarten (CDU), sagt gegenüber dem Abendblatt, sie gehöre "der Runde nicht an". Baumgarten erinnert daran, dass die Stadt vom Landkreis die Maßgabe erhalten hat, jährlich die Jugendhilfekosten zu überprüfen, 2014 soll zudem neu über die Summe verhandelt werden, die der Kreis der Stadt ersetzt.

Die Kosten der städtischen Jugendhilfe hatten vor anderthalb Jahren für das Aus der Koalition im Kreistag gesorgt. Denn der Kreis erstattet die städtischen Ausgaben, und laut Kreistags-CDU gibt Lüneburg mehr aus als vergleichbare Städte in Niedersachsen. Dazu hatte Regina Baumgarten bereits bei Abschluss des neuen Finanzvertrags zwischen Hansestadt und Landkreis im Juni 2010 gesagt: "Eine Deckelung der Summe auf Kosten der Jugendhilfe-Empfänger ist nicht verhandelbar."

Gegenüber dem Abendblatt sagt Baumgarten zu den geplanten Neuerungen: "Es darf nicht an Maßnahmen gespart werden, da hört der Spaß auf. Qualität und Quantität müssen weiterhin gewährleistet sein. Das wird uns sonst irgendwann auf die Füße fallen." Die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses erwartet, dass die Verwaltung genau erklärt, warum welche Veränderungen vorgenommen werden sollen.