Das Projekt Kinderforscher an der TUHH animiert den Nachwuchs, selbst zu experimentieren

Harburg. Warum kocht man Kaffee nicht mit ganzen Bohnen? Wie gehen Ingenieure mit der Schwerkraft an Brücken um? Was sind Enzyme? Was macht mein Müsli auf dem Laster? Welche Stoffeigenschaft beeinflusst die Farbe des Rotkohls? Wie arbeitet ein Forscher mit Versuchsreihen? Und wie wird man überhaupt Forscher? Fragen über Fragen! Fragen, die sich Grundschüler in den vergangenen drei Monaten gestellt haben - denn diese Kinder sind "Kinderforscher".

Nachwuchsförderung wird an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) groß geschrieben. Das Credo lautet: Von klein auf sich den Fragen des Lebens durch Experimente zu nähern, ist ein erfolgreicher Weg, ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs zu generieren. Das Projekt "Kinderforscher an der TUHH" zählt nicht nur landes-, sondern auch bundesweit zu den Erfolgsstorys auf diesem Gebiet. 500 Kinder, Lehrer und Eltern kamen am Mittwochabend ins Audimax I auf den Campus - Grundschüler berichteten über ihre Experimente im Klassenzimmer sowie in Laboren der TUHH und präsentierten ihre Ergebnisse - unter den wachsamen Augen des TUHH-Vizepräsidenten Professor Dieter Krause und des neuen Harburger Bezirksamtsleiters Thomas Völsch.

Lea Potrafke, 13, Achtklässlerin des Heisenberg-Gymnasiums in Eißendorf, ist eine Kinderforscherin der ersten Stunde. Die ehemalige Schülerin der Grundschule In der Alten Forst hatte als Drittklässlerin am ersten Pilot-Projekt teilgenommen und zwei Jahre später als Fünftklässlerin den Kinderforscher-Kursus für weiterführende Schulen besucht. In der siebten Klasse experimentierte sie in der Robotik-AG, danach in der Bioethanol-AG. "Im nächsten Schuljahr werde ich selbst Fünft- und Sechsklässlern beim Experimentieren anleiten", sagt Lea Potrafke. "Das Forschen ist für mich schon zu einer Berufsperspektive geworden: Ich möchte später Bauingenieurwesen studieren und dann im Baubetrieb arbeiten."

Die Kinderforscher an der TUHH wurden 2007 von Professor Andreas Liese, 45, und Gesine Liese, 45, gegründet. Zunächst startete das Projekt mit 125 Schülern. Fünf Jahre später nehmen jährlich bereits 600 Schüler aus 30 Schulen am dreimonatigen Kursus nach dem regulären Unterricht teil. Insgesamt sind bereits mehr als 1200 Schüler gefördert worden. Die Nachfrage ist weitaus größer. "Für den Ausbau fehlt uns Personal und Geld - wir suchen Sponsoren und Anleiter mit naturwissenschaftlichem Hintergrund", sagt Projektleiterin Gesine Liese.

"Es geht darum, Kinder von der Alltagsbeobachtung über das Experiment bis zur Forschung heranzuführen", sagt die Mathematik- und Chemielehrerin, die gemeinsam mit der Verfahrenstechnikingenieurin Julia Husung die Kinderforscher an der TUHH leitet. Beide wollen Schulkinder frühzeitig auf den Beruf des Forschers aufmerksam machen und sie durch das entdeckende Lernen für die Forschung begeistern. So lernen schon Grundschüler die Vorgehensweise der Forscher: recherchieren, experimentieren, präsentieren.

Ziel der Angebote ist die Förderung technisch-naturwissenschaftlich interessierter Kinder durch die Methode des entdeckenden Lernens. Professor Liese: "Die Kinderforscher schaffen im direkten und übertragenen Sinn Räume, damit Kinder in unserer digitalisierten Welt ihren Forschergeist entdecken können."